Rund 54.000 Kunden, 3300 Mitglieder: Die ÜZ Mainfranken mit Sitz in Lülsfeld ist Bayerns größte Energiegenossenschaft. Mehr als 125.000 Menschen in den Landkreisen Schweinfurt, Haßberge, Kitzingen, Würzburg, Main-Spessart und Bamberg werden laut ÜZ mit Strom versorgt, der aus Wasserkraft, Biomasse, Sonnenenergie und Windkraft entsteht.
Der Ausbau von erneuerbaren Energien und vor allem die Speicherung der grünen Energie ist ein aktuelles Thema für den Energieversorger. Was aktuell läuft, wo es hakt, was die ÜZ erreicht hat, wo die Politik hilft oder eher im Weg steht: Darüber informierte sich Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Bayerischer Wirtschaftsminister und Stellvertretender Ministerpräsident bei einem Brennpunktgespräch. Dabei: Kommunal-und Landespolitik, Landratsamt, Professoren der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Wirtschaftsministerium, Vertreter des Technologieunternehmens CMBlu Energy.
Jürgen Kriegbaum, der Geschäftsführende Vorstand der ÜZ Mainfranken, zeigt sich selbstbewusst. "Wir sind da, wo andere 2040 sein wollen." Das Motto der ÜZ sei "Wir reden nicht lange, wir machen." In diesem Punkt braucht das ÜZ-Team Aiwanger nicht zu überzeugen. "Man sollte den Experten die Augen öffnen, was Technik aus Unterfranken so alles kann", sagt er. Hier bei der ÜZ leiste man hervorragende Arbeit. Wie Kommunen und Bürger einbezogen werden, gefällt ihm. Die Energiewende sei schließlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und eine Chance.
Speicher ein zentraler Punkt für die Energiewende
Schnell zeigt sich, was der zentrale Punkt ist: Speicher. Es wird mehr grüner Strom erzeugt als verbraucht wird. Die ÜZ hat daher ein neues Schalthaus in Brünnstadt in Planung und arbeitet in einem Pilotprojekt an einem Großspeicher. Mit dabei ist das Unternehmen CMBlu Energy aus Alzenau, das sogenannte Organic Solid Flow-Energiespeicher entwickelt hat, und die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt.
"Der Speicher wird gefüllt, wenn erneuerbarer Strom im Überfluss vorhanden ist, und die gespeicherten Reserven werden aktiviert, bevor Strom aus dem vorgelagerten Netz bezogen wird. Die ÜZ Mainfranken wird dadurch zu einem Reallabor für die Energiewende", heißt es im einer Mitteilung der ÜZ. Aiwanger formuliert das so: Es braucht die Erfahrung der Praktiker, nicht nur einen politischen Plan.
Beim Thema Speicher wird Hubert Aiwanger geradezu leidenschaftlich. Es gehe nicht nur um stupiden Netzausbau. Das sei viel zu einfältig, koste viel zu viel Geld und Zeit. Man brauche eine intelligente Gesamtkonzeption. Aiwanger fordert: "Mehr dezentral speichern!" Und auch die Kommunen sollte man am Speichererlös beteiligen. Da widerspricht keiner und keine. "Mit Speichern spart man Netzausbau ", bekräftigt Prof. Dr. Markus Zink, der das Pilotprojekt begleitet. Er sorgt für Heiterkeit, als er sagt: "Ich weiß das, ich komme aus Bergrheinfeld", und so auf die SuedLink-Trasse anspielt.
Ein Problem: Warten auf Förderbescheide
Was ÜZ, stellvertretende Landrätin und Niederwerrner Bürgermeisterin Bettina Bärmann und Thomas Benz vom Energiereferat des Landratsamts auch auf dem Herzen liegt: Es dauert oft seht lange, bis Förderbescheide kommen. Benz weist auf die Probleme der Speditionen im Landkreis hin. 65 Logistikunternehmen im Kreis gebe es. Die würden gerne auf Wasserstoff-Technologie setzen. Förderbescheide würden oft aber bis zu einem halben Jahr auf sich warten lassen.
Aiwanger sieht das ebenfalls kritisch, will sich bemühen, dass das auch in seinem Ministerium schneller gehen wird. Womit die Runde auch beim Thema Bürokratie und Regelungen ist. Auch ein Thema, bei dem Aiwanger emotional wird. "Wir müssen die Gesetze entrümpeln", sagt er. Das Verbot, dass Netzbetreiber eigentlich keine Speicher bauen dürfen, es sei denn, es handle sich um eine Innovation, ein Pilotprojekt, müsse man kippen.
Planen, planen, nix machen: So schaffe man keine Energiewende, sagt Aiwanger. Man müsse regional und lokal denken, die Leute vor Ort mitnehmen. Da wird das Brennpunktgespräch auch kurz zum Wahlkampftermin. Ein paar markige Worte in Richtung Berlin und Rot-Grün erwartet man ja schließlich auch von Aiwanger.
Eine Liste will er im Nachklapp des Gesprächs für Wirtschaftsminister Robert Habeck zusammenstellen. Darauf Vorschriften, die weg müssen. "Bitte diese 30 Punkte aus dem Weg räumen, damit wir vorwärts kommen", so will er Habeck seine Sammlung präsentieren. Schön in Schweinleder gebunden. Das korrigiert er schnell. "Nein, das langt der ja nicht an, lieber mache ich das auf einem Holzbrett."
Bei den teuren Strompreisen kann die Üz sich das ja leisten,wir bezahlen es ja