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Würzburg
Logistikunternehmen im Klimawandel und der Schwerlastverkehr: Wie die Würzburger Firma Klöckner jetzt auf E-Lkw setzt
Diesel-Lastwagen stoßen viel Abgas aus. In Würzburg setzt deshalb ein Unternehmen jetzt auf Elektro-Lkw. Was das bringt und was Spediteure aus Unterfranken sagen.
'Schönster Arbeitsplatz der Welt': Fahrer Daniel Metzger vom Stahlhändler Kloeckner in Würzburg schwärmt vom neuen Elektro-Lastwagen. Aufladen kann er ihn auf dem Werksgelände an der Ladesäule.
Foto: Thomas Obermeier | "Schönster Arbeitsplatz der Welt": Fahrer Daniel Metzger vom Stahlhändler Kloeckner in Würzburg schwärmt vom neuen Elektro-Lastwagen. Aufladen kann er ihn auf dem Werksgelände an der Ladesäule.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:26 Uhr

Elektroautos sind in Deutschland populär – schon deshalb, weil in der EU ab 2035 keine neuen Benziner und Diesel mehr zugelassen werden dürfen. Im Schwerlastverkehr ist diese klimabedingte Mobilitätswende noch nicht angekommen. In Würzburg ist jetzt jedoch ein kleiner Schritt in die Gegenrichtung zu erleben.

Der nordrhein-westfälische Stahlhändler Kloeckner hat in dieser Woche in seiner Niederlassung im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld den nach eigenen Angaben ersten Elektro-Schwerlast-Lkw seiner Art in Bayern in Betrieb genommen. Was ist das für ein Fahrzeug? Welche Tragweite hat der Einsatz in der Logistikbranche? Ist das ein  Durchbruch für den Einsatz von batteriebetriebenen Lastwagen? 

Antworten im Überblick.

Was ist das Besondere am neuen Elektro-Lastwagen von Kloeckner?

Der bei Kloeckner vorgestellte E-Actros (Modell 300) von Mercedes Benz hat nach Herstellerangaben eine Reichweite von 300 Kilometern pro Ladezyklus und wird deshalb im Nahverkehr eingesetzt.

Für Kloeckner passt das ins Konzept: Die Würzburger Niederlassung mit ihren 120 Beschäftigten und 13 Lastwagen liefert laut Europa-Chef Bernhard Weiß pro Werktag bis zu 800 Tonnen Material in einem Radius von etwa 250 Kilometern aus. Ferntransporte ins Ausland gebe es nicht.

Unterwegs mit Strom: Die Würzburger Firma Klöckner setzt jetzt einen Elektro-Lastwagen ein - für den Transport im Nahverkehr.
Foto: Thomas Obermeier | Unterwegs mit Strom: Die Würzburger Firma Klöckner setzt jetzt einen Elektro-Lastwagen ein - für den Transport im Nahverkehr.

Der E-Actros kostet Mercedes-Benz zufolge etwa dreimal so viel wie ein vergleichbarer Lkw mit Dieselmotor. Der Bund fördere den Umstieg von Firmen auf E-Lastwagen und habe beim Kauf 80 Prozent der Mehrkosten übernommen. Außerdem sei der E-Lkw in Deutschland von der Kfz-Steuer und der Maut befreit.

Ist das der Durchbruch für Elektro-Lastwagen in der Speditions-Branche?

Noch nicht, denn die Branche zögert offenbar. So haben weder die mainfränkischen Speditionen Pabst in Gochsheim oder Schäflein in Röthlein (beide Lkr. Schweinfurt) oder Geis in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) derzeit Elektro-Lkw im Einsatz. Getestet habe man solche Lastwagen aber schon, heißt es bei Pabst und Geis. Schäflein nutzt nach eigener Mitteilung Gas-Lkw als Alternative.

Zu geringe Lademöglichkeiten und Reichweite sowie vergleichsweise hohe Anschaffungskosten der E-Lastwagen werden von den Speditionen als Haupthindernis für einen ungebremsten Einstieg genannt. Hinzu kommt, dass neben Batteriestrom auch Wasserstoff eine Alternative zum Dieselmotor ist. "Auf dem Weg zur Klimaneutralität liegt noch eine lange Strecke mit vielen Hindernissen vor uns", meint etwa Christian Hackl, der in der Geis-Gruppe das Zentrale Fuhrparkmanagement leitet.

Die Spedition Papst setzt anders als der Würzburger Stahlhändler Kloeckner rein auf den Fernverkehr, wo die Ladungen größer sind als im Nahverkehr. Dafür eigneten sich die aktuellen E-Lastwagen nicht, sagt das Gochsheimer Unternehmen.  Für den Einsatz solcher Fahrzeuge gebe es bei Papst "keinen definitiven Zeitplan".

Doch das Thema sei interessant - und gleichermaßen schwierig. Grundsätzlich seien batteriebetriebene Fahrzeuge "ein weiterer Schritt in die richtige Richtung zu CO2-neutralen Transporten".

Die Hersteller indes scheinen entschlossen zu sein: Mercedes-Benz will nach eigener Darstellung bis 2039 in Europa vollständig auf elektrisch angetriebene Lastwagen umstellen. Kloeckner wiederum will nun für seinen Fuhrpark in Deutschland "den Einsatz von E-Trucks verstärkt in Erwägung ziehen", kündigte Europa-Chef Weiß in Würzburg an.

In den kommenden 15 Jahren wolle der Konzern flächendeckend Elektro-Lastwagen fahren lassen. Um für das Aufladen grünen Strom einsetzen zu können, werde man in den kommenden Jahren auf den Werkshallen in Heidingsfeld Solarstrom-Anlagen installieren, so Kloeckner. 

Was sind die Besonderheiten eines E-Lkw wie der E-Actros von Kloeckner?

Eine Probefahrt im neuen Fahrzeug von Kloeckner zeigt: Im Führerhaus ist es deutlich ruhiger als in einem herkömmlichen Lkw. "Man hört nur noch die Windgeräusche", schwärmt Fahrer Daniel Metzger aus Kirchheim (Lkr. Würzburg). Seit er volljährig ist, sitzt der 31-Jährige am Steuer von Lastwagen, seit vier Jahren beim Stahlhändler Kloeckner. Ein Elektro-Lastwagen sei jetzt für ihn "der schönste Arbeitsplatz der Welt".

Innen sieht der Elektro-Lkw von Kloeckner ähnlich aus wie herkömmliche Lastwagen. Allerdings sei es in der Fahrerkabine viel ruhiger, sagt Mitarbeiter Daniel Metzger.
Foto: Thomas Obermeier | Innen sieht der Elektro-Lkw von Kloeckner ähnlich aus wie herkömmliche Lastwagen. Allerdings sei es in der Fahrerkabine viel ruhiger, sagt Mitarbeiter Daniel Metzger.

Weil Elektroantriebe grundsätzlich eine bessere Beschleunigung haben als Verbrennermotoren, komme auch der E-Lkw von Kloeckner vergleichsweise flink von der Stelle, sagt Metzger. Das sei vor allem beim Einfädeln auf Autobahnen, beim Überholen oder beim Beschleunigen vor Anstiegen ein großer Vorteil.

Fahrer bekommen von Mercedes-Benz eine eineinhalbtägige Schulung für den E-Actros. Dabei geht es vor allem um die spezielle des je nach Typ mit drei oder vier Batterien ausgestatteten Fahrzeugs.

Was bringt ein E-Lastwagen mit Blick auf die Umwelt?

Bei einer Laufleistung von 60.000 Kilometern pro Jahr vermeide der E-Actros von Kloeckner im Vergleich zur Diesel-Variante etwa 43 Tonnen Kohlendioxid, teilt Mercedes-Benz mit. Der Ausstoß des klimaschädliche Gases pro Tonnenkilometer (gefahrene Kilometer mal Gütermenge) ist im herkömmliche Lkw-Verkehr in Deutschland laut Umweltbundesamt von 1995 bis 2020 bereits um 33 Prozent zurückgegangen. Grund seien Verbesserungen bei Motoren, Abgastechnik und Kraftstoffqualität. 

Weil die Zahl der Lastwagen und damit die Tonnenkilometer in den vergangenen Jahren dem Umweltbundesamt zufolge stark zugenommen haben, trügt das scheinbar positive Bild: Der Gesamtausstoß von CO2 ist laut Umweltbundesamt zwischen 1995 und 2020 um 17 Prozent gestiegen.

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Solche Zahlen erhöhen den Druck auf die Logistikbranche. Seine Unternehmensgruppe wolle bis 2040 klimaneutral sein, sagt Geis-Fuhrparkchef Christian Hackl. Bei den E-Lkw müsse vor allem die Reichweite erhöht werden. Aber: "Diese Klimaziele sind nur mit dem Einsatz alternativer Antriebe erreichbar."

Die Spedition im benachbarten Röthlein sieht das ähnlich und antwortet auf Nachfrage: "Die Schäflein AG wird die Entwicklungen im Bereich der E-Lkw-Technologie weiterhin genau beobachten und entsprechend reagieren."

 
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