Es gab einen Aufruf in den Sozialen Netzwerken. Es sollen sogar finanziell lukrative Angebote gemacht worden sein. Doch keine Hebamme hat sich gemeldet, die über Weihnachten und Neujahr im Krankenhaus St. Josef einspringen wollte. Der Kreißsaal wird deshalb vom 24. Dezember bis 1. Januar geschlossen.
"Wenn alle Möglichkeiten wegbrechen", so Krankenhausdirektor Norbert Jäger, und "alle Alternativen ausgeschöpft sind", so Pflegedirektor Stefan Werner, dann bleibe nur diese Option. Gebärende in dieser Zeit müssen ins Leopoldina-Krankenhaus ausweichen. Ärzte, Rettungsdienst und das Nachbarkrankenhaus seien informiert. "Es wird keine werdende Mutter unversorgt auf der Straße stehen", versichert Jäger.
"Wir werden es schaffen, was bleibt uns auch anderes übrig", bestätigt Ramona Kühlmann, die leitende Hebamme am Leopoldina-Krankenhaus, die Übernahme der Geburtshilfe für das St.-Josefs-Krankenhaus zwischen Weihnachten und Neujahr. Allerdings ist sie schon etwas verschnupft, dass ihrem Team gerade über die Weihnachtsfeiertage Mehrarbeit aufgebürdet wird, zumal schon im Normalbetrieb die Kapazitäten am Leo "grenzwertig" seien. Und was sie noch ärgert, dass das Josefs-Krankenhaus die Leo-Hebammen nicht persönlich über die Schließung des Kreißsaals informiert habe. "Wir haben es von Frauen erfahren, die an uns verwiesen wurden."
Dabei ist die Hebammen-Not am Josefs-Krankenhaus nicht erst vor Weihnachten entstanden. Schon lange sucht die von den Würzburger Erlöserschwestern getragene Klinik händeringend nach qualifizierten Geburtshelferinnen. Von den ehemals 8,5 Vollzeitstellen sind aktuell 6,5 besetzt, zum Teil mit Teilzeitkräften. Bei einem Vier-Schicht-System und rund 800 Geburten im Jahr bauen sich da im Laufe der Zeit viele Überstunden auf. "Unsere Hebammen sind kontinuierlich im gelben und roten Bereich", stellt Klaus Riegler, der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, fest. Das heißt, zwischen 40, 80 und 120 Überstunden stehen mitunter auf den Arbeitszeitkonten. Die Hebammen seien überlastet. "Jetzt muss dringend gehandelt werden."
Das ganze Jahr über habe man gemeinsam mit dem Arbeitgeber an mehreren runden Tischen nach Lösungen gesucht. Es gab Werbemaßnahmen an den Hebammenschulen, Aufrufe in Facebook, Gespräche mit den Belegärzten. Alles ohne Ergebnis. "Weil nichts auf dem Markt ist", bedauert Klinikdirektor Jäger, "und weil die freiberuflich tätigen Hebammen es nicht machen wollen." Gemeint ist die Arbeit im Kreißsaal. Die freien Hebammen seien meist in der Vor- und Nachsorge tätig. Der 24-Stunden-Schichtbetrieb an einer Klinik und die hohen Belastungen für eine Hebamme in der Geburtshilfe würden viele abschrecken.
Sogar die Hebammen am Leopoldina-Krankenhaus wurden gefragt, ob sie über die Weihnachtsfeiertag am Josefs-Krankenhaus einspringen würden. Diese sind zwar seit 2016 dort nicht mehr fest angestellt, sondern arbeiten als sogenannte Dienstbeleghebammen auf selbstständiger Basis, wie das in manchen anderen Häusern auch der Fall ist. Vertraglich sind sie aber trotzdem ans Leopoldina gebunden. "Wir dürfen an keinem anderen Krankenhaus Entbindungen machen, und wir wollen es auch nicht", stellt Ramona Kühlmann klar. Zudem sei das 16-köpfige Team mit 1600 Geburten im Jahr voll ausgelastet.
Als im Josefs-Krankenhaus schließlich auch die letzte Hoffnung mit der kurzfristigen Absage einer zum 1. Dezember eingeplanten Neueinstellung schwand, zog die Klinikleitung die Reißleine und entschied, den Kreißsaal zwischen den Jahren zu schließen, um Überstunden abbauen zu können. "Wir wollen unseren Hebammen eine Verschnaufpause gönnen." Als Arbeitgeber habe man auch eine Verpflichtung gegenüber seinen Angestellten, wirbt Pflegedirektor Werner um Verständnis für diese Entscheidung.
Die Suche nach Hebammen geht 2020 weiter
Doch wie geht es im nächsten Jahr weiter? "Wir wollen am 2. Januar wieder gestärkt ans Netz gehen", schaut Pflegedirektor Werner optimistisch nach vorne. Aber: "Wir brauchen Hebammen." Nicht nur um das Team am Josefs-Krankenhaus aufzustocken, sondern auch um die 2020 in den Ruhestand ausscheidenden Hebammen ersetzen zu können. Ziel sei es, wieder acht bis neun Stellen in der Geburtshilfe zu besetzen. "Wir würden auch freiberufliche Beleghammen neben festangestellten beschäftigen", hält Werner verschiedene Arbeitsmodelle für denkbar. Und Klinikdirektor Jäger wirbt gleichzeitig mit übertariflicher Bezahlung.
Die Suche nach Hebammen für das Josefs-Krankenhaus geht also weiter. Skeptisch sind sowohl Werner als auch Jäger, ob die Akademisierung der Hebammenausbildung den deutschlandweiten Fachkräftemangel beheben kann. "Ich glaube nicht, dass dies zu einer Verbesserung der Versorgung führen wird", meint der Krankenhausdirektor. Es bleibe nur die Hoffnung, dass sich wieder mehr junge Frauen für diesen Beruf finden.
mit einer Haftpflichtprämie hängen lassen, die so hoch war, dass fast das ganze Honorar dafür drauf gegangen wäre und dann wundert man sich, dass es zu wenige Frauen gibt, die sich diesen Beruf noch antun.
Ein AKW wie Grafenrheinfeld durfte ohne Haftpflichtversicherung betrieben werden, hier übernahm der Staat alle Haftungen aus dem Betrieb der Anlage. Aber Hebammen wurden fast ganz auf sich gestellt mit der Haftung aus ihrem Tun. Viel zu spät hat das Gesundheitsministerium erkannt, dass die Gefahr besteht eines Tages ohne Hebammen da zu stehen.
Zum Schutz der Mitarbeiter. Wäre dringend nötig, auch in anderen Bereichen im Krankenhaus derartig vorzugehen. Kann nicht sein, daß auf dem Rücken weniger Menschen (Hebammen, Pflegepersonal. Ärzte) das mangelhafte System unserer Gesundheitspolitik verteilt wird. Anscheinend stört das die wenigsten in der Bevölkerung, außer sie sind selbst mit dem Mangel konfrontiert. Da kann es dann schonmal sein, um seine egoistischen Forderungen durchzusetzen, verbal und körperlich in Aggressionen zu verfallen. Gegen die, die nichts dazu können
Wir haben ein TOP Gesundheitssystem
Aber wehe er ist wegen eines kleinen Aua unterwegs.
War es nicht vor genau 2019 Jahren genauso?
Damals hießen die Eltern Joseph und Maria und das Kind musste in einem Stall zur Welt gebracht werden.