
Wer bis jetzt noch müde gelächelt hat über all den Ärger und das Chaos, das die Schweinfurterinnen und Schweinfurt samt Nachbargemeinden mit ihren Bussen seit Jahresanfang erleben, aufgepasst: Jetzt müssen sich auch andere im Verkehrsverbund Mainfranken warm anziehen. Das digitale Bezahlsystem SWeasy geht viral. Zumindest scheint es nun auch den Landkreis Schweinfurt erwischt zu haben. Dort, so gab's diese Woche in einem Ausschuss des Kreistags zu hören, wolle man die Stadtwerke-Erfindung ebenfalls einführen.
Weil's so gut läuft in Schweinfurt? Nun ja. Es soll ja die ein oder andere Panne gegeben haben und noch geben. Wir sagen an der Stelle nur: Prepaidkarten. Die gab es mal und dann wieder nicht. Menschen standen in langen Schlangen vor dem Servicecenter der Stadtwerke am Roßmarkt, um das zu ergattern, was gerade mal wieder nicht zu haben war . . . Dass Busfahren nur noch mit Prepaidkarte, der EC-Karte oder Tickets möglich ist, die man sich über die App des Nahverkehrsverbunds Mainfranken herunterladen soll, das bringt die Leute auf die Palme.
Hätte man sich in einem Land, in dem Bargeld immer noch hochgehalten wird, eventuell denken können. Nun also tritt der Landkreis Schweinfurt an, die SWeasy-Familie zu verstärken. Das wird viele derjenigen, die so in den Bussen sitzen, vielleicht nicht freuen. Schließlich ist ein guter Teil von ihnen vermutlich ähnlich alt wie die vielen Seniorinnen und Senioren in den Schweinfurter Stadtbussen, die sich schwertun mit dem bargeldlosen Bezahlen.
Manchen macht SWeasy einfach nur Angst
Was man ja auch bei ein wenig Nachdenken verstehen kann. Die EC-Karte zum Ein- und Auschecken jedes Mal zu zücken, Abbuchungen zu kontrollieren, einer Prepaidkarte hinterherzujagen, das überfordert viele, macht manchen sogar Angst. Mal abgesehen davon, dass ja auch das, was dann von den Stadtwerken so eingezogen wird von der Geldkarte, kontrolliert werden will.
Und ganz abgesehen davon, dass manche Fahrgäste nicht einmal wissen, wie zum Teufel sie an das digitale Sechser-Ticket kommen sollen. Das gibt's nur auf der App des Nahverkehrsverbunds Mainfranken. Setzt voraus, dass alle wissen, was eine App ist und ein Smartphone besitzen, was bei manchem über 80-Jährigen nicht unbedingt der Fall ist.
Tickets aus Papier – als Ausnahme hätten die wirklich Sinn gemacht. Dass es sie geben könnte, die Annahme legt ein Infoplakat nahe, das eine Leserin vor kurzem an der Haltestelle Turngemeinde entdeckt hat. Darauf stehen die Ticketpreise des Nahverkehrsverbunds und eine interessante Nachricht: "Entdecke das NVM-Ticketsortiment in der App. Tickets wie Einzel-, 6er-, Tages- und Monatskarten erhältst du außerdem im Bus oder am Automaten an der Haltestelle." Das ist wohl eher auf Städte wie Würzburg gemünzt, wo es überhaupt Automaten gibt. In Schweinfurt macht es derweil die Verwirrung komplett.