Der Kenner komme am Abend und am frühen Morgen, denn die Stimmung am Ellertshäuser See sei zu jeder Tages- und Jahreszeit eine andere, aber immer einen Besuch wert, meint Friedel Heckenlauer. Mit dem Bürgermeister von Stadtlauringen war die Redaktion vor der Saison auf dem 4,4 Kilometer langen Rundweg am Ufer des mit 33 Hektar Wasserfläche größten Sees in Unterfranken unterwegs.
Geflutet wurde der Stausee auf dem Gelände der Wüstung Ellertshausen in den Jahren 1957/58. Die ehemalige um das Jahr 1000 von Mönchen gegründete Siedlung am südwestlichen Ufer des heutigen Sees war bereits im Jahr 1480 von den Bewohner aufgegeben worden. Errichtet wurde der Stausee vor über 60 Jahren zum Schutz vor Hochwasser, zur Naherholung und zur Niedrigwasseraufhöhung. Auch sollte der Wasserspeicher Beregnungsanlagen für die Felder speisen, wozu es aus Kostengründen allerdings nie kam.
Nach wenigen Metern ist klar, dass der Privatmann Heckenlauer das Landschaftsschutzgebiet samt seiner Umgebung mit Wäldern, Wiesen und Feldern auf den Gemarkungen Altenmünster, Markt Stadtlauringen, Ebertshausen und der Gemeinde Üchtelhausen als Ganzes schätzt, und dass der Politiker Heckenlauer die Naherholung als Entwicklungschance für Stadtlauringen und seine Nachbarn sieht.
Heckenlauer schwärmt von Fahrradtouren nach Schonungen und damit zum Main, aber auch von den Radwegen nach Üchtelhausen und somit nach Schweinfurt. Mit dem hohen Freizeit- und Erholungswert sei man zwischen Schweinfurt, Haßfurt, Bad Neustadt und Bad Kissingen ein attraktiver Wohnstandort, der schon wegen des hügeligen Landes und der vielen Bäche nicht auf neue Gewerbegebiete, sondern auf Freizeit und Erholung setze. Gebaut habe der Markt in den letzten Jahren deshalb auch 18 Kilometer Radwege. Er habe so Ortsverbindungen und Anschlüsse an das überregionale Wegenetz geschaffen.
"Der Magnet" im Wohlfühlland ist für Heckenlauer aber ganz klar der Ellertshäuser See, für den der Markt mit seiner Bevölkerung, mit dem Naturschutz und den Fachbehörden ein Entwicklungskonzept geschaffen und in großen Teilen bereits verwirklicht habe. Entstanden ist am Nordufer ein Freizeitbereich mit Sanitäranlagen, Umkleidemöglichkeiten, Tretbootverleih, Beachvolleyball, Aussichtsdeck, Spielplatz, Wasserspielbereich, Liegewiese, Sonnendeck und Seebühne, mit Badesteg, Info-Punkten (zu den Themen Fische, Amphibien, Wasserlandschaft, Wald, Vögel und dem Lebensraum Röhricht), mit Schilfgürtel sowie dem Gelände für Segelclub, Segelschule, Tauchschule und Surfen.
Um den Neubau der Gaststätte finanzieren zu können, wurde eine GmbH gegründet. Da dort auch ein VIB-Raum eingerichtet ist (VIB steht für regionale Vermarktung, Information und Begegnung), ging das Land für Ländliche Entwicklung mit ins Boot und bezuschusste das Projekt. Weiteres Geld für die Erhöhung des Freizeit- und Naherholungswerts kamen vom Landkreis und auch aus Brüssel.
Auf dem Rundgang grüßt der Bürgermeister nicht nur Männer des Bauhofs der Gemeinde, sondern auch Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts, also Vertreter des Eigentümers (der Freistaat), die die südwestlichen Gewässer- und Uferbereiche (ab Höhe der Bootsstege) pflegen.
Der Bürgermeister freut sich, dass alle Angebote gut und im Sommer bis zu den Grenzen des Möglichen angenommen werden. Dann sind mitunter die Parkplätze an der Altenmünster-Bucht, unter dem Staudamm und vor allem jene an der Gaststätte (die letzte Erweiterung kostete 400 000 Euro) bis zum letzten Platz belegt.
Weit weniger erfreut ist Heckenlauer über den Biber, dem es am See anscheinend auch bestens gefällt. Im vergangen Sommer hat der Bürgermeister bei einem Rundgang 200 von den Nagern gefällte Bäume gezählt – und dann noch vor Ende des Wegs das Zählen abgebrochen.
Mit 106 zugelassenen Booten auf dem See ist die Obergrenze des Erlaubten erreicht. Manchmal gibt es Ärger mit Besuchern, die im Landschaftsschutzgebiet den Grill aufstellen, manchmal mit Uneinsichtigen, die sich nicht an die Einschränkungen beim Mitnehmen von Hunden (nur am Badeufer) halten. Gesucht ist ein künftiger Betreiber des Waldseilgartens, der für 2020 neu zu vergeben ist.
Gebaut wird momentan am See erneut kräftig. Aus dem ehemaligen Haus der Begegnung des Diakonischen Werks wird auf dem 15 000 Quadratmeter großen Gelände eine Anlage mit 32 Ferienwohnungen (zwischen 68 und 108 Quadratmeter). Wenn das acht Millionen Euro teure Projekt ankommt und der Investor will, dann könnte noch eine Zeile mit Ferienreihenhäusern auf dem angrenzenden Grundstück der Gemeinde (1 Hektar) folgen. Noch keine Entscheidung ist über eine Vergrößerung des Campingplatzes unter der Staumauer gefallen. Ein zusätzliches Angebot für Wohnmobilisten kann sich der Bürgermeister "gut vorstellen".