
Es wäre der nächste Rückschlag für alle, die in Gerolzhofen auf freie Kindergarten-Plätze warten: Das Vorhaben privater Investoren, in der Stadt einen Kindergarten zu errichten, droht zu scheitern. Die Verhandlungen zwischen diesen und der Stadt als möglicher Pächterin des Gebäudes sowie dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) als Betreiber der Einrichtung stehen am Scheideweg.
Diese Einschätzung beruht auf einer Aussage von Bürgermeister Thorsten Wozniak. Anfang Dezember 2024 ist er noch davon ausgegangen, dass die Verträge bis zum Jahreswechsel unterschrieben werden können. Aktuell lautet seine Antwort auf eine Nachfrage dieser Redaktion zum Stand der Dinge: "Die Vertragsverhandlungen mit Investor und Betreiber sind weder abgeschlossen noch komplett beendet. Allerdings gehe ich davon aus, dass wir die Verhandlungen abbrechen; einigen Punkten des Vertrags konnte der Stadtrat nicht zustimmen."
Angesichts der Notwendigkeit, Betreuungsplätze zu schaffen, hätte er persönlich dem vorliegenden Vertragsentwurf "durchaus zustimmen können", führt Wozniak weiter aus. Doch er werde die Beschlüsse des Stadtrats berücksichtigen.
Kindergarten-Thema in nichtöffentlichen Sitzungen
Das Thema "Kindergarten" war dem Vernehmen nach in den vergangenen Wochen mehrmals Thema im Stadtrat. Allerdings beschäftigte sich das Gremium, hinter verschlossenen Türen, nichtöffentlich damit. Deshalb fällt es Außenstehenden schwer, zu beurteilen, wie verfahren die Situation tatsächlich ist.
Als Investoren treten jetzt erstmals der Gerolzhöfer Bauunternehmer Christoph Rosentritt und René Kühl, Geschäftsführer einer hiesigen Spedition, namentlich öffentlich in Erscheinung. Die beiden Geschäftsleute hatten der Stadt bereits Ende 2023 den Vorschlag unterbreitet, im früheren Butterwerk in Gerolzhofen eine Kindertagesstätte einzurichten und diese an die Stadt zu vermieten. Die Pläne sind im Stadtrat Anfang März 2024 mehrheitlich abgelehnt worden.

Bereits damals war hinter vorgehaltener Hand immer wieder zu hören, im Stadtrat seien nicht alle glücklich darüber, dass mit Rosentritt jemand aus den eigenen Reihen als Investor in ein millionenschweres Projekt involviert ist, an dem die Stadt direkt beteiligt ist.
Als Investor von Stadtratsbesprechungen ausgeschlossen
Diese Konstellation führt auch in der aktuellen Situation dazu, dass Rosentritt von den Besprechungen des Stadtrats über die Vertragsgestaltung ausgeschlossen ist. Rosentritt möchte an diesem Grundsatz, der einer etwaigen Vorteilsnahme durch sein Amt als Stadtrat vorbeugen soll, nicht rütteln. Doch sieht er im Gespräch mit dieser Redaktion darin einen gewichtigen Grund, weshalb die Verhandlungen zum Kindergarten auf der Stelle treten.
Ginge es nach ihm, so hätte es einen informellen Kreis, also außerhalb des beschlussfähigen Gremiums, gegeben, in dem sie sich als Investoren mit den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionsvorsitzenden über das Vorhaben hätten austauschen können. Stattdessen liefen Informationen, Fragen und Antworten zwischen ihnen, dem Bürgermeister und dem Stadtrat hin und her. Wenn es direkte Gespräche gegeben hätte, "dann hätten wir schon eine Einigung erzielt", ist Rosentritt überzeugt.
Anders als Bürgermeister Wozniak gehen die Investoren Rosentritt und Kühl nicht davon aus, dass ein möglicher Kindergarten-Vertrag kurz vorm Scheitern steht. Ein Abschluss sei in vier bis sechs Wochen möglich, sagt Rosentritt. Und auch Thomas Lindörfer, Kreisgeschäftsführer des BRK Schweinfurt, das den Kindergarten betreiben möchte, gibt sich gegenüber dieser Redaktion optimistisch: "Aus Sicht des BRK ist das Ziel in greifbarer Nähe."
Zu strittigen Details sagt der Bürgermeister nichts
Laut Wozniak hänge es vor allem an dem Investoren-Duo, dass die Verhandlungen feststecken. "Nachdem wir uns voraussichtlich mit dem Investor in einigen Punkten nicht einigen können, müssen wir auch mit dem potenziellen Betreiber erneut beraten." Strittige Details nennt Wozniak nicht.
Ebenso wenig möchte der Bürgermeister zum jetzigen Zeitpunkt über mögliche Kosten für die Stadt sowie den Ort sprechen, wo der auf der Kippe stehende Kindergarten mit insgesamt sechs Gruppen für den Regel- und Krippenbereich entstehen soll. Darüber werde in den nächsten Wochen öffentlich im Stadtrat diskutiert, kündigt Wozniak an.
Selbst wenn sich die drei Vertragspartner am Ende doch noch einig werden sollten: Der noch Anfang Dezember 2024 vom Bürgermeister anvisierte Starttermin für den zusätzlichen Kindergarten im September 2026 (Wozniak damals: "Das ist zwar sportlich, aber machbar") ist zwischenzeitlich hinfällig. "Jetzt traue ich mir nicht zu, ein Datum zu nennen", sagt der Bürgermeister.
Bleibt die Frage, wie es weitergeht, falls die Lösung des Kindergarten-Problems mithilfe privater Investoren platzt. Eine Möglichkeit wäre, die Stadt baut doch in Eigenregie einen neuen Kindergarten. So weit war der Stadtrat schon einmal – vor knapp zwei Jahren.