Die Feldgeschworenen sind inzwischen zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt worden. Als Hüter der Grenzen arbeiten sie heute eng mit den Mitarbeitern des Vermessungsamtes zusammen. Entstanden ist ihr Ehrenamt in Franken, wo durch die klein-strukturierten Grundstücksparzellen besonders viele Grenzverläufe zu dokumentieren waren.
Diese kleinen Grundstücke, die ihren Ursprung in der typisch fränkischen Realteilung des Erbes hatten, beschäftigen bis heute nicht nur die Siebener. Immer wieder kamen Waldbesitzer, Forstbeamte und auch die Waldarbeiter auf die Gemeinde zu, weil es aufgrund winziger Parzellen zu Konflikten kam, berichtete Bürgermeisterin Birgit Göbhardt. Sie blickte anlässlich des Abschlusses der Waldneuordnung zurück.
2007 stellte die Gemeinde beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE) den Antrag auf eine Waldneuordnung. 42 Waldbesitzer hatten dies gewünscht, den Rest überzeugten wohl die hohen Fördergelder. 80 Prozent bezuschusste der Staat, die Allianz Schweinfurter Oberland legte noch einmal fünf Prozent drauf. 2010 gelang es in mehreren Versammlungen, die Waldkörperschaften sowie - und Erbengemeinschaften aufzulösen. Dazu mussten allein bei einer Gruppe 40 Leute unter einen Hut gebracht werden. So konnte 2011 mit der Waldneuordnung begonnen werden.
Es waren Personen im Grundbuch eingetragen, die schon seit über 100 Jahre tot waren
Diese stellte Johannes Krüger, Baudirektor im ALE, vor. Die Ausgangslage waren kleine und Kleinstgrundstücke, teils nur 70 Zentimeter breit oder 20 Quadratmeter groß. Es gab 54 Anteilsgemeinschaften, in denen sich beispielsweise sechs Eigentümer 70 Quadratmeter teilten. Auch waren noch Personen im Grundbuch eingetragen, die schon seit über 100 Jahre tot waren. Die Strukturen waren Jahrhunderte alt, und erst 2014 mit der Wahl eines Vorstands für die Teilnehmergemeinschaft Waldneuordnung begann die Umgestaltung. Jetzt ist sie abgeschlossen. Darüber freuten sich die Verantwortlichen bei der Enthüllung des Gedenksteins. Gestaltet und spendiert hat diesen der Üchtelhäuser Künstler Peter Vollert.
Keine fünf Jahre habe man für die Neuordnung von 1100 Grundstücken benötigt, das sei rekordverdächtig, so Krüger. Und die Höhe der Förderung wohl auch, meinte Bürgermeisterin Göbhardt. Reibungslos sei die Zusammenarbeit aller Beteiligten verlaufen. Hervorragend sei die Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft, vertreten durch Roland Schmitt, den Siebenern und dem Amt gelungen, lobte Krüger. Beteiligt waren neben dem ALE auch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt, die Abteilung Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), das Vermessungsamt und natürlich immer wieder die Gemeinde.
2100 Stunden investierten allein die Siebener, um 800 Grenzsteine zu versetzen. Aus den ursprünglich 1140 Grundstücken wurden nun 224. Die 57 Anteils- und Teilnehmergemeinschaften wurden aufgelöst, die Erbengemeinschaften von neun auf fünf heruntergefahren, aus ehedem 162 Besitzständen wurden nun 88. Alle Grundstücke sind jetzt erschlossen. Durch die Umlegung habe man nun auch geschotterte oder erdgebundene Trassen dorthin, erklärte Göbhardt.
Jürgen Hahn von der Forstabteilung im AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) blickte auch auf die psychologische Komponente, die im Verfahren eine Rolle gespielt habe. An so manchem kleinen Waldstück vom Opa habe eben auch das Herz der Nachfahren gehangen.
Auch dem Naturschutz wurde Rechnung getragen. So übernimmt die Gemeinde Verantwortung für ein Biotop und zwei Kalktuffquellen. Landrat Florian Töpper dankte allen Beteiligten. Sie hätten dafür gesorgt, den Wald "zukunftsfähig" zu erhalten. Die Waldneuordnung sei für ihn ein schönes Beispiel, wie auch Ämter gestalten, so Töpper. Diese seien schließlich dazu da, den Landkreis zukunftsfähig zu machen.