Ein gewichtiges Projekt ist in Üchtelhausen nach fünf Jahren intensiver Zusammenarbeit zum Abschluss gebracht worden. Im 90 Hektar großen Privatwald rund um die Gemeinde wurden die ursprünglich kleinen Waldflächen zusammengelegt, um klare Eigentumsverhältnisse zu schaffen und den Wald nachhaltiger bewirtschaften zu können. Einige der 1186 Flurstücke waren gerade einmal 70 Zentimeter breit – so mancher erkannte da seinen eigenen Wald zwischen lauter Bäumen nicht mehr. Von 157 Besitzständen sind jetzt nur noch 87 übrig.
Das Projekt wurde mit 300.000 Euro gefördert und wird im Oktober nun ausgezeichnet. In der Residenz in München wird der Staatspreis "Land.Dorf.Zukunft." der Ländlichen Entwicklung verliehen. Das kündigte Forstministerin Michaela Kaniber bei ihrem Besuch in Üchtelhausen an.
Einen besonderen Dank richtete Bürgermeister Johannes Grebner dabei an Johannes Krüger vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, der als Projektleiter "sicherlich den Hauptanteil" am Gelingen der Waldneuordnung getragen habe. "Der Wald ist unser größter Klimaschutzfaktor", sagte Grebner. Für dessen Erhaltung sei die Neuordnung ein wesentlicher Beitrag. In ganz Unterfranken gebe es diesbezüglich noch viel zu tun, meinte Grebner.
Waldneuordnungen sind in ganz Unterfranken gefragt
Dem stimmte Staatsministerin Kaniber zu: "Dass es in Unterfranken in puncto Waldneuordnung viel zu tun gibt, zeigt sich auch daran, dass Üchtelhausen eine von 26 aktuell laufenden Neuordnungen im Regierungsbezirk ist. Weitere 13 Projekte sind derzeit in der Vorbereitung." Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung sei es, den privaten Waldeigentümern Grundlagen zu schaffen, nach denen sie ihren Wald besser nutzen und für den Klimawandel fit machen können.
Die Waldneuordnung in Üchtelhausen hat mit 360.000 Euro zu Buche geschlagen und wurde vom Freistaat mit 300.000 Euro gefördert. "Entwicklung entsteht nicht durch Verwaltungsvorschriften, sondern dadurch, dass Menschen, die gestalten wollen, die notwendigen Spielräume bekommen", sagte Michaela Kaniber.
Jeder bekommt ein gleiches Stück vom Kuchen
Nach der Zusammenlegung sind die einzelnen Grundstücke nun großflächiger angelegt. Außerdem wurden sie durch 8,6 Kilometer lange Waldwege so erschlossen, dass sie zum Bewirtschaften, etwa mit Waldmaschinen, besser erreichbar sind. So sollen etwaige Schäden an Nachbargrundstücken vermieden werden. Des Weiteren wurden 800 Grenzsteine neu gesetzt. Die Gemeinde legte mit Hilfe von Rentnern einen Waldlehrpfad hinter der Grundschule an, der Wissenswertes über heimische Tiere und Baumarten vermittelt. Der Stoff ist dabei an den Lehrplan der Grundschule angepasst.
Damit die beteiligten Eigentümer ihre neu geschnittenen Waldstücke akzeptieren, wurde eine "sehr intensive Wertermittlung" durchgeführt, erklärte Johannes Krüger. Zum einen wurde hierbei die Bodenqualität geprüft, denn diese bildet die Grundlage dafür, wie wachstumsreich und damit wirtschaftlich ein Flurstück überhaupt sein kann.
Zum anderen erfasste man die sogenannten Werteichen: "Die haben einen vierstelligen Wert. Wir haben sie erfasst und auf den Zentimeter genau eingemessen", erläuterte der Projektleiter. Was den Baumbestand angeht, können die neuen Flächen teilweise Abweichungen aufweisen. In diesem Fall wird laut Krüger der Verlust durch eine "angemessene Geldzahlung" ausgeglichen.
Dank intensiver Kommunikation keine größeren Querelen
Doch ist bei der Neuschaffung von Eigentumsverhältnissen in dieser Größenordnung nicht Streit vorprogrammiert? Natürlich habe es Streitereien gegeben, sagte Krüger. Letztlich habe man in allen Fällen eine Klärung herbeiführen können. So habe es auch nur einen tatsächlichen Widerspruch gegeben. Dieser sei lediglich von formeller Natur gewesen und habe ebenfalls ausgemerzt werden können.
Die intensive Kommunikation sei der Grund, weshalb das Projekt so reibungslos ablaufen konnte, meinte Krüger. Bereits bevor das Verfahren angelaufen sei, habe man Sprechtage und Waldbegehungen mit den Eigentümern organisiert und sei auf deren Sorgen eingegangen. Auch die Vorstandssitzungen der Teilnehmergemeinschaft Waldneuordnung seien öffentlich und die Wertermittlung einsehbar gewesen.
Michaela Kaniber zeigte sich beeindruckt und lobte die Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten: "Alle haben hier mit Tatkraft und Engagement zusammengewirkt. Ihre verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit hat Ihnen viel Anerkennung eingebracht. Eine Waldneuordnung dieser Größe ist eine echte Herausforderung."