Das Denken in langen Zeitspannen ist Michael Wolf gewohnt. Als Forstwirtschaftsmeister beim Forstbetrieb Ebrach muss er das können. Er muss sich vorstellen können, wie sich das, was er heute macht, auf den Wald auswirkt, den die übernächste Generation oder noch viel spätere Generationen im Steigerwald sehen wird.
Als Bürgermeister bleibt dem 47-Jährigen nicht so viel Zeit, bis sich das, was er heute entscheidet und in die Wege leitet, auswirkt. Hier muss es schneller gehen. Und das findet Wolf auch gut so. Er ist zufrieden, wie es in der Gemeinde Michelau läuft, seitdem er Anfang Mai 2020 Bürgermeister geworden ist. Die Aufgaben, die anstehen, dulden auch keinen Aufschub.
An die Zeit nach seiner Wahl am 15. März 2020 erinnert sich Wolf recht genau. "Drei Tage nach der Wahl kam der erste Corona-Lockdown", sagt Wolf. Die Pandemie sollte sein erstes Amtsjahr begleiten und beeinflussen, bis heute. Allein drei große Jubiläumsfeiern in Michelau fielen den Corona-Einschränkungen vergangenes Jahr zum Opfer: das Jubliäum der Heimatkapelle (75 Jahre), des Sportvereins und der Eigenheimer (beide 50 Jahre).
Vereine prägen das Leben in der Gemeinde
Der Bürgermeister kann gut nachvollziehen, was die Vereine für seine Gemeinde bedeuten. Er ist selbst in mehreren Vereinen aktiv. Auf die Frage, was Michelau ausmacht, sagt er: "Unsere Stärke sind die Vereine." Und erst dann erwähnt er das, was die sieben Ortsteile umgibt: "die herrliche Gegend, die Wanderwege, der Weinbau".
Sechs Jahre saß Michael Wolf im Gemeinderat, ehe er zum Bürgermeister gewählt wurde. Er wusste also, was die offenen Baustellen sind, die sein Vorgänger Siegfried Ständecke nach 18-jähriger Amtszeit hinterlassen hat.
Die Dorferneuerung laufe gerade aus, sagt Wolf. Dann zählt er die dickeren Bretter auf, die ihn und den Gemeinderat noch Jahre beschäftigen dürften: das Hochwasserschutzkonzept, der Feuerwehrbedarfsplan, der wohl notwendige Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Michelau sowie die Frage, wie es mit der Abwasserbeseitigung weitergeht – die Michelauer Kläranlage ist fast 50 Jahre alt und muss stillgelegt werden.
Auch der Ausgang der Frage, ob in Gerolzhofen eine neue Grundschule gebaut oder die alte saniert werde, betrifft Michelau, da die 1150-Seelen-Gemeinde über den Schulverband finanziell beteiligt sein wird.
Verhältnis zum Amtsvorgänger ist nicht das beste
Eine Menge Arbeit also, wenngleich nichts Unerwartetes, wie Wolf sagt. "Leichen im Keller des Rathauses habe ich keine gefunden." Das Verhältnis zu seinem Amtsvorgänger möchte er nicht kommentieren – dies sage ja auch schon einiges.
Er blickt lieber in die Zukunft. Oben vom Taubenherd aus fällt ihm das vielleicht am leichtesten. Der Taubenherd ist, wenn man so möchte, einer von drei Hausbergen den Michelau hat. Daneben gibt es "Das Kreuz" und den Huttershügel, erklärt Wolf.
Doch auf was es ihm eigentlich ankommt, liegt direkt am Fuß des Taubenherds. Dort verrichten Arbeitende die letzten Erschließungsarbeiten im Baugebiet "Dorfäcker". 26 Parzellen hat das Baugebiet. "Ein Großteil ist bereits verkauft, der Rest reserviert", sagt der Bürgermeister zufrieden.
Er weiß jedoch, dass es mit dieser Form von Wachstum allein nicht getan ist, um die Zukunft der Gemeinde zu sichern. Er möchte deshalb weiter hart an der Innenentwicklung der Ortschaften arbeiten und dafür sorgen, dass möglichst viel in den Altorten gebaut wird. Damit auch junge Familien dort ein Zuhause finden.
Was ihn in diesem Zusammenhang freut, ist der Zusammenhalt der Ortsteile untereinander. Diese würden miteinander harmonieren und sich von Michelau, dem größten Ortsteil mit Sitz des Rathauses, nicht untergebuttert fühlen. Dies ist Wolf wichtig.
Familie hat Verständnis für den Job als Bürgermeister
Seitdem er Bürgermeister ist, hat er seine Arbeit im Forst auf eine Halbtagsstelle reduziert. Die dadurch frei gewordene Zeit reiche aber nicht, um darin alle Aufgaben als ehrenamtliches Gemeindeoberhaupt unterzubringen, berichtet Wolf, "das ist eigentlich eine 100-Prozent-Stelle". Doch dank des Verständnisses seiner Frau und der beiden erwachsenen Kinder klappt es, beide Jobs unter einen Hut zu bringen.
Als Bürgermeister hat er bereits erlebt, wie vielfältig die Aufgaben sind. Es gebe die schönen Momente, etwa das Gratulieren bei runden Geburtstagen. Daneben stünden schwere Termine, erzählt er, etwa wenn er die Gemeinde bei Beerdigungen vertritt oder er Schwerkranke besucht.
Auf was er sich freue, sind die vielen Feste, die es im Jahreslauf gibt – solange kein Corona herrscht. Die Menschen könnten dann auch in der Vollburghalle feiern. Die Veranstaltungshalle entstand durch einen Anbau an die alte Schule in Michelau. Und es gebe den hergerichteten Dreiseithof in Altmannsdorf, der der Dorfgemeinschaft offen steht.