Aktives Handeln des OB und einen bayernweiten Aktionsplan hat die SPD in einem Dringlichkeitsantrag an den Haupt- und Finanzausschuss im Bezug auf die geplante Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt gefordert. Der Ausschuss stimmte geschlossen zu, auch wenn es so scheint, als würde schon viel getan.
Trotzdem sei es wichtig, das auch zu kommunizieren, betonte SPD-Fraktionssprecher Ralf Hofmann. In der Öffentlichkeit und auch bei den Mitarbeitenden käme dies anders an. Die fühlten sich alleine gelassen, auch weil es so lange bis zu einem Gespräch mit Betriebsrat, Angestellten, Gewerkschaftsvertretern und Stadt, das dieser Tage ansteht, gedauert habe.
Für Ralf Hofmann ist eines aber auch klar, "so sehr wir uns soldarisieren und mit Gewerkschaften und Mitarbeitenden kämpfen": Das Geschäftsmodell der Warenhäuser sei über "kurz oder lang nicht mehr zeitgemäß". Die Städte mit Filialen, die jetzt noch von Schließungen verschont worden sind, würden in zwei oder drei Jahren vor der gleichen Situation stehen.
Remelé: Die Stadt ist seit 2020 in einer Art Alarmierungszustand
Die Mitarbeitenden von Galeria Kaufhof hätten alle Unterstützung verdient, damit es zu einer "Zwischenlösung" komme. Stadt und OB müssten den Prozess jetzt eng begleiten, um für die Zukunft der Innenstadt eine Chance bei der Neuausrichtung zu erarbeiten, einen positiven Impuls für die Innenstadt.
Weniger direkt äußerte sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé, als er auf die Faktoren einging, die Filialen in anderen Städten, wie Bayreuth, vor der an sich beschlossenen Schließung bewahrt hatten; zum Beispiel, weil sich Eigentümer und Galeria-Konzern über den Mietzins geeinigt hätten. Man werde sehen, "wie lange das trägt", so Remelé.
Die Stadt sei seit dem Jahr 2020, als schon einmal die Schließung von Galeria Kaufhof in Schweinfurt drohte, in "Alarmierungszustand". Man habe einen Krisenstab in der Verwaltung, bereite sich auf alle Szenarien vor, habe auch erste Überlegungen angestellt, wie man mit einem solchen Grundstück umgehen könne. Die Stadt, so Remelé, werde sich weiter einsetzen – vermittelnd und moderierend beteiligen.
Oberbürgermeister soll Kontakt zu Modekette "Aachener" aufnehmen
Aktuell habe der Erhalt der Filiale höchste Priorität, heißt es auch in der Beschlussvorlage für den Hauptausschuss. Darin wird der Oberbürgermeister auch beauftragt, mit der Modekette "Aachener" Kontakt aufzunehmen. Die hatte vor kurzem ihr Interesse an Filialen von Galeria Kaufhof signalisiert. Um mehr über die Kette zu erfahren, habe sich Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Kommunen ausgetauscht. Das Ergebnis wurde dem Ausschuss in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt.
Öffentlich bekräftigte auch Herrmann, dass die Stadt im Gespräch mit allen Beteiligten sei – mit der Konzernzentrale in Essen, dem Betriebsrat, dem Filialleiter in Schweinfurt, dem Insolvenzverwalter und nicht zuletzt mit dem Eigentümer. Bei ihm handelt es sich laut Remelé nicht um eine einzelne Person oder Personengruppe. Nach Recherchen dieser Redaktion ist es eine Immobiliengesellschaft mit Sitz in Luxembourg.
Klar sei, so Remelé: Für eine Weiterführung zu sorgen, ist zunächst Sache des Eigentümers und des Mieters. Es gebe zwar Gespräche zwischen dem Eigentümer und Dritten, aber noch zeichne sich keine Nachfolgeregelung für Schweinfurt ab, so der OB.
CSU-Fraktionssprecher Funk: Eine Blaupause für alle betroffenen Städte gibt es nicht
Für CSU-Fraktionssprecher Stefan Funk wird es keine Blaupause für alle betroffenen Standorte in Bayern geben, da die Ausgangslage so unterschiedlich sei. Jede Stadt habe ihre eigene Situation; in Schweinfurt sei Galeria Kaufhof heute ein Bindeglied zur Stadtgalerie, früher ein "Anker für Kaufkraft in die Region, da hat sich viel geändert". Es sei richtig, dass sich Stadt und Stadtrat engagieren, "wenn 60 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen". Funk: "Wir sollten alle für diesen Standort etwas tun, damit Schweinfurt weiter eine Rolle als Einkaufsstadt hat."
Dass Schweinfurt ein eigenes Modell entwickeln wolle, wie OB Remelé es angekündigt hatte, hält Ralf Hofmann für gut. Dennoch gebe es sicher gemeinsame Grundlagen, die für die Weiterentwicklung der Standorte bedeutend seien. Deshalb wäre es auch weiter wichtig, wenn diese Städte gemeinsam beim Wirtschaftsministerium auftreten würden.
Am 17. März hatte es eine erste Videokonferenz mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, den OBs der betroffenen Städte, der Konzernleitung und den Generalhandlungsbevollmächtigten gegeben; am 20. März einen digitalen Erfahrungsaustausch mit dem Städtetag. Vom Freistaat, so Remelé, erhoffe er sich ein Unterstützung, wie sie Nordrhein-Westfalen seinen betroffenen Städten biete. Dort würden fünf Millionen Euro für die Standorte bereit gestellt.