An der einen Wand im Kloster-Büro von Verwaltungsleiter Michael Fritsche hängt ein Kreuz. Und das Foto der einstigen Oberin Schwester Gerfrieda Dietz. Auf der anderen Seite geht es weit rockiger zu: Fritsche ist seit seiner Kindheit ein großer Elvis-Fan und so dominiert der "King" dort die Dekoration mit Figuren, Cadillacs und USA-Fahne. Doch der gebürtige Schweinfurter ist nicht nur Fan, sondern auch Musiker und Sänger und seit Jahrzehnten mit verschiedenen Bands in Sachen Elvis unterwegs.
Einige Auftritte hat er auch schon im Heidenfelder Kloster hingelegt - mit vollem Erfolg. Jedes Mal wieder sind die Erlöserschwester schwer begeistert, dass es neben dem seriösen Verwaltungschef Fritsche auch den coolen Musiker und lässigen Menschen Fritsche gibt. Dazu weckt er als Elvis mit seinen Auftritten Jugenderinnerungen, wie die Ordensschwestern immer wieder feststellen, denn viele sind in ihrer Zeit vor dem Kloster mit Elvis und Rock’n’Roll aufgewachsen.
Fritsches jüngster Auftritt im Heidenfelder Kloster ist übrigens erst ein paar Tage her - es war ein besonderer, denn Fritsche ist gemeinsam mit Ali Büttner und dessen Korbtheater aufgetreten. Eigentlich ein Zufall; seit Jahren gibt Büttner immer wieder auf Einladung der Schweinfurter Firma Leimeister Seniorenstücke im Kloster zum Besten.
Diesmal gastierte er mit seinem aktuellen generationsübergreifenden Stück "Opa startet durch" und ganz zufällig ist dieser Opa Elvis-Fan und legt gerne dessen Songs auf. Als Ali Büttner vorab Pflegedienstleiterin Astrid Graf kurz die Thematik des Stückes umreißt, kommt der sofort ihr Chef in den Sinn. Der macht den "Blödsinn" natürlich gerne mit und beschert Büttner pünktlich zum 30. Bühnenjubiläum als "wirklich toll singender" Elvis ein spezielles Highlight in besonderer Atmosphäre, wie Büttner anschließend begeistert feststellt.
Schon äußerlich ähnelt Fritsche seinem musikalischen Vorbild mit pechschwarzer, übrigens immer noch ungefärbter Tolle im weißen Jumpsuit voller glitzernden Applikationen. Dreizehn verschiedene Elvis-Kostüme aus den USA hat der 52-Jährige im Schrank von der GI-Ausgehuniform über den legendären goldenen Anzug bis hin zum coolen schwarzen Lederoutfit.
Seit 2008 tourt er mit seiner Band "The King Creole" durch die Lande und tritt in und um seinen heutigen Wohnort Bad Kissingen bei Festen und Veranstaltungen, in der Region, aber auch auf großen europäischen Festivals, wie dem in Friedberg oder wie demnächst in Bad Nauheim auf.
Dort ist übrigens auch eine schöne Geschichte passiert: Zum 50. Geburtstag bekam er von seiner Ehefrau Sandra dort eine Übernachtung im Hotel Grunewald geschenkt. Und tatsächlich ist er - nachweislich dokumentarisch belegt - der erste Gast, der nach jahrzehntelanger Renovierungsphase im Zimmer 10 übernachtet, in dem Elvis Ende der 1950er Jahre mehrere Monate residierte. Selbstredend ist alles im Originalzustand. Auch wenn er in Sachen Elvis so ziemlich alles in Deutschland abgeklappert hat, hat er es immer noch nicht ins berühmte Graceland, dem einstigen Wohnsitz des Kings in Memphis geschafft. Irgendwie - stellt Fritsche nachdenklich fest - kam immer was dazwischen, darunter auch die Geburten seiner drei Kinder.
Während die erste Tochter noch einen "normalen" Namen trägt, ist sein Idol in den beiden anderen verewigt: Der Sohn heißt mit zweitem Namen Elvis und die jüngste Tochter Lisa-Marie wie Elvis Presleys eigene Tochter. Die Kinder finden das übrigens klasse, wie auch die coolen Auftritte ihres Vaters. Zwei Jugendträume hat sich Fritsche dieses Jahr mit Konzertbesuchen bei Shakin Stevens und den Stray Cats schon erfüllt; vielleicht klappt es ja doch demnächst auch noch mit Memphis.