Seit einigen Tagen sind alle Schaufenster der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt mit großen bunten Plakaten zugeklebt: "Alles muss raus!" Der Lagerräumungsverkauf hat begonnen. Es gibt "Rabatte über das ganze Sortiment", und es sind "Tausend Artikel reduziert". So steht es auf den Plakaten. Das Ende der Schweinfurter Galeria-Kaufhof-Filiale ist damit eingeläutet.
Ein bisschen Hoffnung haben die Beschäftigten noch, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der in dem Gebäude am Jägersbrunnen mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Warenhaus weiterführt. "Dass der Kaufhof schließt, das ist aber Fakt", sagt stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Petra Seim. Am 31. Januar 2024 werden die Türen zugemacht.
Schon vor Monaten haben die Beschäftigten ihre Kündigung erhalten. Der angeschlagene Kaufhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 seiner 129 Warenhäuser – die Schweinfurter Filiale ist mit dabei. 60 Angestellte werden ihren Arbeitsplatz verlieren.
Manche Beschäftigte sind bereits gegangen
Einige haben Angebote zur Weiterbeschäftigung in einer anderen Galeria-Kaufhof-Filiale bekommen. "Realistisch ist das aber nicht", sagt Petra Seim. Ihr habe man beispielsweise einen Arbeitsplatz in Kiel angeboten, knapp 600 Kilometer von Schweinfurt entfernt.
Einige ihrer Kolleginnen sind von sich aus gegangen, haben sich schon einen anderen Arbeitsplatz gesucht. Wie viele Beschäftigte noch da sind, darüber gibt der Warenhauskonzern keine Auskunft. Eine entsprechende Anfrage der Redaktion blieb trotz mehrerer Nachfragen unbeantwortet.
"Es werden immer wieder Leute neu eingestellt", weiß Petra Seim, denn das Geschäft muss ja bis Januar 2024 weitergeführt werden. Sie selbst wird bis zum Schluss bleiben, "bis zum bitteren Ende". 38 Jahre ist sie schon dabei. Da tut die Schließung des Hauses weh.
Viele Aktionen hatte es gegeben, um dieses Schicksal abzuwenden. Gleich nach Bekanntwerden der Schließungspläne wurden Unterschriften für den Erhalt der Filiale gesammelt. Innerhalb von nur zwei Stunden unterzeichneten über 2000 Menschen.
Bei einer nachfolgenden Betriebsversammlung wurde dann ein Maßnahmenpaket geschnürt. Die Beschäftigten nahmen das Heft selbst in die Hand. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi wurden Briefe an Politiker geschrieben. Beim CSU-Frühlingsempfang in Dittelbrunn übergaben 30 Beschäftigte eine Resolution an Ministerpräsident Markus Söder.
OB und Landrat haben sich für den Erhalt der Filiale eingesetzt
Auch Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Landrat Florian Töpper (SPD) hatten sich für den Erhalt der Filiale eingesetzt und Solidarität zu den Beschäftigten bekundet. "Wir haben sehr viel Unterstützung erhalten", ist die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Petra Seim dankbar für das Engagement. "Geändert hat es letztlich leider nichts."
Wenn die Lager geräumt sind, wird ab Oktober die Abvermarktung, also der Ausverkauf aller Waren beginnen. Was nach der Schließung des Warenhauses mit dem Gebäude passiert, ist bislang offen. Dass hier ein Kaufhaus wiederbelebt wird, gilt angesichts des rückläufigen Trends im Einzelhandel als wenig wahrscheinlich. Denkbar wäre vielmehr ein gemischt genutztes Gebäude, in dem Einzelhandel- und Gastronomieflächen, Büros und Dienstleister untergebracht sind.
Primäres Ziel der Stadt ist es, mit dem jetzigen oder künftigen Eigentümer eine sinnvolle Nachnutzung für das Gebäude zu finden. Als Scharnier zwischen Stadtgalerie und Innenstadt gilt es als Schlüsselimmobilie. Eine Bauruine an dieser Stelle kann sich Schweinfurt nicht leisten.