Es gibt viele Menschen, die immer noch vom Horten sprechen. Auch wenn das Kaufhaus seit 1996 ein Kaufhof ist. Horten hat sich einfach gehalten als Name. Schließlich war es schon etwas Besonderes, in ein Kaufhaus mit Rolltreppen, Restaurant und Parkhaus zu gehen. Mit dem Horten kam 1964 so etwas wie Großstadt-Flair in die Stadt Schweinfurt.
Im Januar schließt das Haus wie viele anderer Kaufhof-Häuser in Deutschland. Wie es weitergeht mit der Immobilie, weiß noch niemand. Auch steht noch nicht fest, wann genau der letzte Tag sein wird, an dem der Kaufhof geöffnet sein wird. Wahrscheinlich wird es Mitte Januar sein. Im Wie alles angefangen hat, was das Einkaufserlebnis ausgemacht hat und wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kämpften, haben wir in 7 Punkten zusammengefasst.
1. Wie alles angefangen hat: Kaufhaus statt Stadtmauer, Turm und Villa
Für den Bau des Horten-Kaufhauses verschwand ein Stück Alt-Schweinfurt. Wo jetzt das Kaufhaus steht, waren noch Reste der Stadtmauer und ein Turm erhalten. Ein Großteil der Befestigungen und Tore war schon der Modernisierung und Industrialisierung geopfert worden. Die folgende Passage ist Arne Voigtmanns Publikation "Der Umgang mit den historischen Stadtkernen in der Zeit des Wirtschaftswunders" (Uni Bamberg, 2009) entnommen:
Auf der Südseite wollte der Kaufhauskonzern Horten (heute Galeria Kaufhof) ein fünfgeschossiges Warenhaus samt angeschlossenem Parkhaus errichten. Dazu wäre allerdings eine Verfüllung des Stadtgrabens an dieser Stelle und ein Abbruch der Reste der Stadtmauer sowie eines erhaltenen Turms nötig gewesen. Die Stadt lehnte dies zunächst ab, aber nicht aus städtebaulichen oder gar denkmalpflegerischen Gründen, sondern aufgrund von Widerständen der Einzelhändler, die für den Bau eines solchen Kaufhauses keinen Bedarf sahen. Auch die Regierung von Unterfranken, die wegen baurechtlicher Vorschriften den Bebauungsplänen zustimmen musste, verhielt sich ablehnend, da die Überbauung des Stadtgrabens allen städtebaulichen Grundsätzen widerspräche.
Die Helmut Horten GmbH forderte die Stadt auf, grünes Licht für den Kaufhausbau zu geben: "Eine an sich verständliche, weil historisch bedingte, konservative Denkweise muss gegenüber den baulich entwicklungsmäßigen Erfordernissen der Gegenwart zurücktreten. [...] Auch [die Konservativen] kommen nicht darum herum, zuzugeben, dass auch der pflichtschuldigste Respekt vor einer konservativen Betrachtungsweise dann unrealistisch wird, wenn er zu einem Element der Rückständigkeit wird und die gemeindliche Gesamtexistenz in ihrer Lebenskraft gegenüber den Nachbarn ins Hintertreffen bringt." Heute ist nicht mehr zu klären, ob es diese Argumente oder andere Gründe waren, die den Stadtrat dazu brachten, den Bau des Horten-Kaufhauses und kurz darauf auch des daneben gelegenen C&A-Kaufhauses zu genehmigen, doch wurden sowohl Teile der Stadtmauer als auch der erhaltene Stadtturm kurz darauf abgebrochen, um Platz für die Kaufhäuser und das Parkhaus zu machen.
2. Menschenmassen bei der Eröffnung
Die Eröffnung des Hortens am 29. Oktober 1964 war ein Spektakel. Schaulustige drängten sich vor dem Gebäude, Straßen waren teilweise gesperrt. Die Polizei sorgte dafür, dass kein Chaos ausbrach. Teil der Attraktion: ein Spielmannszug auf dem Vordach.
3. Fassade als Markenzeichen
Horten-Kaufhäuser waren sofort erkennbar. Grund: die einzigartige Wabenfassade. Helmut Rhode entwarf 1961 die sogenannte Hortenkachel. Die Elemente, erst aus Keramik, dann aus Aluminium hergestellt, stellen ein stilisiertes H für Horten dar.
4. Gondeln als Dekoration: Was das Einkaufen zum Erlebnis machte
Einkaufen sollte mehr sein, als sich einen Artikel auszusuchen. Das Außenrum gehörte dazu. Autos, zum Beispiel einer dieser legendären Ami-Schlitten, stand zwischen den Jeans. Oder eine Gondel sorgte zusammen mit Sängern und Tanzgruppen für Flair bei der Italienischen Woche 2006. Die venezianische Gondel kam aus Bamberg. Im dortigen Klein-Venedig werden Gondelfahrten angeboten. Der Transport nach Schweinfurt und in das Kaufhaus waren nicht einfach, erinnerte sich der damalige Geschäftsführer Herwig Beck.
5. Ein Kaufhaus als Teil des städtischen Lebens
Schaut man in das Fotoarchiv der Zeitung, taucht der Kaufhof ziemlich oft auf. Zum Beispiel in Zusammenhang mit Preisverleihungen, caritativen Aktionen oder bei Mitarbeiterehrungen. Es gibt auch einige Fotos, auf denen Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser eine Torte anschneidet. Gefeiert wurden 40 und 50 Jahre Galeria in Schweinfurt, 135 Jahre Kaufhof. Eine Torte zum 60-Jährigen wäre 2024 fällig gewesen.
6. Der Kampf ums Überleben
Im November 2022 ging die Kaufhof-Insolvenz durch die Schlagzeilen. Ein Großteil der 131 Filialen in Deutschland sollen geschlossen werden, hieß es. Wird Schweinfurt dabei sein? Das war länger nicht klar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machten in Schweinfurt auf ihre Lage aufmerksam, streikten, sammelten Unterschriften, die Gewerkschaft verdi organisierte Demonstrationen.
7. Das Ende
Alles muss raus, ist das Motto. Im Kaufhaus läuft ein großer Ausverkauf mit Rabattaktionen. Beratung gibt es keine mehr. Viele aus der Stammbelegschaft sind schon nicht mehr im Laden, Aushilfskräfte wurden eingestellt. Der Ein- und Ausgang zur Rüfferstraße ist versperrt, um mehr Platz für Regale und die Lagerware zu haben. Ware, die bis zur Schließung nicht verkauft ist, übernimmt eine Vermarktungsfirma. "Das Haus muss am 1. Februar besenrein dastehen", so Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann im Oktober.
Ich habe auf dem Weihnachtsmarkt im Museum geparkt und für 1Stunde 40 Minuten 5€ und 50Cent Bezahlt
Dagegen ist Würzburg Supergünstig
Lieber bei Amazon sich von Arbeitssklaven billig beliefern lassen, und danach sich beschweren warum unsere Innenstädte verwahrlosen.
Deutschland schafft sich ab.
Und dafür sind nicht wieder die Flüchtlinge, und unsere Regierung dran Schuld, sondern unsere Gier nach “Geiz ist geil".