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Schweinfurt
2022 im Rückblick: Energiekrise zwingt zum Tempo bei der Energiewende im Landkreis Schweinfurt
Nach fünf Jahren Planung steht der Trassenkorridor für SuedLink fest. Regionale Proteste halten weiter an. Bei der Windkraft hat sich die Stimmung gewandelt.
SuedLink-Demo vom Aktionsbündnis der Trassengegner: In Bergrheinfeld wird nach wie vor gegen den Bau der Stromtrasse protestiert.
Foto: Anand Anders | SuedLink-Demo vom Aktionsbündnis der Trassengegner: In Bergrheinfeld wird nach wie vor gegen den Bau der Stromtrasse protestiert.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:03 Uhr

Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise zwingen zum Tempo bei der Energiewende, vor allem beim Ausbau des Stromnetzes. Ein Projekt ist der Bau der neuen Stromautobahn SuedLink, die auf ihrem 700 Kilometer langen Weg vom Norden in den Süden auch 20 Kilometer durch den Landkreis Schweinfurt – von Oerlenbach bis Bergrheinfeld – führen wird. Bergrheinfeld ist sogenannter Netzknotenpunkt. Hier soll der eine Zweig des SuedLink enden und der transportierte Gleichstrom in einem neuen Konverter in Wechselstrom umgewandelt werden. Hier soll auch die Fulda-Main-Leitung (P43) ankommen.

15 Zentimeter Durchmesser misst das SuedLink-Erdkabel.
Foto: Silvia Eidel | 15 Zentimeter Durchmesser misst das SuedLink-Erdkabel.

Nach fünf Jahren Planung steht der endgültige Trassenkorridor nun fest. Im November stellten die Netzbetreiber den finalen Entwurf vor, der der Bundesnetzagentur zur Genehmigung vorgeschlagen wird. Die Erdkabel-Trasse soll von Thüringen kommend bei Mellrichstadt nach Bayern führen und dann entlang der A71 bis Bergrheinfeld gehen.

SuedLink: 2024 soll mit dem Bau begonnen werden, 2028 soll er in Betrieb gehen

Stand heute soll der SuedLink Ende 2028 in Betrieb genommen werden. Das heißt: Ab 2023 können die von der Stromtrasse betroffenen Äcker nicht mehr bewirtschaftet werden. 2024 soll mit dem Bau begonnen und ab 2026 überall gebaut werden.

2022 erfolgten im Landkreis Schweinfurt Probebohrungen für den SuedLink-Planungskorridor, wie hier bei Euerbach, um näheren Aufschluss zu möglichen archäologischen Funden oder zur Bodenbeschaffenheit zu gewinnen.
Foto: Silvia Eidel | 2022 erfolgten im Landkreis Schweinfurt Probebohrungen für den SuedLink-Planungskorridor, wie hier bei Euerbach, um näheren Aufschluss zu möglichen archäologischen Funden oder zur Bodenbeschaffenheit zu gewinnen.

Bei der Fulda-Main-Leitung P43 steht der 1000 Meter breite Verlaufskorridor noch nicht endgültig fest. Die 130 Kilometer lange Leitung soll ab 2031 die Umspannwerke Mecklar und Dipperz in Hessen mit dem Umspannwerk Bergrheinfeld/West verbinden.

Ärger gab es auch wegen einer Stromleitung, die mitten durch den Klimawald zum Konverter führen sollte. 
Foto: Anand Anders | Ärger gab es auch wegen einer Stromleitung, die mitten durch den Klimawald zum Konverter führen sollte. 

Bürgerinitiative befürchtet Verlust wertvollen Ackerlandes

Nach wie vor gibt es heftigen Protest in der Region gegen SuedLink & Co. Die Bürgerinitiative Bergrheinfeld hält den Trassenbau für nicht notwendig und fürchtet den Verlust von wertvollen landwirtschaftlichen Flächen. Sie fordert den dezentralen Ausbau der erneuerbaren Energien und kündigt weiteren Protest an. Inzwischen wird die Bürgerinitiative rechtlich durch die Würzburger Kanzlei Baumann Rechtsanwälte vertreten, die unter anderem mit der WAA Wackersdorf und dem KKW Mühlheim-Kärlich Erfolge auf diesem Gebiet nachweisen kann.

Der Windpark Schonungen produziert dreimal so viel Energie wie alle Haushalte der Gemeinde verbrauchen.
Foto: Horst Breunig | Der Windpark Schonungen produziert dreimal so viel Energie wie alle Haushalte der Gemeinde verbrauchen.

Eine tragende Rolle bei der Energiewende spielt auch der Ausbau der Windkraft. Die Gemeinde Schonungen gilt im Landkreis Schweinfurt hier als Vorreiter. Rund um Schonungen stehen mittlerweile fast zwei Dutzend Windkraftanlagen. Nirgends sonst wird so viel Windenergie erzeugt wie dort, nämlich dreimal so viel wie alle Haushalte der Gemeinde verbrauchen.

Am Pfingstsonntag wurden die Stimmen des Bürgerentscheids zur Windkraft in der Gemeinde Üchtelhausen ausgezählt. Es gab eine klare Mehrheit für den Bau von Windkraftanlagen.
Foto: Steffen Krapf | Am Pfingstsonntag wurden die Stimmen des Bürgerentscheids zur Windkraft in der Gemeinde Üchtelhausen ausgezählt. Es gab eine klare Mehrheit für den Bau von Windkraftanlagen.

Auch die Gemeinde Üchtelhausen bekommt jetzt einen Windpark. Nach jahrelangem Widerstand hat sich die Stimmung in der Bevölkerung umgekehrt. Sprach sich beim Bürgerentscheid vor sechs Jahren noch eine Mehrheit von 57,5 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen den Bau von Windrädern vor Ort aus, so wendete sich bei einem neuerlichen Bürgerentscheid im Juni 2022 das Blatt: 71,7 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die an die Wahlurne gingen, votierten für den Bau von Windkraftanlagen.

Immer mehr Photovoltaik-Anlagen im Landkreis 

Die Zahl der neu gebauten Photovoltaik-Anlagen im Landkreis Schweinfurt nimmt ebenfalls zu, sie explodiert regelrecht. Im Versorgungsgebiet von Stromanbieter ÜZ Mainfranken gingen in diesem Jahr rund 2200 neue Anlagen ans Netz. 2018 lag der jährliche Zuwachs noch bei 350 PV-Anlagen. Bereits jetzt sind 345 Megawatt an Leistung aus Anlagen mit Erneuerbaren Energien installiert. Die Netzlast aller Verbraucherinnen und Verbraucher im Landkreis Schweinfurt inklusive der fünf großen Industriebetriebe liegt bei 240 Megawatt.

Im Landkreis Schweinfurt entstehen immer mehr Freiflächen-Photovoltaikanlagen, wie hier bei Schnackenwerth.
Foto: Josef Schäfer | Im Landkreis Schweinfurt entstehen immer mehr Freiflächen-Photovoltaikanlagen, wie hier bei Schnackenwerth.

Der Landkreis will nun ein Konzept aufstellen, wie der überschüssige Strom für die Produktion von Wasserstoff genutzt werden kann, der bei Flauten zur Stromherstellung zur Verfügung stehen oder als Treibstoff für Fahrzeuge dienen kann. Ziel ist es, den ÖPNV (Wasserstoff-Busflotte) und den Logistikbereich entsprechend umzurüsten.

Neben Sonne und Wind ist auch Biogas plötzlich wieder ein gefragter Energielieferant. In Euerbach ist im Gespräch, für die Energieversorgung des neuen Baugebiets "Am Steigholz" die Abwärme eines Blockheizkraftwerks zu nutzen, das aus der Oberwerrner Biogasanlage gespeist wird.  

 
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  • cbretscher
    Schöner Übersichtsartikel . Zum Thema Wasserstoffherstellung in Unterfranken: ausgerechnet in einer der wasser -und regenärmsten Regionen Deutschlands Wasserstoff dauerhaft produzieren zu wollen, klingt schon sehr absurd. In den Sommermonaten fällt der überschüssig produzierte Strom an, wo die Konkurrenz um Wasser und seine Verteilung schon jetzt immer schwieriger zu managen ist. In Speicherung von Strom zu planen und zu investieren ohne Verbrauch wertvoller anderer Ressourcen verbrauchen, ist sinnvoller.
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