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Gerolzhofen
Kita im alten Butterwerk: Schnelle Lösung für fehlende Betreuungsplätze in Gerolzhofen endgültig vom Tisch
Per Antrag versuchte Benedikt Friedrich (CSU) das Angebot einer privat gebauten Kita zu retten. Die Stadtratsmehrheit lehnte das ab. Die Investoren reagieren jetzt.
Der Vorschlag, in einem Teil des früheren Butterwerks in der Kolpingstraße in Gerolzhofen, eine Kita zu errichten, dürfte nach der jüngsten Abstimmung im Stadtrat endgültig gescheitert sein.
Foto: Anand Anders | Der Vorschlag, in einem Teil des früheren Butterwerks in der Kolpingstraße in Gerolzhofen, eine Kita zu errichten, dürfte nach der jüngsten Abstimmung im Stadtrat endgültig gescheitert sein.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 09.03.2024 02:42 Uhr

Vor zwei Wochen hatte der Gerolzhöfer Stadtrat eine Entscheidung über eine mögliche Anmietung einer privat errichteten Kindertagesstätte (Kita) im früheren Butterwerk noch vertagt. An diesem Montag ist diese auf dem Ratstisch liegende Lösung der Frage, wie und wo in der Stadt die dringend benötigten Betreuungsplätze für Kinder relativ schnell entstehen können, faktisch gestorben. Dies sehen mittlerweile auch die beiden privaten Investoren so, die der Stadt dieses Angebot unterbreitet haben.

Einen letzten Rettungsversuch für eine mögliche Kita im früheren Butterwerk hatte Stadtratsmitglied Benedikt Friedrich (CSU) unternommen, nachdem die CSU-Fraktion vor zwei Wochen mit einem ähnlichen Antrag bereits gescheitert war. Er scheiterte am Montagabend allerdings mit allen drei damit zusammenhängenden Abstimmungen. Neben der insgesamt nur mit drei Köpfen – also mit halber Stärke – im Gremium vertretenen CSU-Fraktion, unterstützte nur die SPD-Fraktion und Thomas Vizl (Geo-net) den Antrag des Kinder- und Jugendreferenten Friedrich.

In den entscheidenden zwei Punkten ging es Friedrich darum, nochmals die Kosten für eine von der Stadt gemietete Kita im Butterwerk denen für eine aus Container-Modulen erstellten Einrichtung auf dem Freibad-Gelände des Geomaris direkt vergleichbar und auf Basis fundierter Daten gegenüberzustellen. Beide Punkte aus Friedrichs Antrag fanden mit 7:8 bzw. 8:8 Stimmen keine Mehrheit im Stadtrat.

Friedrich: "Recht auf schönen und guten Kindergarten"

Friedrich hatte zuvor eindringlich für seinen Antrag geworben. Er sagte unter anderem: Die Gerolzhöfer hätten ein Recht auf einen schönen und guten zusätzlichen Kindergarten, der schnell und für die Stadt finanzierbar errichtet werde. Der gültige Stadtratsbeschluss vom 24. April 2023 für eine Kita auf dem Geomaris-Gelände stünde dem entgegen.

Zudem sei im zurückliegenden Jahr "sehr wenig passiert", um diesen Beschluss umzusetzen, stellte Friedrich unzufrieden fest. Dies wollte Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) so jedoch nicht stehen lassen und verwies auf viele Absprachen mit Behörden und dem möglichen Betreiber, die es hinter den Kulissen seit dem Frühjahr 2023 gegeben habe.

Was Friedrich stört, ist der Zeitrahmen für eine von der Stadt selbst errichtete Kita. Würde die Stadt an diesem staatlich geförderten öffentlichen Bauvorhaben festhalten, dürfte dort frühestens im Jahr 2028 eine Kita eröffnen, sagte er. Eine privat errichtete Kita dagegen dürfte in maximal zwei Jahren fertiggestellt sein. Diesen Zeitvorteil sollte der Stadtrat nicht außer Acht lassen und das Angebot, beide Varianten nochmals direkt miteinander zu vergleichen, "nicht einfach wegwischen", indem das Gremium an dem gefassten Beschluss für eine Kita am Geomaris auf Biegen und Brechen festhält.

Knappe Frist für Datenerhebung stößt auf Kritik

Friedrichs Antrag sah vor, dass die Stadtverwaltung bis Ende März die notwendigen Vergleichsdaten beider Kita-Bauten recherchiert bzw. ein Büro damit beauftragt. Diese sollten dem Stadtrat dann vorgestellt werden, damit dieser über das weitere Vorgehen abstimmt und gegebenenfalls seinen Beschluss für eine Kita in Modulbauweise aufhebt.

Bürgermeister Wozniak meinte auf eine Frage von Vizl, dass es nicht zu beantworten sei, ob innerhalb dieser kurzen Frist die geforderten Daten überhaupt zu erhalten seien. Die Verwaltung sei hier schließlich auch abhängig von Dritten. Und es gebe nur noch eine Stadtratssitzung in diesem Monat, am 18. März.

Günter Iff (Freie Wähler) brachte ins Spiel, für das Zusammentragen der Vergleichsdaten mehr Zeit einzuräumen, etwa bis Anfang Juni. Dies ermögliche es den Butterwerk-Investoren offene Fragen, etwa zu Modalitäten der Pacht oder auch ein Raumbuch für eine Kita, zu beantworten. Diese Vorarbeiten seien auch deren Aufgaben und nicht die der Stadt, betonte Iff.

Stadtrat stößt Planungsvergabe an

Erich Servatius (SPD) begrüßte Iffs Vorstoß, wünschte sich allerdings ein kleineres Zeitfenster. Kindergartenreferentin Stefanie Döpfner (Geo-net) schlug daraufhin den 1. Mai vor. Frühestens ab diesem Tag, so sieht es ein im späteren Verlauf der Sitzung mit 13:3 Stimmen gefasster Beschluss vor, beauftragt die Stadt ein Büro mit der Durchführung des Planungsverfahrens nach Vergabeordnung (VgV-Verfahren) für eine Kita in Modulbauweise auf dem Geomaris-Gelände.

Nach Aussage von Johannes Lang, dem geschäftsführenden Beamten der Verwaltungsgemeinschaft, dürfte es realistischerweise ohnehin frühestens im letzten Quartal 2024 so weit sein, dass die Stadt einen Planer mit dem Bau der Kita auf dem Geomaris-Gelände beauftragen kann. Grundsätzlich könne der Stadtrat bis dahin auch noch von seinem Beschluss zurücktreten, etwa zugunsten einer gemieteten, privat errichteten Kita.

Investoren möchten nicht länger warten

Die Besitzer des früheren Butterwerks, René Kühl (rechts) und Christoph Rosentritt, hatten der Stadt angeboten, in dem Bestandsbau eine Kindertagesstätte einzurichten.
Foto: Anand Anders | Die Besitzer des früheren Butterwerks, René Kühl (rechts) und Christoph Rosentritt, hatten der Stadt angeboten, in dem Bestandsbau eine Kindertagesstätte einzurichten.

Zumindest für das alte Butterwerk ist diese Möglichkeit mit der Stadtratssitzung am Montagabend in sehr weite Ferne gerückt. Denn, wie der Gerolzhöfer Unternehmer René Kühl, dem das Gebäude zusammen mit Stadtratsmitglied Christoph Rosentritt (CSU) gehört, am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte, sehen sie als Investoren keine Chance mehr für eine Kita in dem Bestandsbau an der Kolpingstraße. Sie würden jetzt mit den Planungen fortfahren, in dem für die Kita vorgesehenen Bereich Wohnungen zu bauen.

Dies wäre für sie von Anfang an die einfachere Lösung gewesen. Dennoch hätten sie der Stadt das Angebot einer Kita gerne unterbreitet, weil sie bis heute davon überzeugt gewesen seien, hier für die Stadt Gerolzhofen etwas Gutes umsetzen zu können, sagt Kühl.

Kühl und Rosentritt hatten Ende vergangenen Jahres der Stadt den Vorschlag unterbreitet, eine Kita zu errichten. Als Frist für eine Entscheidung hatten sie Ende März gesetzt. Durch das Prozedere im Stadtrat, das sie seitdem mitansehen mussten, habe er nicht erkennen können, dass die Stadt wirklich an die von ihnen vorgeschlagene Lösung geglaubt hat. "Und ich habe den Glauben verloren, dass hier noch etwas Sinnvolles entstehen kann", sagt Kühl.

 
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  • Andrea Bujupi
    Es ist unfassbar. Echt traurig . Leider haben unsere Kinder nicht wirklich eine Möglichkeit sich gegen so einen Irsinn zu wehren. Die Plätze werden dringend gebraucht das ist schon so lange bekannt. Wir haben einen massiven Fachkräftemangel in allen Bereichen. Jedoch ist es gerade den Frauen oftmals nicht möglich so ohne weiteres wieder zurück in den Job zu kehren. Es scheidert oft an der Qualitativen Betreuung der Kinder. Da es einfach zu wenig Plätze und Möglichkeiten der Betreuung gibt. Das Warten und bangen um einen Betreuungsplatz. Nicht zu wissen ob man wie geplant wieder arbeiten gehen kann. Dies ist die momentane Realität. Und dann liest man so einen Artikel. Obwohl es bereits konkrete Lösungen gibt, wird es einfach wieder weiter und weiter verschoben um irgendwelche Statistiken/Zählungen
    zu erheben. Es macht den Eindruck man warte darauf, dass sich das Problem in Luft auflöst.

    An erster Stelle sollte die Zukunft unsere Kinder stehen. Sie sind die Generation von morgen.
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  • Edith Kram
    @GF:
    Absicht oder Zufall, dass die CSU-Fraktion bei dieser wichtigen Entscheidung nur halb vertreten war.
    Andererseits wurden die Stadtratsmitglieder gewählt, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Ehrenamtlich oder nicht.

    Was aber fest steht, ist die Stellung unserer Kinder in Gerolzhofen.

    Ob Schulhaus-Neubau oder KiTa - kein Geld. kein Platz, kein Plan.

    Auch frage ich mich, wer hier ein "falsches Spiel" treibt, war dort erst in der MainPost zu lesen, dass das BRK als zukünftiger Kindergarten-Träger keine Container will.

    Zudem erscheint mir das "Zahlenproblem" durchaus nur vorgeschoben zu sein.
    Was wohl auch daran liegt, dass im zuständigen Amt anscheinend keiner sitzt, der so richtig rechnen kann.

    Die beiden Bauherren haben den Umbau des Butterwerks sicherlich schon durchgerechnet und könne Zahlen nennen.
    Und ich müßte mich täuschen, wenn die Pacht für die KiTa sehr viel höher wäre als ein Kredit für den Neubau.

    Aber - es geht ja nur um unsere Zukunft, unsere Kinder.
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