Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise zwingen zum Tempo bei der Energiewende, vor allem beim Ausbau des Stromnetzes. Ein Projekt ist der Bau der neuen Stromautobahn SuedLink, die auf ihrem 700 Kilometer langen Weg vom Norden in den Süden auch 20 Kilometer durch den Landkreis Schweinfurt – von Oerlenbach bis Bergrheinfeld – führen wird. Bergrheinfeld ist sogenannter Netzknotenpunkt. Hier soll der eine Zweig des SuedLink enden und der transportierte Gleichstrom in einem neuen Konverter in Wechselstrom umgewandelt werden. Hier soll auch die Fulda-Main-Leitung (P43) ankommen.
Nach fünf Jahren Planung steht der endgültige Trassenkorridor nun fest. Im November stellten die Netzbetreiber den finalen Entwurf vor, der der Bundesnetzagentur zur Genehmigung vorgeschlagen wird. Die Erdkabel-Trasse soll von Thüringen kommend bei Mellrichstadt nach Bayern führen und dann entlang der A71 bis Bergrheinfeld gehen.
SuedLink: 2024 soll mit dem Bau begonnen werden, 2028 soll er in Betrieb gehen
Stand heute soll der SuedLink Ende 2028 in Betrieb genommen werden. Das heißt: Ab 2023 können die von der Stromtrasse betroffenen Äcker nicht mehr bewirtschaftet werden. 2024 soll mit dem Bau begonnen und ab 2026 überall gebaut werden.
Bei der Fulda-Main-Leitung P43 steht der 1000 Meter breite Verlaufskorridor noch nicht endgültig fest. Die 130 Kilometer lange Leitung soll ab 2031 die Umspannwerke Mecklar und Dipperz in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West verbinden.
Bürgerinitiative befürchtet Verlust wertvollen Ackerlandes
Nach wie vor gibt es heftigen Protest in der Region gegen SuedLink & Co. Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld hält den Trassenbau für nicht notwendig und fürchtet den Verlust von wertvollen landwirtschaftlichen Flächen. Sie fordert den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien und kündigt weiteren Protest an. Inzwischen wird die Bürgerinitiative rechtlich durch die Würzburger Kanzlei Baumann Rechtsanwälte vertreten, die unter anderem mit der WAA Wackersdorf und dem KKW Mühlheim-Kärlich Erfolge auf diesem Gebiet nachweisen kann.
Eine tragende Rolle bei der Energiewende spielt auch der Ausbau der Windkraft. Die Gemeinde Schonungen gilt im Landkreis Schweinfurt hier als Vorreiter. Rund um Schonungen stehen mittlerweile fast zwei Dutzend Windkraftanlagen. Nirgends sonst wird so viel Windenergie erzeugt wie dort, nämlich dreimal so viel wie alle Haushalte der Gemeinde verbrauchen.
Auch die Gemeinde Üchtelhausen bekommt jetzt einen Windpark. Nach jahrelangem Widerstand hat sich die Stimmung in der Bevölkerung umgekehrt. Sprach sich beim Bürgerentscheid vor sechs Jahren noch eine Mehrheit von 57,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen den Bau von Windrädern vor Ort aus, so wendete sich bei einem neuerlichen Bürgerentscheid im Juni 2022 das Blatt: 71,7 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die an die Wahlurne gingen, votierten für den Bau von Windkraftanlagen.
Immer mehr Photovoltaik-Anlagen im Landkreis
Die Zahl der neu gebauten Photovoltaik-Anlagen im Landkreis Schweinfurt nimmt ebenfalls zu, sie explodiert regelrecht. Im Versorgungsgebiet von Stromanbieter ÜZ Mainfranken gingen in diesem Jahr rund 2200 neue Anlagen ans Netz. 2018 lag der jährliche Zuwachs noch bei 350 PV-Anlagen. Bereits jetzt sind 345 Megawatt an Leistung aus Anlagen mit Erneuerbaren Energien installiert. Die Netzlast aller Verbraucherinnen und Verbraucher im Landkreis Schweinfurt inklusive der fünf großen Industriebetriebe liegt bei 240 Megawatt.
Der Landkreis will nun ein Konzept aufstellen, wie der überschüssige Strom für die Produktion von Wasserstoff genutzt werden kann, der bei Flauten zur Stromherstellung zur Verfügung stehen oder als Treibstoff für Fahrzeuge dienen kann. Ziel ist es, den ÖPNV (Wasserstoff-Busflotte) und den Logistikbereich entsprechend umzurüsten.
Neben Sonne und Wind ist auch Biogas plötzlich wieder ein gefragter Energielieferant. In Euerbach ist im Gespräch, für die Energieversorgung des neuen Baugebiets "Am Steigholz" die Abwärme eines Blockheizkraftwerks zu nutzen, das aus der Oberwerrner Biogasanlage gespeist wird.