Noch können die beiden Schulverbände in Gerolzhofen nicht klagen: Die finanzielle Situation sowohl für die Grundschule als auch Mittelschule Main-Steigerwald sieht aktuell gut aus. Sie verabschiedeten in den Sitzungen ihre Jahresrechnungen für das Jahr 2022 sowie ihre Haushalte für das laufende Jahr jeweils einstimmig und ohne Diskussion.
Die neue Haushaltssatzung für den Schulverband „Gerolzhofen Grundschule“ hat ein Volumen von 1,07 Millionen Euro. Der Verwaltungshaushalt steigt um 52.000 Euro auf nunmehr 830.000 Euro an. Der Vermögenshaushalt beträgt 240.500 Euro. Trotz steigender Schulmieten und höherer Kosten für die Schülerbeförderung und das Personal muss die Schulverbandsumlage nicht erhöht werden.
Mehr Schüler in der Grundschule, Stagnation in der Mittelschule
Wie bisher zahlen die Grundschule-Mitgliedsgemeinden 2000 Euro pro Schüler. Möglich ist dies allerdings nur durch die stark gestiegene Schülerzahl: Mit 349 werden 24 mehr unterrichtet als im Jahr zuvor. Weil aber ab dem Jahr 2025 einige Kinder weniger die Grundschule besuchen werden, wird laut Prognose von Kämmerer Borchardt die Umlage auf 2150 Euro steigen. Hinzu kommt eine Investitionsumlage von 317 Euro pro Schüler.
Der Schulverband für die Mittelschule hat seinen Haushalt mit einem Gesamtvolumen von 1,12 Millionen Euro beschlossen. Weil dort die Schülerzahlen stagnieren (302 statt 301 Schüler), zugleich höhere Ausgaben zu erwarten sind, darunter ebenfalls eine Erhöhung der Schulhausmiete sowie Mehrkosten beim Gebäudeunterhalt, wurde die Schulverbandsumlage um 200 Euro auf 2200 Euro erhöht. Die zusätzliche Investitionskostenumlage beträgt derzeit 319 Euro.
Staatliche Förderungen für Digitalprojekte noch nicht geflossen
Weil die Zahl der Schüler in der Mittelschule bis 2026 voraussichtlich steigt, wird sich die Umlage ab diesem Zeitpunkt auf 1850 Euro verringern. Bislang nicht umgesetzt wurden in beiden Schulen die geplanten Vorhaben für digitale Klassenzimmer und digitale Bildungsinfrastruktur. Das liegt laut René Borchardt lediglich an den noch nicht geflossenen Zuweisungen der Bundes- und Landesmittel von 176.000 Euro für die Mittelschule und 164.000 Euro für die Grundschule. Aus diesem Grund ergaben sich erhebliche Abweichungen bei beiden Vermögenshaushalten gegenüber den Ansätzen.
Der Kämmerer teilte außerdem mit, dass beide Schulverbände keine Kredite für Investitionen aufnehmen müssen und auch keine Verpflichtungsermächtigungen festgesetzt werden. Die örtlichen Rechnungsprüfungen für beide Verbände ergaben nur wenige und kleinere Feststellungen.
In zwei Jahren werden die Umlagen gravierend ansteigen
Das war's dann mit den guten Nachrichten. Beim genaueren Blick auf die Finanzpläne der beiden Schulverbände wurde eines offensichtlich: In den folgenden Jahren werden die Ausgaben und damit einhergehend die Umlagen erheblich steigen. Der Grund dafür ist schon lange bekannt: Am bisherigen Standort am Lülsfelder Weg soll, so lautet die aktuelle Planung, ein gemeinsamer Schulhausneubau für die Grund- und Mittelschule errichtet werden.
Nach der im Januar öffentlich gewordenen Kostenexplosion auf fast 60 Millionen Euro legte Borchardt nun einen aktualisierten Finanzplan vor. „Ab 2026 geht es richtig ins Geld“, kündigte er in der Sitzung des Schulverbandes der Grundschule an. Obgleich einiger Unwägbarkeiten, vor allem hinsichtlich des bislang nicht bekannten Förderanteils der Regierung am Neubau, listete der Kämmerer exakte Zahlen für die künftigen Investitionsumlagen auf.
Borchardt plant bis zum Jahr 2030 zunächst rund 18 Millionen Euro auf beide Schulverbände umzulegen. Die einzelnen Umlagen wird er dann in die jeweiligen gemeindlichen Haushalte übernehmen. Der Kämmerer geht derzeit übrigens von einer Gesamtbausumme von 43 Millionen Euro (exklusive Turnhalle) für seine Berechnungen aus und nicht von den fast 60 Millionen Euro (inklusive Turnhalle), die Bürgermeister Thorsten Wozniak auf Anfrage dieser Redaktion im Dezember mitgeteilt hatte.
Für Grundschule werden bis 2030 über sieben Millionen Euro angesetzt
Der Grundschule-Schulverband kalkuliert in seinem aktuellen Haushalt 2024 zunächst mit einer moderaten Umlage für Investitionen von 100.000 Euro. Im darauffolgenden Jahr ist eine Viertelmillion Euro eingeplant, bevor ab dem Jahr 2026 dann eine Gesamtsumme von über 1,4 Millionen Euro jährlich zu Buche schlagen wird.
Insgesamt 7,6 Millionen Euro werden auf diese Weise bis 20230 für den auf die Grundschule umzulegenden Anteil am Schulhausneubau fällig. Konkret bedeutet dies für die Grundschule-Mitgliedsgemeinden: Die Stadt Gerolzhofen muss im genannten Zeitraum 4,6 Millionen Euro zahlen, Oberschwarzach 1,3 Millionen Euro, Frankenwinheim 829.000 Euro und Lülsfeld 825.000 Euro.
Elf Millionen Euro müssen Mittelschule-Mitgliedsgemeinden beisteuern
Noch gravierender sind die Auswirkungen für die Schulverbandsmitglieder der Mittelschule. Für sie ist bis 2030 eine für die Mittelschule anteilige Investitionsumlage von insgesamt 11,4 Millionen Euro (ab 2026 jährlich 2,2 Millionen Euro) eingeplant.
Auch hier ist Gerolzhofen der Hauptlastträger mit 3,6 Millionen Euro, gefolgt von Kolitzheim (zwei Millionen Euro), Sulzheim (1,2 Millionen Euro), Oberschwarzach (eine Million Euro), Michelau (963.000 Euro), Donnersdorf (920.000 Euro), Dingolshausen (621.000 Euro), Frankenwinheim (560.000 Euro) und Lülsfeld (341.000 Euro).
Die Berechnung der Umlagen erfolgt nach der Anzahl der Schüler aus den einzelnen Gemeinden. Zur Verdeutlichung: Während die aktuelle 2024er-Investitionsumlage bei 317 Euro (Grundschule) und 319 Euro (Mittelschule) liegt, müssen die Mitglieder ab 2026 eine Umlage je Schüler von 4657 Euro (Grundschule) und 7091 Euro (Mittelschule) zahlen.
Darin einberechnet hat der Kämmerer bereits einen fiktiven Fördersatz von um die 50 Prozent. Dieser Anteil kann sich laut Borchardt zwischen null und 80 Prozent der Gesamtsumme bewegen. Eine finale Entscheidung der Regierung dazu steht noch aus.