"Werdende Mütter müssen sich auf Einschränkungen am Krankenhaus St. Josef einstellen: Entbindungen sind ab dieser Woche bis voraussichtlich Ende September nur noch wochentags – von Montag, 6 Uhr, bis Freitag, 20 Uhr, möglich. Grund dafür ist die angespannte Personalsituation im Kreißsaal. Nicht nur der andauernde Fachkräftemangel wird spürbar, auch die Dauerbelastungen durch Corona, die Krankheitsausfälle und die Urlaubszeit zeigen Wirkung." Diese Ankündigung des Schweinfurter Krankenhauses St. Josef auf der Facebook-Seite der Klinik sorgt für Aufsehen, wurde sehr oft geteilt.
Viele Mütter gehen gerne zur Entbindung ins St. Josef. Auch aus Tradition: Wer dort selbst zur Welt gekommen ist als "Sepperele", wie die dort geborenen Kinder liebevoll genannt werden, bringt sein Kind auch gerne in dem Krankenhaus zur Welt.
Schon einmal war die Geburtsstation am St. Josef geschlossen: vom 24. Dezember 2019 bis zum 1. Januar 2020. Schon damals war Personalknappheit eine Ursache. Händeringend hatte das Krankenhaus, das von den Erlöserschwestern getragen wird, nach Hebammen gesucht.
Vergangenes Jahr waren Gerüchte aufgekommen, die Geburtsstation am St. Josef solle geschlossen werden. Das wies das Krankenhaus von sich. Krankenhausdirektor Norbert Jäger sagte damals: "Die Erlöserschwestern stehen voll hinter der Geburtshilfe." Die Gerüchte waren aufgekommen, als die Klinik über den Wegfall von Belegärzten informiert hatte. An dieser Situation hat sich nichts geändert. Für die Schließung des Kreißsaals an den Wochenenden sei aber die Lage der Hebammen ausschlaggebend, so Pressesprecherin Kathrin Kupka-Hahn.
"Unsere Hebammen sind seit Monaten im Dauerstress, den wollen wir ihnen nicht länger zumuten", erklärt Yvonne Riegel-Then, Personalleiterin und Mitglied der Geschäftsführung, in einer Pressemitteilung. Schließlich trage das Krankenhaus als Arbeitgeber Verantwortung und müsse seine Mitarbeiterinnen und deren Gesundheit schützen.
Personalsuche ist schwierig
Zudem sei es momentan sehr schwer, neue Mitarbeitende zu gewinnen. Nicht zuletzt, weil alle Krankenhäuser Personal suchen. "Einen Kreißsaal, der an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden rund um die Uhr besetzt ist, können wir mit der momentanen Personalstärke nicht vorhalten", so Yvonne Riegel-Then in der Mitteilung des Krankenhauses.
Die Situation soll sich in absehbarer Zeit entspannen: Ab Dezember beziehungsweise Januar werden laut Yvonne Riegel-Then zwei neue Hebammen am Krankenhaus St. Josef tätig sein.
Was passiert, wenn sich ein Kind am Wochenende ankündigt?
Die Geburtstation am Leopoldina nimmt die werdenden Mütter auf, wenn der Kreißsaal am St. Josef geschlossen ist, und sich zwischen freitags, 20 Uhr, und montags, 6 Uhr, ein Kind ankündigt. "Als unser Kooperationspartner ist das Team der Geburtshilfe dort bestens vorbereitet", fügt Riegel-Then hinzu.
Prof. Dr. Michael Weigel, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Leopoldina-Krankenhauses, betont: "Als Schwerpunktversorger und Perinatalzentrum der Region versorgen wir selbstverständlich rund um die Uhr ("24/7") alle Schwangeren, die hier am Leopoldina-Krankenhaus ihr Kind bekommen wollen oder aus anderen Gründen unserer Hilfe bedürfen. Unser Team ist allzeit gut gerüstet, um allen Frauen unter bestmöglicher medizinischer Versorgung eine individuelle Versorgung zu ermöglichen."
Da Geburten allgemein nicht planbar sind, schwanke die tägliche Geburtenzahl ohnehin zwischen drei und 15, so Weigel. "Daher konnten wir auch in der Vergangenheit bei temporären Schließungen des Kreißsaals im Krankenhaus St. Josef die Mehrbelastung stets gut auffangen und können dies auch weiterhin so leisten. Wir bitten aber um Verständnis, dass bei hoher Arbeitsbelastung auch einmal etwas mehr Flexibilität notwendig werden kann", so Weigel.
"Die Rettungsleitstellen sind informiert", sagt Pressesprecherin Kathrin Kupka-Hahn. Keine werdende Mutter müsse Angst haben, dass sie nicht versorgt wird. Risikoschwangerschaften würden ohnehin nicht im St. Josef aufgenommen, sondern gleich im Leopoldina betreut.
Wochenbettstation geöffnet wie bisher
Die Wochenbettstation am Josefskrankenhaus ist weiterhin geöffnet wie bisher, erläutert Kathrin Kupka-Hahn. "Die pflegerische Betreuung von Mama und Kind wird weitergehen." Niemand müsse befürchten, am Wochenende das Krankenhaus verlassen zu müssen.
Zwischen 600 und 700 Geburten gibt es im Jahr im Josef-Krankenhaus. Im Leopoldina kommen rund 1.600 Kinder im Jahr zur Welt.