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Kolitzheim
Kosten-Schock beim Schulhausneubau: Kolitzheim legt Planungen für größtes Bauprojekt auf Eis
Nach einer Neuberechnung sind die vorläufigen Baukosten auf 26 Millionen Euro hochgeschnellt. Das hat massive Konsequenzen: Die Gemeinde zieht die Reißleine.
Wo die frühere Hauptschule in Unterspiesheim steht und auf ihren Abriss wartet, sollte die neue Kolitzheimer Grundschule entstehen. Zu Jahresbeginn war Bürgermeister Horst Herbert noch optimistisch. Jetzt hat er die Planungen gestoppt. Der Grund: Die Kosten laufen aus dem Ruder.
Foto: Peter Pfannes (Archivfoto) | Wo die frühere Hauptschule in Unterspiesheim steht und auf ihren Abriss wartet, sollte die neue Kolitzheimer Grundschule entstehen. Zu Jahresbeginn war Bürgermeister Horst Herbert noch optimistisch.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 25.05.2024 02:41 Uhr

Damit hatte keiner der Verantwortlichen gerechnet: Sechs Millionen Euro mehr soll der geplante und viele Jahre diskutierte Schulhausneubau in Unterspiesheim nach einer aktuellen Neuberechnung des zuständigen Planungsbüros kosten. Auf dem neuen Preisschild steht jetzt 26 Millionen Euro.

Bereits im Finanzausschuss vergangene Woche war der Schock groß, als der Haushalt vorbereitet und die neuen Zahlen zum Abschluss der Vorentwurfsplanung bekannt gegeben wurden. Am Dienstag erfuhren nun alle Räte davon. Bürgermeister Horst Herbert nannte auch gleich die Konsequenzen: "Das geht so nicht. Wir können das als Gemeinde nicht leisten!"

Lesen Sie hier das Update und von Reaktionen aus den Reihen des Gemeinderats ...

Planungsbüro suchte nach Einsparmöglichkeiten

Aus diesem Grund werden alle Planungen für das größte Bauprojekt in der Geschichte Kolitzheims vorläufig gestoppt. Das bestätigt der Bürgermeister in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Am Donnerstag unterrichtete er in einer Videokonferenz die beteiligten Planungsbüros, das Architekturbüro Paptistella und das Büro Lernlandschaft über das Aus. Es werde vorerst keine weiteren Planungen geben, so Herbert, bis der Gemeinderat darüber entschieden hat.

Zwei Tage zuvor, im Gemeinderat, hatte Bastian Gärber (Büro Paptistella) zwar Einsparpotenziale aufgezeigt. So könnte auf Photovoltaikanlagen verzichtet und Fassaden und Außenanlagen günstiger gestaltet werden. Etwa 3,5 Millionen Euro würden dadurch eingespart. Blieben noch 22,5 Millionen Euro Gesamtkosten.

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Doch das reicht aus Sicht des Bürgermeisters nicht aus. Für ihn steht fest: Selbst wenn die Maßnahme mit voraussichtlich acht Millionen Euro gefördert wird, könnte sich die Gemeinde ein solches Bauvorhaben nicht leisten.

Anfangs standen Kosten von 15 Millionen Euro im Raum

Denn auch bei der Förderung gibt es noch Fragezeichen. Sicher sind auch nicht die derzeit ermittelten Baukosten. Herbert geht von weiteren Preissteigerungen aus, schließlich würde der Schulhausneubau frühestens bis 2027, nach seiner Ansicht sogar eher später fertiggestellt werden.

Bis 2023 rechnete Kolitzheim mit Gesamtbruttokosten von nur 15 Millionen Euro für den geplanten Neubau. Dieser sollte auf dem Gelände der früheren Hauptschule nach deren Abbruch entstehen. Im September stiegen die Baukosten schon einmal, und zwar auf 20 Millionen Euro, beide Summen jeweils ohne Förderung.

Warum Herbert jetzt bis zur Entscheidung des Gemeinderats die Reißlinie zieht, wird spätestens bei einem Blick auf die Kreditaufnahmen deutlich. Für die Jahre 2024 bis 2027 müsste die Gemeinde neue Darlehen von 31,4 Millionen Euro einplanen, davon allein 27,5 Millionen Euro für das neue Schulhaus. Zudem stehen weitere größere Bauvorhaben an.

Bürgermeister Herbert: Plan B ist nötig

"Dies ist für uns nicht darstellbar", meint er. Die Handlungsfähigkeit der Gemeinde wäre über Jahre eingeschränkt, weil sie sich extrem verschulden müsste. Das möchte Herbert der nachfolgenden Generation, dem künftigen Gemeinderat und Bürgermeister ab 2026, wenn er selbst nicht mehr kandidiert, nicht antun. 

Er wird deshalb "alles auf Anfang" stellen. In der nächsten Sitzung des Gemeinderates am 4. Juni, wenn der Haushalt verabschiedet werden soll, möchte er dem Gremium vorschlagen, über einen "Plan B" nachzudenken. Doch was wären mögliche Alternativen?

Jahrelange Diskussion um den geeigneten Standort

Dazu muss man zunächst wissen, dass viele Jahre zu diesem Thema heftig diskutiert wurde. Die Grundschule ist aktuell in den Gemeindeteilen Herlheim, Stammheim und Zeilitzheim untergebracht. Zunächst wurde der Neubau in Herlheim beschlossen.

Bei einem Bürgerentscheid am 26. März 2023 entschied sich die klare Mehrheit für Unterspiesheim als Standort der neuen Grundschule.
Foto: Daniel Peter | Bei einem Bürgerentscheid am 26. März 2023 entschied sich die klare Mehrheit für Unterspiesheim als Standort der neuen Grundschule.

Der Ratsbeschluss im Dezember 2022 stieß auf Widerstand, weshalb ein Bürgerentscheid im März folgte. Das Ergebnis: 1846 Wahlberechtigte sprachen sich für den Standort Unterspiesheim aus, nur 972 für Herlheim. Seitdem liefen die Planungen zum neuen Schulhaus.

Dieser mühsam entstandene Kompromiss ist mit dem Ende der Planungen jetzt allerdings hinfällig. Bürgermeister Herbert sieht derzeit keine Lösung für die Zukunft. Am ehesten noch einen Anbau an einem der drei Schulstandorte.

Anbau an einem der drei Schulstandorte als Alternative?

Doch die Gebäude in Stammheim und Zeilitzheim grenzen an Hochwasserbereiche von Main beziehungsweise Volkach; und in Herlheim kann aufgrund der Bebauung nicht angrenzend ein Erweiterungsbau entstehen, nur in einiger Entfernung. Vielleicht dürfe man beim Bauen nicht nur in der Breite denken, sondern womöglich auch in die Höhe, so Herbert. 

Einer von derzeit drei Standorten der Grundschule Kolitzheim befindet sich in Herlheim. Dort wie auch an den beiden anderen Standorten wäre ein alternativer Erweiterungsbau nicht oder kaum machbar.
Foto: Stefan Pfister | Einer von derzeit drei Standorten der Grundschule Kolitzheim befindet sich in Herlheim. Dort wie auch an den beiden anderen Standorten wäre ein alternativer Erweiterungsbau nicht oder kaum machbar.

Der Standort Unterspiesheim ist aus seiner Sicht keine Option für einen Ausbau des Bestandsgebäudes mehr. Eine Sanierung mache bei dem "Betonklotz" keinen Sinn, er sei eine "energetische Katastrophe". Auch Altlasten im Baukörper (Asbest, PCB), Brandschutz, Barrierefreiheit und zu wenige Klassenzimmer seien problematisch. 

Für ihn steht fest: "Die alte Hauptschule wird abgerissen. Mit diesem Gebäude kann man nichts mehr anfangen." Die ersten Vorarbeiten dazu haben kürzlich begonnen, nachdem die Fledermäuse ausgeflogen sind. Momentan läuft die Ausschreibung für die Abrissarbeiten.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand zu lesen, dass die Planungen für einen Schulhaus-Neubau gestoppt seien. Die Gemeinde habe entschieden, die PLanungen für eine zentrale Grundschule in Unterspiesheim nicht weiterzuverfolgen. Tatsache ist, dass der Bürgermeister einen vorläufigen Planungsstopp verhängt hat – nicht mehr. Auch hat der zuständige Gemeinderat über das weitere Vorgehen noch nicht entschieden. Wir haben den Artikel entsprechend korrigiert.

 
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  • Florian Evenbye
    Ist es klug, jetzt das alte Schulgebäude abzureißen? Das kostet einige Millionen Euro. Das kann man lange beheizen, bis man die Kosten erreicht hat. Solange es keine neue Planung gibt, erscheint mir das Geld- und Resourcenverschwendung.
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  • Peter Koch
    Wenn man so einen Neubau einfach bleiben lassen kann, dann ist er anscheinend gar nicht notwendig. Warum wird dann überhaupt geplant und dafür Geld rausgeschmissen.
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  • Frank Widmaier
    Tja, hätte man den Rat undxdessen Berater machen lassen, gäbe es wohl schon eine Lösung. Auch teuer und vlkt nicht das grosse schöne Projekt.

    Aber unter den aktuellen Bedingungen wird jetzt wihl eine ebenso teure (wue jetzt) kleinere Planung realisiert, duevuU ein kleinerer, schlechterer Kompromiss wäre, wie das Ursprungsprojekt.

    Denke ich an unsere alte Schmiede in Gochsheim - hier hat die Regierung mehrfach verschleppt. Auch hier gab es imner wieder Zusatzkosten.... Förderungen hin oder her... wir könnten weiter sein... und am Ende nach der Umsetzung wird es auch teurer aks wenns wir in der letzten Periode noch begonnen hätten
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  • Matthias Braun
    und hätte man sich damals für Herlheim entschieden wäre die Schule jetzt schon fast fertig. Es hätte auch das ein oder andere Problem gegeben, das jedoch vermutlich schneller gelöst worden wäre. Natürlich konnte niemand wissen dass Ukraine Krieg Energiekosten —> Inflation und und und die Kosten in die Höhe getrieben haben. Hoffentlich findet man jetzt bezahlbare Lösungen.
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  • Karl Weikert
    Da lache ich aber laut, der Zeitverzug nach der demokratisch korrigierten finalen Entscheidung für den Standort Usp war größtenteils der dilettantische Ausschreibung der Planung und Gewerke durch die Gemeinde geschuldet.

    Der einzige zeitliche Unterschied Herlheim vs. Usp ist der Abriss der alten Schule. Demgegenüber steht aber ein Zeitaufwand für die Erschließung in Herlheim.

    Die Behauptung dass die Schule in Herlheim heute schon gebaut wäre ist also totaler Blödsinn und entbehrt jeglicher Realität und Logik.

    Das Kernproblem für die ausufernden Kosten ist, dass dem Architekten kein Budget gesetzt wird und ein wahrer Prunkbau errichtet werden soll (was auch unabhängig vom Standort ist, d.h. auch in Herlheim passiert wäre)
    Was spricht gegen ein funktionales viereckiges Gebäude?

    Und der Abriss der alten Schule in Usp, der argumentativ immer gerne als Zusatzkosten gegen Usp als Standort genutzt wurde, würde (wie von der Initiative ständig gepredigt) jetzt trotzdem kommen.
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  • Matthias Braun
    😂🤣 Ende 2022 wurde doch beschlossen die Schule in Herlheim zu bauen, dann kam doch im März 2023 glaube ich der Bürgerentscheid und die Entscheidung die Schule in Unterspiesheim zu bauen. Das sind jetzt über 1,5 Jahre seit dem ursprünglichen Plan in Herlheim.

    Die Fläche zu erschließen dauert ca. ein halbes Jahr. Planungen + Ausschreibungen ist mit einem Jahr auch ein realistischer Zeitrahmen.

    Man würde jetzt aktuell etwas sehen in Herlheim. 🚧🦼 🏤 und wäre zumindest in der Bauphase.

    Durch die ewigen Diskussionen um den Schulstandort haben wir jetzt explodierende Preise bei den Baukosten durch die Inflation und gestiegene Materialpreise . Und jetzt soll die Gemeinde und das Architekturbüro dafür schuld sein. 🤣😂Wäre man 2022 beim Standort Herlheim geblieben hätte man auch Probleme lösen müssen , wäre aber mit geringeren Kosten aktuell schon in der Bauphase.

    Jede Verzögerung macht ein Projekt immer teurer. Dem Architekten das in die Schuhe zu schieben ist zu einfach.
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  • Matthias Braun
    In Herlheim hätte man vor mehr als einem Jahr mitten auf der grünen Wiese bauen können, vermutlich und sehr wahrscheinlich zu deutlich geringeren Kosten. Jetzt muss man sehen, dass man halbwegs den finanziellen Rahmen einhalten kann.
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  • Karl Weikert
    Erst gibt es viel Streit, da der BGM nebst diversen Gemeinderäten auf einem vermeintlich noch teureren Standort bestanden und nur durch einen Bürgerentscheid umgestimmt werden können.Daraufhin tritt die 2. BGM als Fürsprecherin für den gescheiterten Standort frustriert zurück.

    Anschließend plant die Gemeinde nach Aussage BGM mit massivem Aufwand den Neubau, vergaß aber offensichtlich dem Architekten einen Kostenrahmen zu setzen, woraufhin ein Prachtbau mit 4 Türmen und Steckparkett herauskam.
    Ob goldene Wasserhähne auch dabei waren ist nicht bekannt. Ist logisch, der Architekt wird nach HOAI bezahlt, d.h. er erhält x-% der Bausumme als Honorar, je teurer desto besser also. Erste Ausschreibung der Gemeinde?

    Ein Schelm ist der Böses denkt, aber plötzlich bewahrheitet sich der ursprüngliche Wille des BGM nebst diverser Gemeinderäte.

    Statt im Interesse der Gemeinde zu handeln, steht für so manchen wohl eher das eigene Ego im Vordergrund.
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