Es ist ein Thema, das nicht nur die Menschen in Michelau bewegt, sondern in vielen Ortschaften: die zunehmende Flächenversiegelung von Grün- und Ackerflächen vor allem für neue Baugebiete an den Dorfrändern. Unterdessen ziehen immer mehr Menschen aus den Altorten weg, Leerstände von Häusern häufen sich und immer mehr Geschäfte schließen.
Seitdem der Gemeinderat vor zwei Jahren beschloss, den Flächennutzungsplan von 1994 zu ändern, gibt es immer wieder Kritik daran. Der Plan ist die Grundlage für die Entwicklung der Bodennutzung in der Gemeinde und damit auch für künftiges Bauland. Ursprünglich sah die erste Fassung eine Gesamtfläche von 13 Hektar vor. Nach zahlreichen Einwänden von Behörden und aus der Bevölkerung wurde sie zunächst auf 12 Hektar reduziert.
Thema bewegt die Menschen in der Steigerwald-Gemeinde
Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema Innenentwicklung, die mit rund 100 Bürgerinnen und Bürgern sehr gut besucht war, präsentierten Bürgermeister Michael Wolf und Frank Braun von der beauftragten Planungsschmiede Braun den aktuellen Stand. Mittlerweile, nach mehr als zwei Jahren und 40 Stellungnahmen, liegt die dritte Änderung des Plans vor. Und die am Mittwoch vorgelegten Grafiken verdeutlichten eindrucksvoll: Der Rat hat auf die Kritik reagiert. Es seien viele Flächen aus der Planung herausgenommen worden, stellte Braun fest.
Vorläufig umfasst der Flächennutzungsplan nur noch 10,3 Hektar Fläche, also zwei Hektar weniger als zuvor. Erheblich verringert wurden indes jene Flächen, die für Bauland ausgewiesen werden könnten. In Michelau, Sudrach, Prüßberg und Altmannsdorf verzichtet die Gemeinde auf knapp vier Hektar für Wohn- und gemischte Bauflächen. In diesen vier Ortsteilen gab es die meisten Änderungen.
In der aktuellen Fassung sind demnach lediglich 6,7 Hektar für Wohnbebauung (3,74 ha), gemischte Bauflächen (1,5 ha) und gewerbliche Nutzung (1,46 ha) vorgesehen. Zusätzlich sollen aus dem noch gültigen Flächennutzungsplan 2,4 Hektar, die bebaut werden könnten, wieder für die Landwirtschaft bereitgestellt werden. Matthias Braun bezeichnete den jetzigen Stand als "nichts mehr Besonderes" für eine Gemeinde der Größe von Michelau.
Was will die Gemeinde: Donut oder Krapfen?
Zuvor hatte die Gemeinde zusammen mit Experten des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE), der Regierung von Unterfranken und des Landratsamtes Schweinfurt die Innenentwicklung in Michelau näher betrachtet. Dorit Bollmann vom ALE fragte, bildlich gesprochen, ob man "Donut oder Krapfen" wolle. Der Donut stehe, wegen seines Lochs, für eine bauliche Entwicklung nur im Außenbereich; der mit Marmelade gefüllte Krapfen dagegen für den Innenort. Dass die Altorte aussterben, das wolle man nicht, so Bollmann.
Die eingeladenen Behördenvertreter sprachen sich für eine nachhaltige Innenentwicklung aus. Der Flächenverbrauch werde aber auch künftig zunehmen, prognostizierte Anne Weiß von der Regierung, weil die Menschen auf immer mehr Wohnfläche lebten. In Unterfranken hat sich dieser Wert von 36 auf 50 Quadratmeter pro Kopf erhöht. So auch in Michelau: Hier ist binnen zehn Jahren die gesamte Wohnbaufläche von 31 auf 39 Hektar angewachsen, während die Bevölkerungszahl um die 1140 weitgehend stabil geblieben ist. Andererseits werden die Menschen laut Weiß immer älter und lebten in für ihre Verhältnisse zu großen Immobilien.
Zahlreiche Maßnahmen gegen das Aussterben der Innenorte
Darauf hat Michelau schon vor einigen Jahren reagiert. Die Gemeinde kartiert Leerstände, schreibt die Bevölkerung an, befragt sie zu Sanierungs- und Verkaufsplänen. Einige, wenn auch noch nicht allzu viele Leerstände werden wieder bewohnt, berichtete Bürgermeister Wolf. Der Erwerb von privaten Grundstücken gestaltet sich allerdings recht schwierig.
Auch die Möglichkeit des Grundstückstausch nutzt die Gemeinde, um kleine Flächen für eine neue Bebauung im Kernort zu vergrößern. Wolf verwies, wie die Behörden, auf viele Fördermöglichkeiten unter anderem für private Bauherrn bei Sanierungen.
Warum die Gemeinde derart viele Flächen ausweist, die später einmal zu Bauland werden könnten, dazu noch in Landschaftsschutzgebieten, das war der größte Kritikpunkt in der Versammlung in der Vollburghalle. "Warum muss man alles zupflastern und jedes Kind ein eigenes Haus bauen?", fragte eine Zuhörerin.
Bürgermeister: Bauplätze werden nachgefragt und benötigt
Der Bürgermeister berichtete von meist zwei Anfragen von Einheimischen im Jahr, die bauen wollen. Allein mit Flächen im Dorf könne man diese Wünsche nicht erfüllen. Das Konzept der Gemeinde sei deshalb, ergänzte Ratsmitglied Otmar Raab, in jedem Ortsteil Bauplätze anbieten zu können, um die Bevölkerungszahl halten zu können, was er auch im Hinblick auf kommunale Einnahmen, etwa durch Schlüsselzuweisungen, als wichtig erachtet.
Dem Vorwurf, dass Baugrund im bestehenden Gebiet Dorfäcker unter Herstellungspreis an Auswärtige "verhökert" worden sei, widersprach Wolf. Es würden außerdem immer Flächen für Einheimische zurückgehalten.
Sorge wegen Hochwasser im künftigen Baugebiet Hundelshausen
Aus Reihen der Bürgerschaft wurde vorgeschlagen, entweder nur im Hauptort Michelau ein Baugebiet auszuweisen oder zumindest nur "dort, wo es Sinn macht". Damit wurde auf die Situation im Ortsteil Hundelshausen angespielt, wo nicht wenige Menschen befürchten, dass die dort ausgesuchte Fläche ungeeignet sei. "Sie tun sich keinen Gefallen, in diesem Hochwassergebiet ein Baugebiet zu planen", warnte ein Bürger eindringlich.
Nach Angaben des Planers werden verschiedene Gegenmaßnahmen für Starkregenereignisse ergriffen. Vom Wasserwirtschaftsamt als zuständige Behörde gab es, dem Bürgermeister zufolge, keinen negativen Bescheid. Die geäußerte Kritik nahm er zur Kenntnis und versprach: "Wir haben es vernommen und werden darüber nochmals im Gemeinderat beraten."
Wie geht es nun weiter? Voraussichtlich im Januar wird der Rat den Flächennutzungsplan beschließen und die 3. Änderung öffentlich auslegen. Spätestens nach der Prüfung sollen Behörden und Bürger, die eine Stellungnahme eingereicht haben, eine Antwort erhalten. Mit der Genehmigung durch die Regierung rechnen Wolf und Braun frühestens im Juni.
Ein Flächennutzungsplan ohne Landschaftsplan, also nur auf die Ortsteile beschränkt, ist eine halbherzige Sache, in einer Gemeinde deren größtes Plus ihre einzigartige Landschaft ist, die umgeben ist von Biotopen und Schutzgebieten. Die Chance, diese langfristig zu sichern, wird hier vertan.
Jetzt fehlt nur noch, dass man sich zu einem Verbot für Freiflächen-Photovoltaik auf nutzbarem Ackerland durchringen könnte.
Außerdem ist unabdingbar, für neue Bauvorhaben eine Photovoltaik auf allen Gebäudearten vorzuschreiben.
Und letztlich sollte auch ein Beschluß gefasst werden, der künftig ungenutztes Bauland im innerörtlichen Bereich mit einer empfindlich hohen Grundsteuer belastet, um Spekulationen auf steigende Grundstückspreise unrentabel zu machen.