
Die Westen einiger Ordner passten schon mal beim "Drive-In-Gottesdienst" am Festplatz, Ecke Jahnstraße. Sie erinnerten an einen Niederwerrner Motorradtrip nach Las Vegas, im Mai 2010. Das Prinzip Autokino, das der Idee der evangelischen Gemeinden Euerbach, Obbach und Niederwerrn zu Grunde lag – es wurde mal im Wilden Westen erfunden, vor über hundert Jahren, mit Stummfilmen und Benzinkutschen, als "Drive-In-Cinema" im Wüstenort Las Cruces, New Mexico – und erst in den 30er Jahren patentiert, im weniger staubigen New Jersey. Und jetzt erleben Autokinos ein Revival, auch in der Region.
Die große Freiheit gab's zwar (noch) nicht beim coronabedingten Freiluftgottesdienst an der Wern, zu dem sich immerhin 50 Autos auf dem Asphalt eingefunden hatten, mal mit Schweinfurter, mal mit Kissinger oder Würzburger Kennzeichen. Dafür konnte der Blick direkt zum Himmel gerichtet werden beim Vatertags-Open Air 2020, an dem "Christi Himmelfahrt" gefeiert wurde – zu einem Himmel, der ungetrübter war als sonst: wolkenlos und blau, vor allem frei von Flugzeugen, infolge der weltweiten Einschränkungen im Luftverkehr.

Mit Schaumstoff-Nudeln stellten die Helfer den richtigen Abstand zwischen den Fahrzeugen sicher. Bei den Autotüren war "Lockdown" angesagt, das Fenster durfte aber runtergekurbelt werden, zum Mithören. "Sie können sich am Gottesdienst beteiligen, wenn Sie beim 'Amen' die Lichthupe betätigen", hieß es im Liedheft. Das große Birkenkreuz stammte ebenfalls aus der Garage, in diesem Fall von Corinna Bandorf. Die Corona-Krise zeige, wie wenig im Leben selbstverständlich sei, stellte die Obbacher Pfarrerin fest: Nun brauche es außergewöhnliche Maßnahmen und neue Betrachtungsweisen. Die Geistlichen Grit Plößel (Niederwerrn) und Martin Bauer (Euerbach) fanden ebenfalls ermutigende Worte für die Autofahrer. Jesu "Himmelfahrt" sei nicht wörtlich zu verstehen, so Plößel in ihrer Predigt. Sondern als Hinweis darauf, dass zum Menschsein weit mehr gehört als irdische Dinge.
Am Ende erklang ein gemeinsames Hupkonzert
Rund 100 Besucher kamen, teilweise mit Kindern. Die Stimmung hinter Rückspiegel und Lenkrad war entspannt, was auch an der guten Organisation lag, inklusive Einweisern, "Ausfahrt links" und Bodenschwelle. Radfahrer blieben außen vor, entsprechend der Auflagen des Landratsamts. Der Niederwerrner Posaunenchor sorgte für festliche Klänge.

Am Ende erklang ein gemeinsames Hupkonzert für die Helfer von Bauhof, Feuerwehr und den Kirchengemeinden. Auch Bürgermeisterin Bettina Bärmann war vor Ort. Zuletzt durfte freiwillig "Maut" durchs Fenster gereicht werden: Die Kollekte kommt dem Kindergarten "Bom Samaritano" der Partnergemeinde in Rio de Janeiro zu Gute, wo die arme Bevölkerung der Favelas besonders hart unter der Corona-Krise leidet.
