Diesen emotionalen Moment wird wohl niemand vergessen, der zur Feier des 15-jährigen Bestehens der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Schweinfurt in das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in der Robert-Koch-Straße gekommen ist. Zwischen den Grußworten und dem Rückblick von Leiterin Doris Göb tritt eine junge Frau nach vorne und erzählt von ihrer Krebserkrankung.
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes bekam sie die Krebsdiagnose. "Große Metastasen." Sie erzählt von dem Schock, den das bei ihr und ihrem Mann ausgelöst hat. Sie erzählt von der Angst, der Hilflosigkeit. Aber sie erzählt auch, wie ihr die Krebsberatung geholfen hat. "Danke, dass ich immer wieder hier sein darf." Ihre Prognose sei zwar besser, trotzdem nehme sie das Beratungs-Angebot weiter an.
"Hier durften und konnten wir unsere Hilflosigkeit in Worte fassen", sagt sie, während ihr Kind fröhlich durch den Saal hopst. Was hat ihr besonders gut getan? "Die ehrlichen Worte, die man hier bekommt." "Gib nicht auf, bleib positiv": Solche Sätze hat sie oft gehört, gut getan haben sie ihr nicht. Geholfen auch nicht.
Patientin erzählt, wie ihr und ihrer Familie das Angebot geholfen hat
"Hier wurde auch mein Mann gesehen, er wurde gefragt wie es ihm geht": Auch das habe geholfen. In der Beratung ging es aber auch um praktische Dinge. Um ein Testament, um die Frage, wie die Familie ins normale Leben zurückkommt, wie man den Kindern erzählt, was mit der Mama los ist. "Wir dürfen Angst haben, wir dürfen verdrängen", das hat sie in der Beratung gelernt. Und noch etwas hat sie gelernt: "Wir dürfen unser Leben genießen. Angst haben können wir später." Die junge Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, macht Doris Göb und ihrem Team ein schönes Kompliment: "Sie sind ein Segen für uns".
Kranken und ihren Angehörigen die bestmögliche Lebensqualität ermöglichen, das ist das Ziel der Beratungsstelle, fasst Doris Göb zusammen. Die Beratungsstelle in Schweinfurt (es gibt auch eine Außenstelle in Bad Neustadt) sei ein Ort der Stabilisierung, der Hoffnung und der Lebensfreude. Sie bedankt sich bei allen Unterstützern und Kooperationspartnern, freut sich über Anerkennung und Wertschätzung. "Diese Arbeit lebt vom lebendigen Miteinander."
Für Markus Besseler, Geschäftsführer der Bayerischen Krebsgesellschaft, ist die Beratungsstelle ein Ort, an dem man Anregungen mitnehmen, aber auch loslassen kann. Für Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter ist das Beratungsangebot unverzichtbar. Es gehe nicht nur um Diagnostik und Therapie, sondern auch um das Zwischenmenschliche.
Zum Angebot gehört auch die Kunsttherapie
Ein Angebot der Beratungsstelle ist die Kunsttherapie, die es jetzt seit 15 Jahren gibt. "Jeder kreative Prozess hat etwas Heilendes an sich", sagt Kunsttherapeutin Susanne Krumm, die die Nachfolgerin von Frauke Fülling ist. Einmal im Monat trifft sich die Runde in der Kunsthalle zum Projekt "Kraftquelle". Sie lassen sich von den ausgestellten Werken inspirieren und werden dann selbst kreativ. Loslassen, sich seinen Gefühlen stellen, zeigen, wie es gerade in einem aussieht: Malen mache das möglich.
Teile der Werke sind jetzt in der Beratungsstelle ausgestellt. Wer sie anschauen will, kann zu den Öffnungszeiten vorbeikommen.