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Schweinfurt
Impfquote für Pflegekräfte: Wie hoch ist die Quote in der Region Schweinfurt?
Nicht alle Mitarbeitenden in Pflegeheimen der Region sind geimpft. Wie unterschiedlich der Anteil in den Häusern ist und was die Pflegeheime von einer Impfpflicht für Pflegepersonal halten.
Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor.
Foto: Christoph Schmidt | Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

Knapp 65 Prozent der Bevölkerung im Landkreis und der Stadt Schweinfurt sind mittlerweile gegen das Corona-Virus geimpft. Aber wie hoch ist die Impfquote derer, die besonders viel Kontakt mit Risikogruppen in Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen haben?

Wer von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geimpft ist und wer nicht, wissen die Heimleitungen in Seniorenheimen nicht genau. Arbeitnehmer müssen darüber keine Auskunft geben. Derzeit besteht in Deutschland keine Impfpflicht – auch nicht für Pflegekräfte. In Pflege-, Behinderten- und Senioreneinrichtungen gilt jedoch seit dem 16. August in Bayern eine Testpflicht für nicht immunisierte Mitarbeiter. 

Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes, welches in Schweinfurt zwei Pflegeeinrichtungen sowie mehr als 59 Seniorenwohnungen betreibt, schätzt, dass die Impfquote bei seinem Personal derzeit zwischen 70 und 95 Prozent liege. "Das ist nicht besonders hoch", sagt Keßler-Rosa. Zirka 400 Beschäftigte zählt das Werk an den Standorten in Schweinfurt im Rahmen der Altenpflege. 

Angesichts der historisch steigenden Corona-Zahlen werden die Forderungen nach einer Impfpflicht, gerade für das Pflegepersonal, immer lauter. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov befürworten 54 Prozent eine Corona-Impfpflicht für Mitarbeitende im Pflegesektor. 

"Die Sorge sitzt einem im Nacken."
Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt

Trotzdem hält Keßler-Rosa eine Impfpflicht für Pflegekräfte für ein falsches Signal. "Ich bin dagegen, auch wenn es mir nicht leicht fällt und ich viele Gegenargumente nicht nachvollziehen kann." Von den 222 Bewohnerinnen und Bewohner der diakonischen Einrichtungen, die derzeit ihre Booster-Impfungen erhalten, habe sich bisher niemand mit Corona infiziert. Dennoch sei es, so ist sich Keßler-Rosa sicher, nur eine Frage der Zeit, bis es zu Durchbrüchen und erneuten Infektionen komme. "Die Sorge sitzt einem im Nacken."

Testungen auch für geimpftes Personal

Um die Sicherheit von Bewohnern in Pflegeeinrichtungen zu garantieren, haben die Betreiber deshalb die Testquote bei ihren Mitarbeitenden erhöht, erzählt auch Tanja Kurz vom Haus an den Mönchskutten in Schweinfurt. "Aufgrund der hohen Inzidenzen haben wir unser Testkonzept entsprechend angepasst und die Testfrequenzen erhöht." Auch Geimpfte würden angesichts der hohen Inzidenzen wieder getestet. Rund 134 Mitarbeitende kümmern sich um 128 Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses an den Mönchskutten. Derzeit seien etwa 85 Prozent des Personals geimpft, so Kurz.

Betreiber gegen eine alleinige Impfpflicht von Personal 

Auch Matthias Steiner, Pressesprecher der Augustinum Seniorenresidenz, vertritt eine klare Haltung zum Thema Impfquote für Pflegekräfte. "Wenn wir über eine Impfpflicht sprechen, müsste die, nach meiner Meinung, für alle Bürgerinnen und Bürger gelten." Pflegekräfte sollten nicht alleine in der Pflicht stehen, da sie ohnehin in der Pandemie besonders belastet seien, so Steiner. Im Kampf gegen das Virus müssen alle zusammen helfen, "Mit einer Impfpflicht für alle."

Simone Falkenstein, Geschäftsführerin des Kreisalten- und Pflegeheim Werneck ist sich ebenfalls sicher: "Der Weg aus der Pandemie ist die Impfung." Wer sich für eine Tätigkeit im Pflege- oder Gesundheitsbereich entschieden habe, habe zudem eine gewisse Fürsorgepflicht und Verantwortung gegenüber den Bewohnern, den Kollegen und dem gesamten Gesundheitssystem, sich für eine Impfung zu entscheiden, so Falkenstein.

Von ihrem Personal seien circa 90 Prozent vollständig geimpft. Eine Impfpflicht sieht Falkenstein dennoch skeptisch. "Sie könnte die sowieso angespannte personelle Situation in der Pflege eventuell noch verschärfen." Derzeit ist das Kreisalten-Pflegeheim noch frei von Corona.

Seniorenzentrum Niederwerrn für Impfpflicht von Pflegepersonal 

Im Seniorenzentrum Niederwerrn beträgt die Impfquote bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktuell etwa 75 Prozent, sagt Stefana Körner, Kommunikations-Referentin der Arbeiterwohlfahrt (AWO). "Verbandsweit liegt die Impfquote zwischen 75 und 85 Prozent." Um den Impfanteil bei den Beschäftigten zu erhöhen, werbe man deshalb noch stärker für die Impfung und biete außerdem ein regelmäßiges Impfangebot in den eigenen Einrichtungen vor Ort an. 

Um die Pandemie zu beenden, hält Körner eine Impfpflicht für Pflegepersonal für einen Schritt in die richtige Richtung. "Wir haben eine sehr vulnerable Personengruppe in unseren Senioreneinrichtungen und diese möchten wir besser schützen." Dafür sei die Impfung das richtige Mittel. 

 
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Kommentare
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  • seneca
    Leider müssen manche erst leidvolle Erfahrungen sammeln, bis logisches Denken einsetzt und den Egoismus etwas verdrängt.
    Bei manchen wird das nie eintreten.

    Ohne Impfzwang werden wir der Pandemie immer ausgeliefert sein. Wir werden uns im Karussell der Impfung drehen, die Ungeimpften in dem der Infektionen und ein Teil wird den Zoll zahlen.

    Weihnachtsmärkte, Konzerte, Kultur .... werden der Vergangenheit angehören.

    Nur die Wochen Sommerurlaub per Flugzeug zum Aufrechterhalten
    der Infektionen werden bleiben
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    Telegramm-Kanal, unseriöse Quelle.
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  • JuttaB
    Wenn ich einen Angehörigen in einem Pflegeheim hätte und dieser sich bei einer ungeimpften Mitarbeiter*in anstecken und im schlimmsten Fall an Corona sterben würde - dann würde ich gegen diese MItarbeiter*in Anzeige wegen grob fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge stellen. Ich finde diese Verantwortungslosigkeit bei Teilen des Personals unter Verwendung eines egoistischen Freiheitsbegriffs nicht mehr tolerierbar.
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  • Laeufer61
    Eine Impfpflicht für Alle...

    ...wäre m.M.n. das Allerbeste um die Pandemie klein zu kriegen.
    Doch das hat die Politik bereits im Januar 2021 direkt ausgeschlossen: " https://www.deutschlandfunk.de/bundesgesundheitsminister-spahn-cdu-zur-impfdebatte-in-100.html " und sich so die "Möglichkeit des letzten Mittels" beraubt 😒

    So sollten doch mindest die Kontaktpersonen zu Risikogruppen im tägl. beruflichen Umfeld geimpft sein! (Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Personal in Arztpraxen, Apotheken usw.)
    Also muss für diese Berufe eine Impfplicht erlassen werden!
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  • tabima
    Ich halte eine Impfpflicht NUR für den Pflegebereich und auch für Lehrer und Kitapersonal für den falschen Weg. Wenn dann MÜSSEN alle ran!!!
    Ein Krankenpfleger hat sich z.B. vor 30 Jahren für seinen Job entschieden und soll nun gezwungen werden, während andere Beschäftigte z.B. in Bus und Bahn oder mit anderen Kontakten nicht gezwungen werden? Da wird die Spaltung doch noch mehr befeuert.

    Was bringt es z.B. in Schulen wenn der Lehrer geimpft ist? Da sitzen dann noch bis zu 30 Kinder, die trotzdem den Virus übertragen - wo ist dann die Impfpflicht für Eltern?

    Das ganze Problem könnte ganz einfach beseitigt werden - die Spaltung schnell beendet sein - Impfpflicht für alle....

    Ich bin inzwischen geboostert und sehr froh darüber. Trotzdem finde ich die Pflicht nur für bestimmte Berufsgruppen den falschen Weg.
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  • Laeufer61
    @tabima, da stimme ich Ihnen...

    ...ja ausdrücklich zu ("Wenn dann MÜSSEN alle ran!!!" - siehe mein erster Satz).
    Unsere Politiker wollen es halt möglichst allen recht machen und haben deshalb (vor der 4. Welle und wg. Wahlen) dieses Mittel immer wieder kategorisch ausgeschlossen.
    Quelle u.A.: " https://www.zdf.de/nachrichten/politik/merkel-spahn-rki-100.html "

    Jetzt wo die Kliniken immer mehr an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, dämmert es der/dem Einen oder Anderen daß die bisherigen Methoden und Mittel nicht ausreichen.
    Ich habe immer noch die Hoffnung das die Einsicht für eine allgemeine Impfplicht gegen Corona von einer Mehrheit befürwortet wird. Erste Anzeichen sind schon festzustellen:
    " https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_91127848/corona-deutsche-ethikrat-spricht-sich-fuer-impfpflicht-aus.html "

    In diesem Sinne, bleiben sie alle gesund!
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Drei Personen, drei Meinungen - genau da liegt der Hund begraben, im Kleinen wie im Großen.

    Am Ende kommt nichts halbes und nichts ganzes bei raus. Es wird lieber diskutiert während die Pandemie fortschreitet. Man will es halt jedem Recht machen und verscherzt es sich gerade deswegen mit allen.
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