Die vierte Corona-Welle hat den Raum Schweinfurt mit voller Wucht getroffen. Die Infektionszahlen steigen weiter. An diesem Montag, 8. November, meldete das Robert Koch-Institut (RKI) für Schweinfurt eine Sieben-Tage-Inzidenz von 333,8, was deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt (201,1) liegt und den unterfränkischen Höchstwert darstellt. Die Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis Schweinfurt liegt ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt bei 255,9, jedoch noch unter dem bayernweiten Wert von 316,2.
Aufgrund hoher Infektionszahlen und starker Auslastung der Kliniken gilt die Stadt Schweinfurt seit vergangenem Samstag als "Hotspot-Region". Die Krankenhaus-Ampel steht dort auf Rot, was verschärfte Regeln nach sich zog. Abgesehen von besagten "Hotspot-Regionen" stand die Ampel bayernweit und damit auch im Landkreis Schweinfurt am Montag noch auf Gelb. Da inzwischen aber mehr als 600 Corona-Patienten auf bayerischen Intensivstationen liegen, wird sie auch landesweit auf Rot springen. Ab 9. November werden daher die Zutritts- und Testregeln verschärft, auch im Landkreis.
So gilt für Veranstaltung in Innenräumen sowie für Sport und Kultur die 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene), für Gastronomie, Hotels und körpernahe Dienstleistungen ist die 3G-Plus-Regel anzuwenden (Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und per PCR-Test negativ Getestete). Zudem gilt für Schulen, Bildungsangebote sowie für Betriebe ab zehn Beschäftigten (soweit diese Kontakt zu anderen Personen haben) die 3G-Regel.
Wie berichtet, hat die Stadt Schweinfurt zudem eine neue Allgemeinverfügung erlassen, wonach sich enge Kontaktpersonen und Hausstandsmitglieder bei einem positiven Covid-19-Fall in ihrer Umgebung nicht mehr vorzeitig freitesten können (Ausnahme für Geimpfte und Genesene).
Bereits am vergangenen Samstag hatte die Stadt Schweinfurt mitgeteilt, dass die Belegung der verfügbaren Intensivbetten im für die Stadt Schweinfurt ausschlaggebenden Leitstellenbereich bei über 80 Prozent lag. Besagter Leitstellenbereich umfasst neben Stadt und Landkreis Schweinfurt auch die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld.
Wie lange gelten die verschärften Regelungen?
Wie Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt auf Nachfrage mitteilt, gilt die aktuell gültige Regel so lange, bis einer der beiden Grenzwerte (Sieben-Tage-Inzidenz von 300 und regionale Intensivbettenbelegung bei 80 Prozent) drei Tage in Folge unterschritten wird. Dann gebe es eine neue Bekanntmachung seitens der Stadt, ab dem vierten Tag gelte man dann nicht mehr als regionaler Hotspot.
Solange die Bayernampel aber auf Rot steht, wird es auch in Schweinfurt keine Lockerung der Regeln geben.
Ob sich die neuen Regelverschärfungen auf die Impfbereitschaft im Raum Schweinfurt auswirken, sei laut Dietz noch nicht klar zu beantworten. "Wir haben keine Terminvereinbarung mehr, können also nur die Warteschlangen als Indikator nehmen und die Impfzahlen des Tages." Man habe jedoch bereits vor der "Hotspoteinstufung" eine gegenüber den letzten Zahlen aus dem Sommer verstärkte Nachfrage feststellen können, weshalb auch die Kapazität des Impfzentrums erhöht wurde.
Kreis Schweinfurt: Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?
Laut dem zentralen bundesdeutschen Intensivregister waren die Intensivbetten in der Stadt Schweinfurt auch an diesem Montag über 80 Prozent ausgelastet (Stand: 8. November, 12.15 Uhr). Auf Nachfrage teilte das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt mit, dass derzeit alle 14 Plätze der Intensivstation belegt sind, darunter zwölf Nicht-Corona-Patienten. Die beiden Corona-Patienten (ungeimpft), müssten beatmet werden. Weitere acht Patienten befänden sich auf der "Covid-Station".
Die Intensivstation des St. Josef Krankenhauses hat insgesamt 14 Betten, davon sind vier als Überwachungsplätze eingerichtet. Wie eine Sprecherin mitteilte, stünden zehn Beatmungsplätze zur Verfügung. Im Notfall könne man vier weitere Beatmungsplätze betreiben.
"Eine Situation, wie wir sie schon seit Wochen haben. Wir betreuen und behandeln verstärkt weitere schwer erkrankte Patienten und Patientinnen intensivmedizinisch – unabhängig von geplanten Operationen – mit zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, anderweitigen Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen und so weiter", gibt der ärztliche Direktor und Chefarzt der Anästhesie- und Intensivstation, Dr. Wolfgang Menger, eine Einschätzung.
Leopoldina-Krankenhaus: "Situation ist angespannt aber beherrschbar"
Das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt teilte auf Nachfrage mit, dass von den 41 zur Verfügung stehenden Intensivbetten derzeit 37 belegt seien. Von ihnen seien fünf Betten (und Beatmungsplätze) mit Covid-19 Patienten (alle ungeimpft) belegt.
"Die Situation ist angespannt, aber derzeit noch beherrschbar", sagt Veit Oertel, Pressesprecher des Krankenhauses. Allerdings sei man ob der seit einigen Wochen wieder deutlich steigenden Patientenzahlen gewarnt. "Beunruhigend ist die rasche Zunahme von schwer erkrankten Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen", so Oertel. Zwar sei man zuversichtlich, die kommenden Herausforderungen zu meistern, wenngleich die Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "sehr belastend" sei. "Die Tatsache, dass der weitaus überwiegende Anteil von Patienten nicht geimpft ist, sorgt für Unmut und Unverständnis", so Oertel.
Einen Puffer für eine noch weiter steigende Bettenauslastung, indem man etwa Krankenhausbetten in Intensivbetten umwandelt, gebe es laut Oertel derzeit nicht. "Der Puffer in einem solchen Fall wäre eher der, die Intensivkapazitäten für Covid-19 Patienten dadurch zu erhöhen, dass planbare Eingriffe, mit voraussichtlicher Intensivpflicht des Patienten, verschoben würden." Dies sei aktuell nicht der Fall, alle Eingriffe fänden statt.
Im Landkreis Schweinfurt sind derzeit 50 Prozent der Intensivbetten belegt, hier stehen drei von sechs Betten frei. Wie Wolfgang Schirmer, Geschäftsführer der Geomed-Kreisklinik in Gerolzhofen, auf Nachfrage mitteilt, sind unter den Intensivpatienten derzeit keine Covid-19-Fälle.
Da hilft nämlich auch 2 G nicht.