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Schweinfurt
Fahrzeugakademie nimmt E-Lastwagen in Betrieb: Welche Rolle der Elektroantrieb in der Schweinfurter Logistik spielt
Die Logistikbranche will klimaneutral werden. Doch es gibt Hürden. Welche Chance der E-Lastwagen hat und warum manche Speditionen lieber auf Wasserstoff setzen.
Von außen eher unscheinbar: Der neue E-Lastwagen der Fahrzeugakademie Schweinfurt. Ausbilder Thomas Bauer bildet Lehrlinge künftig im Umgang mit dem neuen Fahrzeug aus.
Foto: Heiko Becker | Von außen eher unscheinbar: Der neue E-Lastwagen der Fahrzeugakademie Schweinfurt. Ausbilder Thomas Bauer bildet Lehrlinge künftig im Umgang mit dem neuen Fahrzeug aus.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 02:56 Uhr

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich die Ampel-Parteien das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 rund 15 Millionen Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen. Um eine klimafreundliche Verkehrswende zu erreichen, müssen jedoch auch andere Sektoren, wie die Logistikbranche, umrüsten. Die jedoch tut sich schwer mit der Transformation. Vor allem im Schwerlastverkehr schienen elektrische Antriebe eher die Ausnahme zu sein. Bis jetzt.

Die Fahrzeugakademie Schweinfurt der Handwerkskammer für Unterfranken setzt seit dem 25. Januar als bundesweit erste Bildungsstätte den ersten E-Lastwagen als Schulungsfahrzeug bei sich ein. "Auch in der Nutzfahrzeugtechnik wird E-Mobilität in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Wir freuen uns deshalb sehr, mit dem neuen Schulungsfahrzeug einen modernen Lkw für die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Kfz-Handwerk einsetzen zu können", erklärt Iris Hiller, Leiterin der Fahrzeugakademie in Schweinfurt in einer Mitteilung an die Redaktion.

Mit seinem Modell gehört Volvo zu den Marktführern unter den E-Lastwagen in Deutschland. Laut der NFZ-Franken GmbH, die den Lkw der Akademie zur Verfügung stellt, lag der Marktanteil von Volvo bei E-Trucks in 2023 bei 45 Prozent. Mit 677 PS und einer Leistung von 490 Kilowatt fährt der Lastwagen rein elektrisch, bei bis zu 44 Tonnen Gesamtgewicht. Eine Batterieladung reicht 300 Kilometer weit. Die volle Ladezeit beträgt bei Gleichstrom (250 kW) zweieinhalb Stunden, bei Wechselstrom (43 kW) neuneinhalb Stunden. 

Zahl an E-Lastwagen wächst

Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes waren im Jahr 2023 rund 61.000 Lastwagen mit E-Antrieb in der Bundesrepublik zugelassen. Knapp 20.000 mehr als im Vorjahr. "Das bedeutet, dass Fachkräfte künftig immer mehr E-Lkw warten, reparieren und instand halten müssen", resümiert Hiller. Doch trotz der steigenden Zahlen macht der E-Antrieb bei den Lastkraftwagen im Fuhrpark der Speditionen hierzulande nur einen kleinen Prozentsatz aus.

Große Teile der Branche zögern beim Thema Elektro allerdings noch, erklärt Andrea Müller, Weiterbildungsberaterin bei der Fahrzeugakademie. Vor allem im Fernlastverkehr würden Spediteure, wegen der weiten Strecken und großen Ladungen, lieber auf andere Antriebsarten setzen.

Die Spedition Pabst Transporte aus Gochsheim setzt eigenen Angaben nach seit diesem Jahr auf verflüssigtes Biomethan, kurz Bio-LNG-Gas. Von 400 Fahrzeugen fahren rund 45 davon mit dem alternativen Kraftstoff. Das Bio-LNG werde laut Unternehmen durch die Vergärung von organischen Abfällen hergestellt und trage so dazu bei, Treibhausgasemissionen im Schwerlastver­kehr "nahezu vollständig" zu reduzieren. 

Das Freiburger Öko-Institut kommt aber in einer Studie über Szenarien für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs zu dem Ergebnis, dass das Potenzial von Biokraftstoffen nicht ausreicht, um die Nutzfahrzeugflotten bis 2045 vollständig anzutreiben. 

Zeichen stehen auf Elektro

Auf der Teststrecke auf der A5 fährt ein Test-Lastwagen mit Strom aus der Oberleitung. 
Foto: Knauf | Auf der Teststrecke auf der A5 fährt ein Test-Lastwagen mit Strom aus der Oberleitung. 

Wegen der energieintensiven Herstellung seien synthetische Kraftstoffe auf Basis von erneuerbarem Strom für die Transportunternehmen wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig. Was den Einsatz von E-Lastwagen im Fernverkehr mit Tagesfahrleistungen von bis zu 1000 Kilometern betrifft, würden perspektivisch zusätzliche Energiezufuhren benötigt. Wie das aussehen könnte, zeigt ein Pilotprojekt der Autobahn GmbH des Bundes auf der Autobahn A5. Dort können auf einer fünf Kilometer langen Teststrecke Lastwagen mithilfe einer Oberleitung ihre Batterie während der Fahrt laden.

Auch in Unterfranken setzen immer mehr Unternehmen auf die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotten. So hat im vergangenen Jahr der nordrhein-westfälische Stahlhändler Kloeckner in Würzburg eigenen Angaben zufolge den ersten Elektro-Schwerlast-Lastwagen seiner Art in Bayern in Betrieb genommen.

Der Automobilzulieferer ZF setzt seit einigen Jahren ebenfalls voll auf Elektromobilität unter Nutzfahrzeugen. Am Standort in Schweinfurt unterhält der Friedrichshafener Konzern sein Entwicklungszentrum für Elektromobilität und stellt unter anderem Elektroantriebe für E-Lastwagen her. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, ein weltweit führender Komplettanbieter bei Kleinbussen, Lieferwagen oder Lastwagen zu werden. Bei der Fahrzeugakademie Schweinfurt ist man ebenfalls überzeugt, dass Elektroantriebe bei Lastwagen künftig eine immer größere Rolle spielen werden.

 
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