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Schweinfurt
Geld veruntreut? Strafbefehl gegen Führungskraft im Schweinfurter Rathaus
Erneut sorgen Untreue-Vorwürfe in der Schweinfurter Stadtverwaltung für Unruhe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine Führungskraft.
Im Schweinfurter Rathaus herrscht erneut Unruhe wegen der Ermittlung gegen eine Führungskraft wegen Untreue. Die Staatsanwaltschaft hat einen Strafbefehl beantragt, gegen den Einspruch eingelegt wurde.
Foto: Martina Müller | Im Schweinfurter Rathaus herrscht erneut Unruhe wegen der Ermittlung gegen eine Führungskraft wegen Untreue. Die Staatsanwaltschaft hat einen Strafbefehl beantragt, gegen den Einspruch eingelegt wurde.
Oliver Schikora
 und  Thomas Starost
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:01 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt hat gegen eine Führungskraft der Stadtverwaltung einen Strafbefehl wegen Untreue beantragt. Die Vorwürfe gegen die Person, die sich auf ihre Tätigkeit als Geschäftsführer einer städtischen GmbH bezogen, sind im Sommer 2022 bekannt geworden. Jetzt haben sie sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft bestätigt. Es ist nach den Skandalen um den früheren Theaterleiter und eine Führungskraft im Spätsommer 2021 der dritte Fall innerhalb weniger Monate, der für Schlagzeilen sorgt.

Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert erklärte auf Nachfrage dieser Redaktion, dass "beim Amtsgericht Schweinfurt der Erlass eines Strafbefehls wegen fünf Fällen der Untreue zu Lasten einer mehrheitlich im Besitz der Stadt Schweinfurt stehenden GmbH beantragt" wurde. Laut Emmert werde dem Beschuldigten vorgeworfen, "private Ausgaben in Höhe von insgesamt 787 Euro getätigt zu haben, die er mit Hilfe einer Kreditkarte der GmbH vorgenommen haben soll".

Gegen den Strafbefehl wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch den Anwalt des Betroffenen Einspruch eingelegt. Wie hoch die beantragte Geldstrafe ist, gab die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Nach Recherchen dieser Redaktion handelt es sich um einen niedrigen fünfstelligen Betrag. Der finanzielle Schaden ist offenkundig bereits beglichen worden.

Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Schweinfurt noch offen

Der Betroffene erklärte über seinen Schweinfurter Anwalt Michael Schulze: "Die Vorwürfe werden vollumfänglich von uns zurück gewiesen. Im Hinblick auf das laufende Verfahren wird derzeit keine weitere Stellungnahme abgegeben." Ausdrücklich weist Schulze darauf hin, dass weiterhin die Unschuldsvermutung gelte.

Ob es nun zu einer Hauptverhandlung gegen den Beschuldigten vor dem Schweinfurter Amtsgericht kommt, ist noch offen. Gemäß der Strafprozessordnung wäre das grundsätzlich der nächste Schritt, da der Beschuldigte Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt hat. Nun prüft das Amtsgericht, ob die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Hauptverfahrens überhaupt gegeben sind.

Möglich ist auch eine Einstellung nach Paragraph 153 oder 154 in der Strafprozessordnung. Nach Informationen dieser Redaktion spielt in dem Fall insbesondere die Antwort auf die Frage eine Rolle, was der Beschuldigte in seiner Funktion als Geschäftsführer einer städtischen GmbH in eigener Verantwortung durfte und was nicht und ob die beanstandeten Ausgaben nicht doch dienstlich veranlasst waren.

Fall sorgte innerhalb der Verwaltung für Entsetzen

Gegenüber dieser Redaktion bestätigt Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), er sei über den Erlass des Strafbefehls informiert worden. "Die betroffene Führungskraft befindet sich aktuell im Krankenstand, sie ist nicht vom Dienst suspendiert", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme des Oberbürgermeisters weiter. Die erhobenen Vorwürfe beziehen sich auch explizit nicht auf die Tätigkeit der Führungskraft in der Stadtverwaltung. Interne Prüfungen, so bestätigen Quellen in der Stadtverwaltung, hätten keine Hinweise auf Verfehlungen innerhalb der Verwaltung ergeben, wo die Führungskraft verschiedene Projekte verantwortete. 

Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (Archivbild einer Pressekonferenz).
Foto: Anand Anders | Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (Archivbild einer Pressekonferenz).

Als der Fall Ende Juli 2022 an die Öffentlichkeit kam, sorgte er innerhalb der Verwaltung für Entsetzen. Man sprach von einem "Supergau", als ein Kollege des Beschuldigten dem Oberbürgermeister über die aus seiner Sicht bestehenden Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen und Abbuchungen im Rahmen der Tätigkeit für die städtische GmbH berichtete.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé erklärte damals, er sei "erschüttert", weitere Stellungnahmen von seiner Seite gibt es wegen des laufenden Verfahrens nicht. Der OB hatte im Juli 2022 wenige Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe und einem Gespräch mit dem Betroffenen bei der Schweinfurter Staatsanwaltschaft und der Landesanwaltschaft in München Anzeige erstattet.

Außerdem wurde der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung über die Vorwürfe informiert. Der Geschäftsführer-Posten in der fraglichen städtischen GmbH wurde dem Betroffenen im Juli durch den Stadtrat auf Vorschlag der Verwaltung entzogen.

Eine Reihe von Skandalen um Führungskräfte erschüttert die Remelé-Amtszeit

Der jetzige Fall ist nicht der erste in der seit 2010 währenden Amtszeit des Oberbürgermeisters. Zuletzt wurden in der Stadt Schweinfurt nach Recherchen dieser Redaktion zwei Untreue-Vorwürfe bekannt: 2021 wurden ein mittlerweile gekündigter Amtsleiter per Strafbefehl zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt und ein Verfahren gegen eine andere Führungskraft gegen Zahlung einer niedrigen fünfstelligen Geldstrafe eingestellt.

Auch in den Jahren davor gab es mehrere Fälle, in denen es zum einen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gab, zum anderen Kritik an Oberbürgermeister Remelé wegen der internen Handhabung der jeweiligen Vorwürfe.

 
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  • attheendoftheday
    der Fisch stinkt wie immer vom Kopf ...
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  • Familiemay
    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/verwalten-statt-gestalten-verspielt-schweinfurt-seine-zukunft-art-10706827

    Dieser super Artikel zeigt wo das eigentliche Problem liegt. Nicht bei einzelnen Mittarbeitern .
    Vielleicht hilft eine Supervision? Vielleicht hilfts , andere Meinung wie Ulrike Schneider mit ihren Einwänden und Ideen eine Chance zu geben.
    Oder einfach nur die Einsicht das Geld alleine nicht glücklich macht. Weder eine Stadt noch eine Privatperson.
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  • Familiemay
    Ein Ausschnitt aus dem anderen Artikel der viel Aussagt "Grundsätzlich hat der OB eine andere Sichtweise auf die Arbeit des Stadtrates als dieser selbst: Für ihn sind die Mitglieder Teil der Verwaltung, nicht Teil eines parlamentsartigen Gremiums, das vorgibt, was die Verwaltung zu tun hat. Verwalter statt Gestalter, zugespitzt formuliert."
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  • hgaense@gmail.com
    Es geht um nichtmal 800 € und die Vorwürfe sind nichtmal geklärt.
    Hier ist viel Führungsstärke und Fingerspitzengefühl gefragt, damit keine Angstkultur in der Verwaltung entsteht.
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  • christopher
    Für mich und viele normale Bürgercauch sind diese fast 900 Euro viel Geld. Und richtig: Es sind nicht alle Vorwürfe geklärt, gerade deshalb sollte möglichst viel Transparenz praktiziert werden und nicht versucht werden die Angelegenheit mit einem Strafbefehl unter den Tisch zu kehren
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  • christopher
    Für mich und viele normale Bürgercauch sind diese fast 800 Euro viel Geld. Und richtig: Es sind nicht alle Vorwürfe geklärt, gerade deshalb sollte möglichst viel Transparenz praktiziert werden und nicht versucht werden die Angelegenheit mit einem Strafbefehl unter den Teppich zu kehren
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  • ammi187@gmail.com
    Ich verstehe beim besten Willen nicht, dass bei Strafverfahren von Beamten oder Tarif Angestellten im öffentlichen Dienst diese meines Erachtens mit Samthandschuhen angefasst werden. Da werden Hartz IV Bezieher, die halt mal nebenbei etwas arbeiten mit massiven Geldstrafen belegt und bei Regierungsangestellten macht man da beide Augen zu.

    Das deutsche Justizsystem ist meines Erachtens nur noch eine Lachnummer die nehme ich auch nicht mehr ernst.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    @schimmel: Nach meiner Kenntnis werden sehr viel straffällige Beamte entlassen = gleich Berufsverbot. Manch "Schlauer", der gute Kenntnisse im Beamtenrecht hat, kann sich bestimmt durch so manche Gesetzeslücke durchmogeln. Aber das kommt überall vor, nicht nur im ÖD.
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  • king_pansen
    CSU - Amigo halt
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  • Eos123456
    Bei einem verdienten und bewährten Genossen der Arbeiterschutzmacht wäre es wohl nicht viel anders.
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  • kempf-margit@t-online.de
    Eos123456, ein ziemlich abgefahrener Kommentar! Mehr muß man dazu nicht sagen, geht es eigentlich, dass man abundzu über das Farbtöpfchen schaut? Ich glaube es nicht!
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  • Herard18061206
    Sorry, der OB hat seinen Laden wohl nicht im Griff. Die Häufung ist beunruhigend. Es geht ja um Geld der Bürger, das für andere Projekte nicht zur Verfügung steht.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Dann bin ich halt mal krank - für einige Monate und bin mir keiner Schuld bewusst. Seltsam!
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  • stefan.behringer@web.de
    Und beim Beamten werden unbefristet (andere bekommen nach 6 Wochen nur noch Krankengeld) die Bezüge weiter gezahlt, so lange er nicht suspendiert wird.
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  • Er ist erschütternd, was in der Remele-Amtszeit alles passiert. Man schämt sich mittlerweile als Schweinfurter! Persomalführung ist wohl eine Schwäche, die unser OB hat udn immer wieder zum Vorschein kommt.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Ich habe keinerlei Einsicht, was da so läuft. Sehen wir es doch mal anders: Gerade weil dieser Bgm im Amt ist, werden so einige Fälle aufgedeckt! Wenn es schon vorher so viele Bgm gegeben hatte und in deren Zeiten nichts ans Tageslicht gekommen war, an was das dann wohl gelegen hatte? An der Ehrlichkeit der Mitarbeiter? An der Aufsicht der Chefetage? Ja, früher war halt alles besser! Abwarten was das Gericht, nicht das Gerücht, sagt, dann kann kommentiert werden. Und weshalb hier "Amigo" erwähnt wird ist mir schleierhaft
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