
Das Virus hatte auch den Landkreis Schweinfurt 2020 im Griff. Corona machte den Landstrich zwischen Oberlauringen und Oberschwarzach zeitweise zu einem Hotspot in der Region. In der zweiten Märzwoche war es soweit, nachdem überall die Zahl der nachgewiesenen Infektionen anstieg. Wenige Tage vor der Kommunalwahl am 15. März motteten die Parteien ihre Infostände ein und sagten Veranstaltungen ab.

Als erste Großveranstaltung, die jährlich etwa 20 000 Menschen anzieht, zog Landtechnik Müller in Holzhausen die beliebte Frühjahrsmesse zurück, die zwei Wochen später hätte starten sollen. Bereits Tage danach kochte auch das öffentliche Leben im Landkreis nur noch auf Sparflamme. Der erste Lockdown war da; erst im Mai wurde er wieder gelockert.

In den Gemeinderäten hielten die neuen Abstandsregeln Einzug. Wo es ging, verlegten die Gremien ihre Sitzungen in Sport- und Veranstaltungshallen, um das Infektionsrisiko zu verkleinern. In Waigolshausen wurde von nun an im Freizeitzentrum abgestimmt, in Sennfeld wurden Bauanträge in der Frankenhalle behandelt und in der Kulturhalle Grafenrheinfeld wechselten sich Gemeinderat und Kreistag ab. Die Staatsregierung genehmigte nun auch allen Gremien, einen Ferienausschuss zu bilden, wie es nur großen Städten vorbehalten war, um auch im verkleinerten Kreis rechtsgültige Beschlüsse fassen zu können.
Am 11. März wurden die ersten infizierten Personen registriert. Zu einem ersten größeren Ausbruch in einer Pflegeeinrichtung kam es Anfang April im Kreisaltenheim Werneck. Im Oktober zählte der Landkreis zu den Hotspots der Region – mit einem Sieben-Tage-Inzidenz-Wert von 178. Mehr als einmal wurde die Flüchtlingseinrichtung Ankerzentrum bei Geldersheim nach zahlreichen positiven Testergebnissen unter Quarantäne gestellt. Aber auch das gab es dort: Freiwillige nahmen an einer medizinischen Studie teil, wie sich Antikörper gegen die Krankheit bilden und verhalten.

Das erste Todesopfer, das das Corona-Virus in sich trug, wurde am 27. März registriert. Bis kurz vor Weihnachten waren es alleine im Landkreis über 60 mehr. Im Landratsamt werden die Maßnahmen koordiniert. Das Gesundheitsamt wird aufgestockt, ein Katastrophenteam gebildet und ein Bürgertelefon frei geschaltet. Beamte anderer Abteilungen müssen über Wochen aushelfen.

Home-Office, Home-Schooling und geschlossene Geschäfte fördern aber auch die Kreativität der Menschen. An Karfreitag läuft der Schwanfelder Pfarrer Volker Benkert den Kreuzweg alleine, im Mai kommen Gläubige in Niederwerrn zu einem "Drive-in-Gottesdienst" zusammen, Markus Korb singt in Röthlein gegen das Virus an, in Schwanfeld spaziert Lehrerin Chelsea Anderson im selbst gebastelten Dinosaurier-Kostüm durch die Straßen, um die Kinder aufzuheitern. Und es entsteht Solidarität. In vielen Dörfern bilden sich Helferkreise, die für Menschen aus Risikogruppen oder in Quarantäne einkaufen oder den Hund ausführen. Die Dorfjugend Oberwerrn, die Nachbarschaftshilfe Gochsheim, die Feuerwehr Üchtelhausen, die "Steebeisser" Greßthal sind nur wenige Beispiele von vielen.

Auch Kritik wird im Landkreis laut. Viele Wernecker verstehen nicht, dass der Schlosspark im Sommer über viele Wochen geschlossen bleibt. In Bergrheinfeld protestieren Corona-Kritiker im September gegen eine Reihentestung an der dortigen Schule.
Auftragseinbrüche, Liquiditätsprobleme und fehlende Kinderbetreuung haben im April die Unternehmen des Landkreises als Hauptprobleme definiert. Die meisten haben das Corona-Jahr 2020 durchgestanden. Die Arbeitslosenquote stieg bis November nur leicht auf 2,6 Prozent.

Bekanntestes wirtschaftliches Opfer der Pandemie wurde die Wernecker Bierbrauerei. Geschlossene Gastwirtschaften und ausgefallene Festveranstaltungen drückten den Absatz nach unten und die Firma in die Knie. Ein 400 Jahre altes Familienunternehmen ist für immer verschwunden. Abschied nahm Christine Lang in einem emotionalen Video in den Sozialen Netzwerken, das bundesweit für Aufsehen sorgte.