
Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren wird Pfarrer Volker Benkert am Karfreitag den Kreuzweg alleine beschreiten. Der Kirchenmann hatte im Vorfeld mit allen zuständigen Stellen telefoniert und seine Idee vom Kreuzweg vorgetragen. Um 8 Uhr startet Benkert mit dem Kreuz an der Schwanfelder Kirche und nimmt den bekannten Weg in Angriff. Rund 30 Minuten, so meint Benkert im Vorfeld, wird der Marsch mit dem Kreuz zum Friedhof – vorbei an drei "Marterli" im Dorf – wohl dauern. An jeder Station will der Pfarrer innehalten, beten und seine Gedanken in Worte fassen. Er wird ein Mikrofon und einen Lautsprecher mitnehmen. Begleiten darf den Pfarrer allerdings kein Mensch. Benkert hoffte vergeblich, dass vielleicht ein Trommler – in gebührendem Abstand – mit ihm den Kreuzweg in Angriff nehmen darf. Der Schwanfelder Pfarrer war laufend mit den Ämtern im Kontakt, lobt das konstruktive Gespräch mit den Stellen.
Schwanfelder Christen sollen daheim bleiben
Die Gläubigen – an einem normalen Karfreitag waren es stets rund 80 Personen – sollen von ihren Häusern, Fenstern und Gärten aus zusehen und soweit es geht auch zuhören. "Auf jeden Fall zu Hause bleiben!", mahnt Benkert, der mit dem Kreuzweg ein christliches Zeichen in der Zeit von Ausgangsbeschränkung und Corona setzen möchte. Die Mitchristen sollen ihn im Geiste begleiten.
Für die Kommunionskinder war der Kreuzweg in den letzten Jahren ein "großer Tag". Sie liefen mit an der Spitze des imposanten Zuges, hinter ihnen Eltern, Paten und die Katholiken aus der Schwanfelder Gemeinde. Sogar die Hauptstraße hatte die Feuerwehr an Karfreitag für den gemeinsamen Kreuzweg zeitweise sperren müssen, zu gefährlich sei die Überquerung der Hauptstraße mit den vielen Menschen sonst gewesen. Man habe zusammen auch Lieder gesungen, berichtet der Pfarrer, der hofft, 2021 wieder mit seiner katholischen Gemeinde den Weg abschreiten zu können.
"Rappler" rappeln von zuhause aus
Katholische Traditionen sind gerade in der Osterzeit wichtig, begründet Benkert seine außergewöhnliche Idee: es sind bedeutsame und schöne Termine im Jahreskreis. Aus den Kontakten am Telefon mit Kollegen und gerade auch mit älteren Bürgern in den Dörfern wisse er, dass viele den Gottesdienst und das soziale Miteinander stark vermissen, dass sich viele der Senioren schon jetzt wieder auf ein Treffen freuen – in welcher Form auch immer.
Auch auf die "Rappler" müssen die Schwanfelder 2020 nicht verzichten. Die Mädchen und Jungen werden ihr zuhause nicht verlassen, aber mit ihren Lärm-Instrumenten die Menschen an die Kartage und an Ostern erinnern. Volker Benkert weiß, dass auch in anderen Dörfern diese Tradition in dieser besonderen Situation angepassten Art und Weise am Leben gehalten wird.