Das Areal neben den denkmalgeschützten Ensemble von Altem Gymnasium, Alter Reichsvogtei und Stadtschreiberhaus sieht seit Monaten genau danach aus, was es ist: eine verlassene Baustelle. Über die Reste der Grabungen, die 2020 frühe Siedlungsrelikte Schweinfurts zu Tage gebracht hatten, wachsen Gras und Wildkräuter. Das Projekt, das in den vergangenen Jahren immer wieder umgeplant und abgespeckt wurde, liegt auf Eis; aus finanziellen Gründen. Bis 2026 sind keine Gelder eingeplant.
Die SPD wollte das nicht so einfach hinnehmen. Ihre Forderung in den Haushaltsberatungen im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates: Der Einstieg in das Projekt, sich selbst unter Zugzwang setzen. Denn genau das wäre das Ergebnis des SPD-Antrags, im nächsten Jahr das Haus Obere Straße 13 abzureißen. Dieses Haus steht an der Stelle, wo der Neubau für das künftige Kulturforum entstehen soll; verbunden mit einem Zwischenbau hin zum alten Ensemble.
Was wären die Folgen, würde die Stadt das Haus in der Oberen Straße abreißen?
500.0000 Euro solle man für den Abbruch einplanen, so SPD-Stadtrat Peter Hofmann. Zum einen, weil das leerstehende Haus Obere Straße 13 ein "Schandfleck" sei, zum anderen, um ein Zeichen zu setzen, "dass wir das Kulturforum wollen". Würde man das Haus abreißen, beispielsweise Ende 2023, müsste man in 2024 mit dem Neubau beginnen.
Der SPD war also durchaus bewusst war, was die Folgen wären, die Schweinfurts Ordnungsreferent Jan von Lackum im Gegenzug aufzeichnete. Würde man das Gebäude abreißen, würde die gemeinsame Wand zum Nebengebäude frei liegen. Das sei nicht nur energetisch, sondern auch statisch ein Problem, wenn die Stadt nicht zeitnah mit dem Neubau beginne. Was nicht zuletzt bedeute, dass man im Jahr 2024 Investitionen von "15 Millionen Euro plus X" einplanen müsste.
Was nicht machbar ist, meint Oberbürgermeister Sebastian Remelé: "Wir brauchen eine Atempause." Finanziell. Auch wenn Remelé den Einstieg in das Projekt Kulturforum gerne hätte, "sie sprechen mir aus der Seele". Er halte, nicht zuletzt als Kulturreferent der Stadt, an dem Projekt fest und würde dies dringend auch dem Rat empfehlen. Auch, weil das Kulturforum ein "handfester Beitrag zur Belebung der Innenstadt" wäre.
Rein rechtlich könnte der Bau des Kulturforums sofort beginnen
Mit dem Abriss, so meinte Klaus Rehberger (CSU), würde man "eine Bauruine schaffen, die jahrelang steht", nachdem bis 2026 "kein müder Euro" für das Kulturforum eingeplant sei. Was Georg Wiederer (FDP) gerne ändern würde. Er forderte ein "deutliches Bekenntnis zum Kulturforum". Man müsse über Prioritäten nachdenken.
Und gerade dann investieren, wenn die Zeiten schwierig seien, meinte Peter Hofmann; so wie es Unternehmen und auch andere Städte tun würden. Eigentum verpflichte: "Wenn wir jetzt nichts an den Gebäuden machen, wird es noch teurer." Theoretisch wäre ein Einstieg in das Projekt jederzeit möglich, zumindest "rein rechtlich", erklärte Jan von Lackum. Die Baugenehmigungen lägen vor.
Wie sieht der Gegenvorschlag der Stadtverwaltung aus?
Aber: Die Verwaltung blieb bei ihrer ablehnenden Haltung gegen den SPD-Antrag. Stadtbaumeister Markus Sauer stellte einen Gegenvorschlag vor. Danach würde die Stadt im nächsten Jahr den an das Stadtschreiberhaus angrenzenden Flachbau abreißen lassen, die Mittel könne man aus Restbudgets nehmen. Anschließend soll auf der Fläche Rasen angesät werden, um das Areal "optisch aufzuwerten". Eine Ausschreibung der Arbeiten habe man schon vorbereitet. Würde die Baustelle allerdings zugemacht und ansehnlich hergerichtet, "dann bleibt das wohl länger", meinte Adi Schön (Freie Wähler). Auch wenn er zustimmte, dass etwas passieren müsse.
Es wird also Gras über die Sache wachsen, zumindest im übertragenen Sinn. Die Zeit bis zum Start ins Projekt Kulturforum sollte man nutzen, um über das Konzept nachzudenken, meinte Ralf Hofmann. "Damit es tatsächlich auch für Veranstaltungen genutzt werden könnte." Von dem ursprünglichen Konzept sei in seinen Augen nur ein stadtgeschichtliches Museums-Projekt geblieben.
Plädoyer für das Kulturforum an sich und einen Zeitaufschub
Eine Bemerkung, die der OB so nicht stehen lassen wollte. Damit werde das Kulturforum kleingeredet. Die Abteilung Stadtgeschichte sei nur in der Reichsvogtei vorgesehen, im Neubau sollten Wechselausstellungen möglich sein, das Alte Gymnasium werde Raum für Aktionen bieten. Sein Versprechen: Er werde das Projekt wieder aufnehmen, wenn "ich denke, dass wir uns das leisten können".
CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk betonte, die CSU stelle das Kulturforum nicht in Frage. Es sei eine wichtige Einrichtung für die Innenstadt, "die alle wollen". Allerdings sollte man abwarten, wie sich das kommende Jahr finanziell gesehen für die Stadt entwickle und dann einen Fahrplan für das Kulturforum aufsetzen.
Der Antrag der SPD fand nur drei Befürworter und ist damit abgelehnt.
https://www.schweinfurt.de/kultur-event/aktuelles/6958.Kulturforum-Entwurf-aus-Koeln-ueberzeugt-das-Preisgericht.html
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zum Thema Pfannäcker: Besuchen Sie einmal die Gartenstadt! An der Ecke Bauvereinstraße/Fritz-Soldmann-Straße wurde ein Wohnblock des Bauvereins abgerissen, der seit Jahren nicht mehr bewohnt ist. Machen Sie dann einen Spaziergang durch den gesamten Baubestand des Bauvereins zwischen Fritz-Soldmann-Straße und Galgenleite und achten Sie darauf, wie viele Wohnungen noch genutzt werden. Es sind nicht mehr viele und es werden immer weniger, weil die Häuser um die hundert Jahre alt und nicht mehr renovierungsfähig und renovierungswürdig sind. Über kurz oder lang wird dort eine riesige Fläche für neue Wohnungen frei. Ob dann Wohnblocks wie bisher entstehen oder, was ich lieber wünschen würde, Einfamilienhäuser oder Doppelhäuser, kann man wegen der komplizierten Eigentumsfragen nicht voraussagen. Sie, lieber Andy 25, bräuchten dann aber sicher nicht auch noch die Mönchsleite und die Pfannäcker zu versiegeln.
Bei den Pfannäckern ist das Bauen in noch weitere Ferne gerückt als vor 20 Jahren. Am 21.02.03(!) stand in der MP: "Stadt wächst um die Pfannäcker":
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/stadt-waechst-um-die-pfannaecker-art-2071304
Es ist politisches Versagen, wenn die Stadt seit Jahrzehnten nahezu keine Baugrundstücke für junge Familien mehr anbieten kann, diese geg. ihren Willen ins Umland ausweichen müssen, das immer mehr zersiedelt wird, die täglichen Fahrwege für Arbeitnehmer, Gymnasiasten etc. länger werden, die Freizeit kürzer, der ÖPNV schlechter ist, der Sprit immer teurer wird, Pendler in existenzielle Nöte kommen - und Einkommensteuer für SW verloren geht, die Stadt überaltert, das Bürgertum abnimmt und soziale Unausgewogenheit, Abhängigkeit von Gewerbesteuer & Krisenanfälligkeit zunehmen.
Alles ist schlechter! Was sagen die CSU-Stadträte dazu?