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Schweinfurt
Hilfe für Menschen mit Handicap: Wie die OBA der Diakonie Schweinfurt Betroffene unterstützt
Die Teilhabe von Menschen mit Handicap ist im Grundgesetz verankert. Doch an der Umsetzung hakt es. Was die Offene Behindertenarbeit leistet.
Ingrid Licha arbeitet als Erzieherin bei der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie in Schweinfurt. Bei ihrer täglichen Arbeit berät sie sowohl Menschen mit Handicap als auch deren Angehörige. 
Foto: René Ruprecht | Ingrid Licha arbeitet als Erzieherin bei der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie in Schweinfurt. Bei ihrer täglichen Arbeit berät sie sowohl Menschen mit Handicap als auch deren Angehörige. 
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 14.04.2024 02:42 Uhr

Bereits seit über 30 Jahren arbeitet Ingrid Licha bei der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt (OBA). Bis heute ist sie mit Leidenschaft dabei, um die Integration von Menschen mit Handicap voranzutreiben. "Mein Beruf ist in meiner Familie so präsent, so sehr, dass mittlerweile mein Mann und meine Schwester ehrenamtlich bei uns mitarbeiten", lacht die Mutter von drei Kindern. Besser wäre es in ihren Augen aber, wenn es die OBA nicht mehr bräuchte, dann sei Inklusion geglückt. 

Bis dahin ist die OBA Schweinfurt Anlaufstelle für Menschen mit und ohne Handicap und Partner in den Bereichen Freizeit und Bildung, heißt es auf der Homepage. Welche Angebote werden geboten? Mit welchen Institutionen wird in Schweinfurt zusammengearbeitet? Antworten auf die wichtigsten Fragen. 

Welche Hilfeleistungen bietet die OBA Schweinfurt Menschen mit Handicap?

"Wir machen gemeinsam Sport, musizieren oder tanzen", bringt es Licha auf den Punkt. Die OBA hat den Freizeitbereich im Blick und bietet feste Freizeitclubs, die sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene richten. Darüber hinaus finden sich im Programmheft der Einrichtung diverse Gruppen, die miteinander schwimmen gehen, Theateraufführungen besuchen oder gemeinsam kochen. 

"Wir haben gemerkt, dass nicht jeder in einem Club dabei sein möchte, sondern es auch Menschen gibt, die sich einfach so treffen möchten", sagt Licha. Deshalb findet jeden ersten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr zusätzlich ein offener Treff statt – ohne Anmeldung.  

Auf der Homepage werden noch weitere Bereich genannt, in denen die Mitarbeitenden Angehörige und Betroffene unterstützen, beispielsweise bei finanzielle Fragen, in schwierigen Lebensphasen oder bei der Zukunftsplanung. 

Mit welchen Institutionen in Schweinfurt arbeitet die OBA zusammen?

"Gemeinsam mit der Volkshochschule Schweinfurt machen wir den Kurs Bewegung und Entspannung. Wir haben aber auch schon Kurse in den Bereichen Kochen oder Lesen und Schreiben umgesetzt", sagt die 65-Jährige. Das funktioniere dann, wenn der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund steht.

Generell arbeite Licha als Leiterin der OBA-Frauengruppe auch eng mit dem Frauenplenum zusammen, während die Theatergruppe mit den Kulturforen in Schweinfurt, Werneck und Gerolzhofen gut vernetzt sei. Aktuelles Ziel: Erneut mit einem Stück beim Theaterfestival in Bayreuth mitmachen. 

Das Programmheft der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt ist an mehreren Orten in der Stadt ausgelegt. In diesem finden sich alle Angebote der Einrichtung. 
Foto: René Ruprecht | Das Programmheft der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt ist an mehreren Orten in der Stadt ausgelegt. In diesem finden sich alle Angebote der Einrichtung. 

"Es gibt überall Berührungspunkte. Wir gehen in Schulen und klären auf, was Inklusion bedeutet", sagt Licha. Netzwerkarbeit gehöre zu ihren Hauptaufgaben, und immer öfter werde die OBA für eine Partnerschaft von externen Gruppen, Institutionen oder Vereinen angefragt. 

Betreut die OBA Schweinfurt auch Angehörige von Menschen mit Handicap?

"Früher gab es regelmäßig Elternkreise", sagt die Erzieherin, "doch die jungen Eltern suchen die Informationen online." Die OBA biete zwar keine digitalen Seminare an, die Mitarbeitenden vermittelten aber an andere Einrichtungen weiter. Das Angebot der Schweinfurter Einrichtung werde aber, so Licha, trotzdem rege genutzt. Sie berate viele Eltern telefonisch, wie in einem aktuellen Fall über die Wohnsituation von Menschen mit Handicap. Daneben seien für die Angehörigen vor allem die Freizeitfahrten eine Entlastung. Diese zehn Tage seien ein Highlight für eine Familie, die sich sonst 365 Tage im Jahr um einen Angehörigen mit Behinderung kümmern müssen, hält sie fest. 

"Es gibt überall Berührungspunkte. Wir gehen in Schulen und klären auf, was Inklusion bedeutet"
Ingrid Licha, Erzieherin bei der OBA der Diakonie Schweinfurt

Wie laufen die Freizeitfahrten ab?

Die Nachfrage nach Plätzen bei den Freizeitfahrten ist hoch, sagt Licha, die ungern Absagen verschickt. Oft kämen auf zwölf Plätze 35 Anmeldungen. "Wir können dann auf 14 Plätze aufstocken, mehr geht nicht." Die OBA Schweinfurt arbeite deshalb mit einer Warteliste, jedoch versuche das Team passende Alternativen zu finden. 

Den Ablauf erklärt die Erzieherin wie folgt: Bei einem Vortreffen lernt die Gruppe sich kennen. Danach findet ein Workshop statt, bei dem abgefragt wird, was die Teilnehmenden vor Ort machen möchten. Die Aktivitäten – wie ein Besuch im Zoo, ein Stadtbummel oder ein lustiges Spiel – würden sich nach den Fähigkeiten und dem Grad der Behinderung der Reisenden richten.

Lichas Ziel: jeden unabhängig des Behinderungsgrads unterzubekommen. "Letztes Jahr hatten wir bei einer Freizeit in Bamberg eine Begleitperson für ein autistisches Mädchen dabei. Sie hatte Weglauftendenzen. Da braucht es jemanden, der weiß, wie er die Person ansprechen und wie ihr Ablauf sein muss", erinnert sie sich. 

Wie können Privatpersonen sich bei der OBA Schweinfurt einbringen?

Einen wichtigen Teil der Arbeit leisten Ehrenamtliche, doch die zu bekommen, werde immer schwieriger, gesteht Licha. Sie versuche immer individuelle Lösungen zu finden. Als Beispiele nennt sie eine Frau, die derzeit 14 Tage in die Arbeit mit Behinderten hineinschnuppere. Andere würden gegen eine Aufwandsentschädigung bei Reisen helfen, wieder andere vermittle sie an Familien, die Unterstützung bräuchten.

"Ich habe gerade jemanden, der nach einer Person sucht, die alle 14 Tage mit ihrer Tochter spazieren geht", so die Erzieherin. Das Wichtigste sei bei alldem aber immer, dass es zu Berührungspunkten zwischen Menschen mit und ohne Handicap kommt. Dadurch seien bereits viele Freundschaften entstanden, freut sie sich.

 
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