Die ÜZ Mainfranken mit Sitz in Lülsfeld hat – wie viele weitere Energieversorger – ihren Kundinnen und Kunden vor kurzem eine Erhöhung des Strompreises zum 1. Januar 2023 angekündigt. Allerdings fällt der Anstieg bei der ÜZ vergleichsweise sehr hoch aus. Je nach Tarif liegen die neue Arbeitspreise pro Kilowattstunde bis zu dreimal höher als bisher und erreichen ein Niveau, das deutlich über dem anderer Anbieter in der Region liegen, wie Recherchen dieser Redaktion ergeben haben.
Auf Nachfrage erklären Vertriebsleiter Robert Ruppenstein und Jürgen Kriegbaum, der geschäftsführende Vorstand der Energiegenossenschaft, die aus Sicht der ÜZ notwendige Preiserhöhung. Diese trifft rund 125.000 Menschen in den Landkreisen Schweinfurt, Haßberge, Kitzingen, Würzburg, Main-Spessart und Bamberg, die die ÜZ eigenen Angaben nach versorgt.
Wie stark zieht die ÜZ ihre Strompreise zum Jahreswechsel an?
Die Erhöhung hängt vom jeweiligen Tarif ab. Im Tarif "ÜZ-Mix" steigt der zuletzt zum 1. Juli 2022 erhöhte Arbeitspreis von 28,63 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) auf 65,37 Cent. Im Tarif "ÜZ-Natur" werden statt den – in den zurückliegenden beiden Jahren garantierten – 20,90 Cent künftig 60,80 Cent fällig. Diese Tarife gelten nur für Bestandskunden. Neukunden in der Strom-Grundversorgung müssen, wie allgemein üblich, noch höhere Preise zahlen.
Sind alle Stromversorger in der Region ab kommenden Jahr so teuer?
Nein. Das Stadtwerk Haßfurt beispielsweise erhöht im Tarif "Strom Standard" auf 53,49 Cent/kWh. Die Elektrizitätswerk Mainbernheim GmbH (Lkr. Kitzingen) wird 53,62 Cent verlangen und 52,43 Cent mit Jahresvertrag. Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH erhöht in Würzburg im Tarif "Mein Frankenstrom Komfort" auf 43,03 Cent. Die Stadtwerke Schweinfurt werden im Tarif "SWfamily" 50,50 Cent berechnen.
Punktet die ÜZ wenigstens beim Grundpreis?
Nein, auch hier liegt der Stromversorger aus Lülsfeld deutlich über dem, was andere regionale Versorger verlangen. Im Vertrag "ÜZ-Mix" etwa kostet die Grundgebühr ab 1. Januar jährlich 209,40 Euro brutto (aktuell: 176,28 Euro) und im Tarif "ÜZ-Natur" 197,40 Euro (121,32 Euro). Photovoltaikanlagenbetreiber zahlen weitere zwei Euro pro Monat extra. Zum Vergleich: Das Stadtwerk Haßfurt verlangt 115 Euro Grundgebühr pro Jahr, die Stadtwerke Schweinfurt 122 Euro.
Wie rechtfertigt die ÜZ Mainfranken den satten Preisanstieg?
Der Versorger verweist auf die seit dem Jahr 2020 stark gestiegenen Preise an der Strombörse, wo auch die ÜZ den absoluten Großteil der Strommengen, die sie an ihre Kundinnen und Kunden weitergibt, einkauft. Sie gebe hier nur die Mehrkosten weiter, die ihr selbst entstehen. Als Genossenschaft wolle sie keine Gewinne maximieren, sondern nur kostendeckend wirtschaften, versichert die ÜZ. Und: "Rein wirtschaftlich betrachtet hätten wir unsere Preise schon viel früher anpassen müssen." Stattdessen hätten 70 Prozent der Kunden im vergangenen Jahr von Preisgarantien profitiert.
Wie und wo kauft die ÜZ Strom ein?
Vereinfacht gesagt gibt es zwei Einkaufsmöglichkeiten: Auf dem Terminmarkt sichert sich ein Versorger Strom, den er erst in ein bis drei Jahren benötigt, zu einem fixen Preis. Am Spotmarkt dagegen wird Strom zum aktuellen Börsenkurs gehandelt, der noch immer stark schwankt. Die ÜZ kauft eigenen Angaben nach einen Großteil des Stroms am Terminmarkt ein und nur einen geringen Anteil am Spotmarkt, wo sich zwar Chancen böten, aber auch enorme Risiken auftäten. "Unsere Kunden zuverlässig mit Energie zu versorgen, das hat in der aktuellen Marktlage seinen Preis", meinen Ruppenstein und Kriegbaum.
Hat sich die ÜZ beim Stromeinkauf also schlichtweg verkalkuliert, zulasten der Kunden?
Die ÜZ dementiert dies. Der Versorger verweist auch auf den Umstand, dass seit dem Jahr 2016 in seinem Netzgebiet bilanziell mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als verbraucht wird. Was auf den ersten Blick ein Vorteil zu sein scheint, weil Strom aus Sonne-, Wind- und Wasserkraft derzeit deutlich günstiger zu produzieren ist, als beispielsweise in Gaskraftwerken, ist laut ÜZ tatsächlich eher eine zusätzliche Belastung.
Denn der Ökostrom wird über die Börse einerseits zu einem Preis gehandelt, der sich stets an der teuersten Art der Produktion orientiert. Dies ist gesetzlich so festgelegt (Merit-Order-Prinzip). Andererseits verursacht der hohe Anteil regenerativer Erzeugungsanlagen im Gebiet der ÜZ Schwankungen im Stromverbrauch und in der Stromerzeugung, je nachdem wie die Sonne scheint oder der Wind weht. Je nach Wetterprognose, so die ÜZ, müsse sie viertelstundengenau für den nächsten Tag vorhersagen, wie viel Strom gebraucht wird oder an Überschuss vorhanden ist – und entsprechend an der Börse beschaffen.
Belasten Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen den Geldbeutel der Stromkunden?
Letztlich ja, sagt die ÜZ. Ihre Argumentation dafür: Damit die regenerativ erzeugte Energie transportiert werden kann, müssen Stromnetze enorm ausgebaut werden. Die Kosten dafür würden auf alle Bewohner im Versorgungsgebiet aufgeteilt und verteuerten die Grundgebühr für die Netznutzung und die Netznutzungsentgelte, die im Strompreis enthalten sind. Deshalb sei auch der Strom- und Grundpreis für Bewohner ländlicher Gegenden im Vergleich deutlich höher als für die einer Stadt.
Teilen weitere ländliche Stromversorger die Meinung, regenerative Stromerzeugung verteuere den Strompreis vor Ort?
Zumindest Hans-Joachim Schiewer, kaufmännischer Leiter des Stadtwerks Haßfurt, und Manuel Schäfer vom Netzmanagement des Elektrizitätswerks Mainbernheim sehen das anders. Die erneuerbaren Energien würden derzeit eher dafür sorgen, dass die Strompreise an der Börse nicht noch höher liegen, meint Schäfer. Beide sind sich einig: Wie teuer ein Anbieter seinen Strom aktuell verkauft, hängt ausschlaggebend damit zusammen, wie günstig er diesen Strom eingekauft hat. Ob man dabei "eher Glück oder Pech hatte", hänge vor allem am Zeitpunkt, zu dem man an der Börse bestellt hat, sagt Schiewer.
Normalerweise würden die Mengen auf mehrere Einkaufstermine gesplittet, um zu verhindern, dass größere Mengen zu einem womöglich sehr teuren Preis gekauft werden. Diese Strategie ähnle dem Prinzip von Wertpapier-Sparplänen, wo Geldbeträge ebenfalls in vielen Teilbeträgen angelegt werden sollten, um hohe und niedrige Kurse möglichst auszugleichen. Schiewer und Schäfer sind sich aber auch sicher, dass kein Anbieter seine Preise mehr erhöht als unbedingt nötig – und beide hoffen, dass sie fallende Einkaufspreise schnellstmöglich auch wieder an die Kunden weitergegeben können.
Wie wird sich die von der Bundesregierung angekündigte Strompreisbremse auswirken?
Obwohl Details noch nicht feststünden und wohl erst am 16. Dezember entschieden würden, erklärt die ÜZ, die geplante Deckelung des Strompreises auf 40 Cent/kWh so umzusetzen, wie sie die Regierung beschließen wird. Der vorliegende Gesetzentwurf habe auf die angekündigte Preiserhöhung der ÜZ keine Auswirkung, da sie diesem nicht widerspreche; Beschaffungskosten würden dem Gesetzgeber transparent offengelegt. Wie bisher bekannt ist, sieht die Preisbremse vor, dass Stromkunden für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs den gedeckelten Preis von 40 Cent zahlen, 20 Prozent des bisherigen Stromverbrauchs werden laut dem geltenden Tarif berechnet.
Verzeichnet die ÜZ nach ihrer Preiserhöhung eine erhöhte Zahl von Vertragskündigungen?
Nach Unternehmensangaben sei jede Preisrunde "von Wechselaktivitäten der Kunden geprägt". Wie viele Kundinnen und Kunden von ihrem aktuell geltenden Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen bzw. schon zu einem anderen Anbieter gegangen sind, dazu möchte die ÜZ, die als Genossenschaft circa 3300 Mitlieder hat, derzeit keine Angaben machen.
ODER
Brüssel wird per DEXIT für uns abgeschafft!
Es funktioniert eh nicht mehr mit dieser großen EU!
Warum ist der Naturstrom deutlich günstiger als der weitere Strom. Naturstrom kann jederzeit als Normalstrom verkauft werden.
Sollen hier Kunden die sich nicht kümmern abgezockt werden?
Warum besteht kaum noch ein Unterschied bei den Hoch- und Niedertarifen?
2,2 ct davon sind 0,7 ct niedrigere Konzessionsabgabe. Gerade in solchen Zeiten sollte ein großer Anreiz bestehen dann Strom zu verbrauchen wenn er günstig (im Überschuss) vorhanden ist.
Es ist ein Vertrag mit max. 50 ct zur Zeit am Markt jederzeit zu bekommen.
Welche Gründe gibt es nicht zu wechseln?
An der Strombörse sind 10 ct zur Zeit normal. Im gesamten Tagesverlauf bis über 40 ct.
Aber.. "Belasten Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen den Geldbeutel der Stromkunden? Letztlich ja ......" Diese Aussage ist die halbe Wahrheit! Hier wird wieder Stimmung von MP und Üz gemacht!
Wären wir mit dem Netzausbau weiter, wären wir in dieser Energiekrise erst gar nicht in so einem Schlamassel!
Ergänzen Sie liebe ÜZ auch, dass sie aktuell wegen dem schwachsinnigen Merit-Order (Strompreis am Gaspreis gekoppelt) gerade bei Ökostrom keinen Verlust machen. Wir Ökostromkunden haben in der Vergangenheit mehr gezahlt und müssten aber aktuell eigentlich an den Beschaffungskosten gemessen der günstigste Tarif sein (was nicht ist). Wir zahlen doppelt für die Wende.
Liebe Üz und MP, ergänzen sie bei dieser Stimmungsmache aber auch, dass auch alle Steuerzahler noch für die AKW-Entsorgung für viele viele Generationen aufkommen müssen!
Bürger aus .
Zuviel Bürokratismus in der eigenen Firma , zu wenig gute Einkäufer und das kommt dabei raus !
Warum wird das niemals in der Presse diskutiert, und auch nur ansatzweise in Frage gestellt?
Ich war bisher auch immer mit der ÜZ zufrieden und hätte nie gedacht das sowas mal möglich sein kann.Hier geht es um eine teilweise fast 300% ige Preissteigerung.
Muß man da ein Fachmann in der Energiewirtschaft sein um das zu kritisieren zu dürfen?
Warum können andere, ebenfalls lokal agierende, Anbieter viel günstiger anbieten?
Arbeiten Sie bei der Sprudelbude?😂
Dass der Nachtstrom zukünftig nur noch ca. 2 Cent billiger als der Tagstrom ist, wurde noch gar nicht erwähnt. Skandalös.
Die Großabnehmer bezahlen bei weitem nicht diese neuen überteuerten Preise. Der "kleine Bürger" wird über den Tisch gezogen. Die ÜZ weiß ganz genau, daß es zur Zeit äußerst schwer ist den Anbieter zu wechseln und nutzt das rigoros aus. Es werden aber hoffentlich auch wieder andere, ruhigere Zeiten kommen und dann sollten sich die ÜZ-Kunden an das jetzige unsoziale Preisgebaren erinnern und entsprechend handeln.