Majestätisch steht er da, der Klosterbau Heidenfelds aus dem Jahre 1723. Viel älter als die Konventsgebäude des fränkischen Barockbaumeisters Balthasar Neumann ist die Klostergründung selbst am 7. Juli 1069.
Gelübde für den verunglückten Sohn der Markgrafen
Laut einer Legende soll Kornad, der junge Sohn der Schweinfurter Markgräfin Alberada, beim Spielen auf dem gefrorenen Main bei Schweinfurt eingebrochen sein. Alberada legte das Gelübde ab, an der Stelle, wo ihr Sohn gefunden werden sollte, ein Kloster zu errichten. Kurz darauf habe der Main die Leiche des jungen Markgrafensohnes bei Heidenfeld an Land gespült. Die genauen Quellen existieren heute nicht mehr. Doch ein Datum ist in einer abgeschriebenen Urkunde belegt und überliefert: der 7. Juli 1069.
Von 1071 bis 1803 lebten hier die Augustiner-Chorherren
Exakt vor 950 Jahren also erschien vor Bischof Adalbero in Würzburg die Schweinfurter Markgräfin Alberada mit ihrem Ehemann Hermann von Habsberg-Kastl sowie weiteren Würdenträgern. Das Markgrafenehepaar, das ein Jahr später im Jahr 1070 auch das Kloster Banz aus der Taufe hob, stellte seinen Besitz in und um Heidenfeld im damaligen Volkfeldgau für eine Klostergründung zur Verfügung. Zur Neugründung fügten die Eheleute noch ihre Besitzungen in den Dörfern Öttershausen, Dächheim, Theilheim, Schwanfeld, Wipfeld, Opferbaum, Bergtheim, Dipbach, Stammheim, Volkach, Gernach, Eullendorff, Hirschfeld, Ober- und Unterspiesheim, Herlheim, Grettstatt, Niederwerrn und Kolitzheim hinzu. 1071 zogen die Augustiner-Chorherren in Heidenfeld ein und blieben bis zur Säkularisation 1803.
Der erste Propst war Otto I. aus Passau, dem die Aufgabe zufiel, das neu errichtete Stift mit Leben zu füllen und das Klostergut samt seiner Besitzungen zu verwalten. Daneben war seit der Heidenfelder Klostergründung der Stiftspropst auch zugleich Pfarrer der Urpfarrei Wipfeld, zu der auch Heidenfeld und andere Ortschaften gehörten. Prunkvoll ist noch heute das Heidenfelder Propstwappen über dem Eingang des Wipfelder Pfarrhauses angebracht. Im Jahre 1141 schließlich, am 5. Dezember, errichtete Bischof Embricho von Würzburg die Pfarrei St. Mauritius zu "Heydenfeldt" und trennte sie damit von der Wipfelder Urpfarrei ab.
Mehrfach abgebrannt und geplündert
An der Heidenfelder Klostergeschichte kann man exemplarisch die gesamte Kirchengeschichte des Mittelalters bis in die Neuzeit ablesen. Alle Höhen und Tiefen von fast acht Jahrhunderten hat auch das Heidenfelder Stift St. Mauritius - wie es genannt wurde - durcherlebt. Ob Bauernkrieg, Pestzeit, Dreißigjähriger Krieg, hier vor allem der Schwedische Krieg, ob Reformation oder Gegenreformation: Allen Epochen hat sich das Heidenfelder Kloster immer gestellt und die bewegten Zeiten standhaft überdauert. Und das, obwohl das Kloster mehrmals einem Brand oder plündernden Horden zum Opfer fiel.
Der Reichsdeputationshauptschluss 1803, vereinfacht gesagt die Einziehung kirchlicher Besitztümer, bedeutete das vorläufige Ende des Klosters. Die Chorherren selbst mussten das Kloster verlassen, bekamen eine staatliche Pension oder wurden im Bistum Würzburg als Pfarrer übernommen.
Als das Kloster infolge der Säkularisation in die weltlichen Hände der Freiherren von Bodeck-Ellgau fiel, gereichte es den neuen Besitzern nicht zum Segen. Nicht einmal 100 Jahre dauerte das Intermezzo, ehe im Jahre 1901 die verarmte Familie das Anwesen an die heutigen Erlöserschwestern verkaufte. Damit wurde auch ein Wunsch Kardinal Faulhabers (1869-1952) erfüllt. Er war selbst in Klosterheidenfeld geboren. Ein Ausspruch von ihm wird bis heute überliefert: "Heidenfeld muss Kloster bleiben."
"Heidenfeld muss Kloster bleiben", diesen Ausspruch Faulhabers muss man zweideutig lesen. Heidenfeld wurde dermaßen mit seinem Kloster identifiziert, dass man beim Ortsnamen jahrhundertelang offiziell von "Klosterheidenfeld" sprach. Weil den Nationalsozialisten das Wort Kloster ein Dorn im Auge war, verschwand diese Beifügung im kleinen Dorf des Bezirksamts Schweinfurt klammheimlich und wurde von da an nie mehr so genannt.
Eine große Feier zum 950. Gründungsjubiläum des Klosters findet nicht statt. Die Augustiner-Chorherren sind seit über 215 Jahren weg. Spuren der Mönche finden sich aber heute noch in der Gemeinde Röthlein. So weist das Mauritiuskreuz im Gemeindewappen auf die Verbundenheit des Dorfes Heidenfeld mit seinem Kloster hin. Einrichtungsgegenstände der ehemaligen doppeltürmigen und später abgerissenen Stiftskirche kamen nach Hirschfeld, Wipfeld, in die Dorfkirche von Heidenfeld, auf den Marktplatz von Gerolzhofen oder in die evangelische Johanniskirche nach Schweinfurt. Ölgemälde finden sich heute in der Gernacher Pfarrkirche oder auf der Festung Marienberg wieder.
Die Bücher aus der berühmten Heidenfelder Bibliothek sind in alle Welt verstreut. So haben die ehemalige Franziskanerbibliothek in Dettelbach, das Gymnasium zu Münnerstadt, die Unibibliotheken in Würzburg und Heidelberg und sogar einzelne Bibliotheken in Schweden und den USA ehemalige Bücher aus der Heidenfeldenfelder Stiftsbibliothek in ihren Regalen stehen.