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Kolitzheim
Geld spielt eine Nebenrolle: Handballclub Wölfe Würzburg zu Gast bei Solarunternehmen Belectric in Kolitzheim
Sportler und Firmenvertreter tauschen sich aus, wie die Energiewende in Mainfranken funktionieren kann. Überschattet wird der Termin vom Krieg der Hamas gegen Israel.
Die Handballmannschaft Wölfe Würzburg besuchte den Hauptsitz des Unternehmens Belectric in Kolitzheim, das den Drittligisten sponsert. Das Bild zeigt das Team mit Belectric-Geschäftsführer Thorsten Blanke (vorne in der Mitte links) und Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer (rechts daneben), die symbolisch Trikots tauschten.
Foto: Michael Mößlein | Die Handballmannschaft Wölfe Würzburg besuchte den Hauptsitz des Unternehmens Belectric in Kolitzheim, das den Drittligisten sponsert.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 16.10.2023 02:51 Uhr

Von außen betrachtet haben der Handball-Drittligist Wölfe Würzburg und das Solarunternehmen Belectric wenig Schnittpunkte. Sport und Wirtschaft – da bleibt als Scharnier, das beides zusammenhält, fast nur eines: das Geld.

Und tatsächlich stimmt das in diesem Fall auch. Das Unternehmen Belectric, das international tätig ist, ist seit diesem Sommer Sponsor des Würzburger Handballclubs. Dieser rangiert aktuell in der dritten Liga in der Staffel Süd im Mittelfeld der Tabelle, nachdem das Team Ende der vergangenen Saison nach zehn Jahren in der Zweiten Bundesliga eine Etage nach unten gerutscht ist.

Doch wer nur auf das Finanzielle schaut, der übersieht leicht weitere Verknüpfungspunkte zwischen dem Handballclub und dem Unternehmen mit Hauptsitz in Kolitzheim, das eigenen Angaben nach weltweit 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und Solarkraftwerke entwickelt, baut und betreibt. "Uns beiden geht es um Mannschaftsleistungen", so beschreibt Belectric-Geschäftsführer Thorsten Blanke das, was beide Seiten verbindet. "Der Erfolg von heute zählt morgen vielleicht schon nicht mehr." Auch Belectric müsse stets am Ball bleiben. Die Wölfe Würzburg ohnehin.

Frischer Eindruck vom Solarpark bei Herlheim

Zum Ausdruck kam dies am Montagabend, als Vertreterinnen und Vertreter des Handballclubs, darunter der komplette 16-köpfige Spielerkader um Kapitän Patrick Schmidt und Trainer Johannes Heufelder, Belectric am Unternehmenssitz besuchten. Nachdem sie den vor zwei Jahren von Belectric bei Herlheim errichteten Solarpark besichtigt hatten, besprachen Gäste und Gastgeber, wie sie die Region Mainfranken "ein Stückchen nachhaltiger gestalten können", wie einer Pressemitteilung des Unternehmens zu entnehmen ist.

Was sich sehr allgemein liest, gewinnt an Substanz wenn Geschäftsführer Blanke darlegt, was ihm wichtig ist. Es gehe nicht allein darum, mit Geld seiner Firma einem Aushängeschild des Regionalsports unter die Arme zu greifen. Wobei dies für ihn durchaus auch eine entscheidende Rolle spielt – "als fränkisches Unternehmen", wie Blanke sagt.

Noch wichtiger ist ihm aber, über die regionale Verbundenheit hinaus, die Kontakte zu den Sportlern dazu zu nutzen, "die Energiewende voranzubringen" – nicht irgendwo weit weg, auf politischer Ebene, etwa in Berlin, sondern hier vor Ort, in Mainfranken. Hierzu brauche es Fürsprecher und Menschen, die die Bedeutung der Energieerzeugung ohne Einsatz fossiler Brennstoffe erkannt haben.

Im Jahr 2021 hat Belectric bei Herlheim eine der größten Freiflächen-Photovoltaikanlagen in der Gegend errichtet.
Foto: Thomas Obermeier | Im Jahr 2021 hat Belectric bei Herlheim eine der größten Freiflächen-Photovoltaikanlagen in der Gegend errichtet.

Handballer als Multiplikatoren der Energiewende

Hierfür möchte er auch Sympathieträger wie die jungen Handballer aus Würzburg gewinnen. Deshalb wirbt Blanke an diesem Tag bei diesen für erneuerbare Energien und baut auf deren Mithilfe als Multiplikatoren. "Gemeinsam diskutieren wir die Energiewende und loten aus, ob es konkrete Projekte geben kann, um unsere Heimatregion voranzutreiben." 

Die Hauptverantwortung für ein Gelingen der Energiewende sieht Blanke tatsächlich bei den politischen Akteuren vor Ort. Diese haben Anfragen beispielsweise für Solarparks zuerst auf dem Tisch. Verantwortung tragen für Blanke auch diejenigen, die Flächen besitzen, auf denen Solaranlagen gebaut werden können. "Die müssen mitspielen."

Roland Sauer spricht ebenfalls von Verantwortung. Als Geschäftsführer der Wölfe verfolge er einen, wie er es nennt, "dualen Ansatz" für die Mannschaft. Bedeutet: Die jungen Männer sollen sich im Team nicht nur sportlich entwickeln, sondern auch auf ihr Berufsleben vorbereiten. Dieses liegt in der Regel außerhalb des Sports, denn keiner aus dem Kader könnte vom Handball allein leben. Dies galt schon während der Zeit, als die Wölfe noch in der Zweiten Liga spielten. Auch damals hatte jeder Spieler einen Hauptberuf anderswo, was die Mannschaft von anderen Teams in der Branche unterschied.

Nachhaltigkeit passt ins Gesamtbild der Mannschaft

Allein deshalb hat Sauer zufolge die Partnerschaft mit Belectric, das für Nachhaltigkeit stehe und so gut in das Gesamtbild des Handballclubs passe, nicht nur finanzielle Vorteile. Vielleicht ergäben sich aus den zahlreichen Einzelgesprächen, die die Spieler beim Ortstermin mit Belectric-Mitarbeitern und Vertreterinnen und Vertretern von sieben weiteren Unternehmen aus der Region führten, auch berufliche Perspektiven.

Eine solche verkörpert Thomas Dorsch, einst Spieler der Wölfe und heute ein führender Mitarbeiter beim Kolitzheimer Solarunternehmen. Er ist auch mitverantwortlich für die junge Partnerschaft zwischen Belectric und den Wölfen.

Das Thema "Verantwortung" wird an diesem Abend auch noch auf einer Ebene spürbar, die nichts mit dem lockeren Smalltalk im Hintergrund zu tun hat. Geschäftsführer Blanke berichtet von den gut 100 Mitarbeitern des Unternehmens in Israel. Diese hätten zwar, nach dem, was man in der Zentrale in Kolitzheim weiß, die Überfälle und Angriffe der Hamas-Terroristen unverletzt überstanden und seien in Sicherheit. "Doch jeder von denen kennt Opfer", sagt Blanke. Als Geschäftsführer eines Unternehmens, das Menschen aus 25 Nationen beschäftigt, gehen ihm schreckliche Nachrichten, wie die am Wochenende aus dem Nahen Osten, nahe.

 
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