In Deutschland brachte die Fridays for Future-Bewegung am Freitag im Rahmen des weltweiten Aktionstages über eine halbe Million Menschen zu Protesten für schnelleren und besseren Klimaschutz auf die Straße. Mehrere tausend waren auch in Unterfranken dabei, die zweitgrößte Demo nach Würzburg war die in Schweinfurt mit rund 300 Teilnehmern.
Dieses Mal waren es nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch viele Erwachsene, die sich zu den Parents- oder Grandparents for Future, also den Eltern oder Großeltern, zählen und ihre Solidarität mit den Anliegen der Jugend ausdrücken wollen. Die Teilnehmer zogen erst in einem großen Umzug lautstark mit Plakaten und Forderungen wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" oder "Hopp, hopp, hopp, Kohlestopp" durch die Innenstadt. Auf dem Schillerplatz hatten im Anschluss mehrere Redner auch konkrete Forderungen an die Stadt, schneller und effizienter mehr Klimaschutz in der Wälzlagerstadt durchzusetzen.
Manfred Röder, der im September die erste Teilnahme der Stadt an der Europäischen Mobilitätswoche mit organisiert hatte und sich im Agenda-Arbeitskreis engagiert, warb vor allem für eine schnelle Verkehrswende weg von fossilen Brennstoffen hin zu Fahrzeugen, die sich klimaneutral bewegen. "Wir tun so, als gebe es den lebensgefährlichen Klimawandel durch Verbrennen fossiler Brennstoffe nicht", so Röder.
Er forderte ein Umdenken nicht nur bei den handelnden Politikern in den Kommunen, Ländern, im Bund und in Europa. Natürlich müsse sich jeder Bürger selbst an die eigene Nase fassen, was er für mehr und besseren Klimaschutz und die Verkleinerung seines CO2-Fußabdrucks tun könne. "Natürlich muss der ÖPNV ausgebaut werden, er muss aber auch genutzt werden", so Röder. Die "Freiwilligkeit stößt schnell auf Barrieren des inneren Schweinehundes", forderte er die Bürger auf, endlich konsequent umzudenken.
Erst vor wenigen Tagen rief das Europäische Parlament den Klimanotstand für Europa aus. Als Röder dies erzählte, gab es Beifall von den Anwesenden, der in Buh-Rufe umschlug, als er weiter ausführte, dass in der Stadt Schweinfurt der Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei einer Podiumsdiskussion im September genau diese Forderung des früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell für Schweinfurt vehement ablehnte.
Pro Bahn argumentierte Richard Haubenreich. Er warb dafür, die Werntalbahn nicht nur für den Güterverkehr wie im Moment zu nutzen, sondern die abgerissenen Bahnsteige wieder aufzubauen und so im Werntal aus dem Landkreis Main-Spessart kommend auch tagsüber mit der Bahn zur Arbeit fahren zu können. Ähnliches gelte für die Steigerwaldbahn zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen und weiter bis Kitzingen, über deren Reaktivierung bekanntlich im Moment heftig gestritten wird.
Haubenreich kritisierte die Politik des Freistaates, nicht konsequent auf den Ausbau der Bahnstrecken zu setzen. In ganz Bayern gebe es 30 Strecken ähnlich wie die Werntal- oder die Steigerwaldbahn, die man reaktivieren könnte. "Es werden nur Knüppel zwischen die Beine geworfen. Für den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße bei Schwebheim gibt es Geld, aber nicht für die Bahn", kritisierte er aus seiner Sicht falsche Schwerpunktsetzung.
Den massiven Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in Stadt und Landkreis Schweinfurt forderte Johanna Häckner. Der Klimaschutz sei das größte, das wichtigste Thema der Menschheit. Wenn es erfolgreich gelöst werde, gebe es in der Folge auch für alle anderen Probleme Lösungen. Aus Sicht Häckners gibt es aber durchaus schnelle, kostengünstige und effiziente Möglichkeiten, auch lokal und regional vor allem die Energieerzeugung umzustellen.
Sie forderte für Schweinfurt, dass so schnell wie möglich alle geeigneten Dachflächen mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet sind. 95 Prozent der möglichen Flächen sind noch ungenutzt, wie das Solarkataster der Stadt zeigt. Als lobenswertes Beispiel nannte Häckner die Firma ZF, die plant, auf einem ihrer Großparkplätze in der Ernst-Sachs-Straße knapp 900 Parkplätze mit aufgeständerten Solarmodulen zu überdachen. Außerdem brauche man 30 neue Windräder im Landkreis Schweinfurt, um energieautark zu werden.