Der Automobilzulieferer ZF sieht sich auf der Überholspur, was die Mobilität von morgen angeht. Der Konzern mit Sitz in Friedrichshafen und einer großen Niederlassung in Schweinfurt hat am Donnerstag gezeigt, wohin die Reise gehen soll: Elektroantriebe und Hybrid-Lösungen sind der Schwerpunkt, autonomes Fahren ebenfalls.
Von dieser Strategie werde auch der ZF-Standort Schweinfurt mit seinen etwa 10 000 Beschäftigten profitieren, sagte Vorstandsvorsitzender Wolf-Henning Scheider bei der Bilanzpressekonferenz. Die Produktion von rein per Batterie gespeister Fahrzeugantriebe "wird ein großes Volumen in Schweinfurt erreichen".
Freilich weicht der Stiftungskonzern bei diesem Wachstum auch ins Ausland aus: In wenigen Monaten soll in Serbien ein Werk mit 1000 Mitarbeitern eröffnet werden, das bei Elektroantrieben ähnliche Aufgaben haben wird wie Schweinfurt.
Neues Werk in Serbien
Das sei allerdings nicht als Wegzug der ZF-Produktion ins Ausland zu verstehen. "Es gibt keinen Grund, dass man sich in Schweinfurt Sorgen macht", betonte Scheider. Ein Leitwerk wie Schweinfurt plus ein Nebenwerk irgendwo anders zu haben, sei eine für ZF typische Doppelstrategie und deshalb "völlig normal".
Gute Nachrichten für Schweinfurt waren in der Zentrale in Friedrichshafen auch in anderer Hinsicht zu hören: Im Juni werde das neue Entwicklungszentrum für Elektromobilitäteröffnet, verkündete der Chef der Division Elektromobilität, Jörg Grotendorst. Dieses Zentrum wird bei ZF als deutliche Stärkung des Standortes am Main verstanden.
Weil laut Scheider aus Schweinfurt auch die Elektrokomponenten für Plug-in-Hybridmotoren kommen, profitiere der Standort "in hohem Maße" von dem neuen Produkt "EV Plus", von dem sich ZF sehr viel verspreche. "EV Plus" ist ein in diversen Fahrzeugtypen einsetzbarer Kompaktantrieb, der den Wagen sowohl rein elektrisch als auch mit klassischem Verbrennungsmotor fahren lässt.
ZF will Komplettanbieter sein
Abgesehen davon strengt sich ZF an, bei Nutzfahrzeugen wie Kleinbussen, Lieferwagen oder Lastwagen ein weltweit führender Komplettanbieter zu werden – vor allem, was autonomes Fahren angeht. Um das zu schaffen, hat ZF kürzlich die Übernahme des US-Bremsenanbieters Wabco angekündigt. Die Friedrichshafener nehmen dafür gut sechs Milliarden Euro in die Hand.
Wirtschaftlich ist der Konzern stabil. Laut der am Donnerstag präsentierten Geschäftszahlen ist der Umsatz 2018 gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro gestiegen. Das operative Ergebnis sank von 2,3 auf 2,1 Milliarden Euro.
Wie die nahe Zukunft aussehen soll
Das ist nach Scheiders Worten in erster Linie darauf zurückzuführen, dass ZF massiv in die Forschung und Entwicklung rund um die Mobilität von morgen investiert habe. Demnach waren es 2016 noch 5,5 Prozent des Umsatzes, 2018 dagegen 6,7 Prozent. Mittlerweile beschäftige ZF 17 000 Menschen in der Forschung und Entwicklung, 17 Prozent mehr als 2016.
Die nahe Zukunft sieht Scheider ähnlich stabil wie die Gegenwart. Der Umsatz werde am Jahresende mit wahrscheinlich 37 bis 38 Milliarden Euro leicht über dem Wert von 2018 liegen. Das Verhältnis von operativem Ergebnis zum Umsatz (Ebit-Marge) betrug im vergangenen Jahr 5,6 Prozent (2017: 6,4) und werde sich Ende 2019 bei 5 bis 5,5 Prozent einpendeln.
Scheider zufolge werde sich ZF weiterhin auch beim autonomen Fahren engagieren. Der Konzern hatte im Juni 2018 einen fahrerlosen Kleinbusfür Passagiere oder Fracht vorgestellt.