Er ist um die 25 Meter lang, bringt bis zu 44 Tonnen auf die Wage und kostet um die 200 000 Euro: Der Giga-Liner der Spedition Pabst Transport aus Gochsheim ist einer der größten Lastwagen im Landkreis Schweinfurt und seit zwei Jahren rund um die Uhr im Einsatz – rund 1000 Kilometer am Tag.
Einer der wenigen Fahrer des 16-rädrigen Kolosses ist Sergej Schreiner. Der 49-Jährige fährt seit über 26 Jahren als Berufskraftfahrer täglich hunderte Kilometer durch die Republik. Als leidenschaftlicher Brummifahrer ist er einer von 485 Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern von Pabst und fährt als einer der wenigen seit fast zwei Jahren den 460 PS starken Truck. Wenn Schreiner Urlaub macht, übernehmen sogenannte Springer die Tour, da diese dauerhaft bedient werden muss. Der Lang-Lkw, wie das Fahrzeug offiziell heißt, ist der einzige seiner Art im Fuhrpark der Firma. Um ihn steuern zu dürfen, benötigt Fahrer oder Fahrerin neben dem herkömmlichen Lkw-Führerschein eine zusätzliche praktische Schulung.
Herausfordernd, vorsichtig, stellenweise sogar etwas ängstlich seien die ersten Kilometer mit dem XXL-Truck gewesen, erinnert sich Schreiner an die Anfänge. "Ich wusste ja noch nicht, wie das Fahrzeug reagiert." Von der damaligen Zaghaftigkeit sei heute nichts mehr übrig, meint der erfahrene Berufskraftfahrer. Ihm mache es Spaß, auf der Piste unterwegs zu sein. Einen Bürojob könne er sich nicht vorstellen.
Tag und Nacht im Einsatz
Spurassistent, Kameras und Sensoren verschaffen ihm den nötigen Überblick und sorgen für ein sicheres Gefühl beim Fahren und Rangieren, erklärt Schreiner. Auf dem Monitor in der Fahrerkabine bleibe nichts ungesehen. "Der Lang-Lkw fährt sich mittlerweile ganz normal." Auf zwei Routen ist der Liner Tag und Nacht im Dauereinsatz. Schreiner fährt dabei am liebsten die Tagestour, damit er abends wieder bei seiner Familie in Gochsheim seien kann. Von der A7 über die A3 auf die A81 hinunter bis zur Ausfahrt Möckmühl und zurück. Beladen mit Zeitschriften, Klamotten und Geschirr – alles Waren, die er seinem Kunden Kaufland dort hin liefert.
Der Lang-Lkw darf nur auf ausgewählten Strecken und auf Wunsch des jeweiligen Kunden fahren. "Umleitungen und Vollsperrungen zählen zu den größten Schwierigkeiten, die einem im Alltag als Giga-Fahrer begegnen", sagt Schreiner. Jede Gemeinde und jedes Bundesland bestimmt für sich, welche Strecken freigeben werden. Zudem seien nicht alle Autobahnen für die Sattelschlepper erlaubt. Neben der definierten Länge, dem Gewicht und den ausgewiesenen Strecken dürfe der Truck dort auch nur in Ausnahmefällen die linke Spur zum Überholen verwenden. Bahnübergänge seien ebenfalls tabu, sagt Schreiner.
Die Länge macht den Unterschied
Doch was unterscheidet den XXL-Laster technisch von einem herkömmlichen Fernlastwagen? "Im Prinzip haben wir hier einen ganz normalen Motorwagen mit einem Sattelauflieger", erklärt Andreas Wagner, Pressesprecher der Firma Pabst Transport aus Schweinfurt. Der Unterschied zum kleinen Bruder: Der komplette Sattelzug des Giga-Liners ist rund sechseinhalb Meter länger. Es gäbe auch andere Kombinationen mit Sattelzug und Anhänger, die jedoch unflexibler im Straßenverkehr seien.
"Länger geht nicht, länger dürfen wir nicht", sagt Wagner. Die Vorgaben seien genau von der EU normiert. Damit es das lange Gespann um Kurven und Kreisverkehre schafft, liegt der hintere Teil des Sattelaufliegers auf einer speziell angefertigten Anhängerkupplung, auch "Dolly" genannt auf. Der Wendekreis sei damit genauso groß wie der eines normalen Lastwagen, fügt Fahrer Schreiner hinzu. Stolze 46 000 Euro koste eine Dolly-Sonderanfertigung, mit der sich Kreisverkehre und Kurven, laut Fahrer, sogar noch besser nehmen lassen würden, als mit herkömmlichen 40-Tonnern. "Unsere Kombination ist die am meisten verbreitetste."
Wagner schwört auf die Effizienz und Flexibilität des Fahrzeugs. "20 Prozent weniger Sprit, 20 Prozent weniger CO2 und 90 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu anderen Lastwagen", bilanziert er. Zudem sei der Personalbedarf geringer und der Liner schone – bei gleichbleibendem Gewicht – die Straße. "Ein normaler Lkw hat nur fünf Achsen. Wenn wir über eine Autobahnbrücke fahren, fahren wir mit einem normalen Lastwagen mit einer viel größeren Achslast." Durch die zusätzlichen Räder verringere sich auch der Bremsweg.
Kapazität von 51 Paletten
Die Maximalzulassung von Giga-Linern liege in Deutschland bei 44 Tonnen, "allerdings nur, wenn diese für den Werksverkehr genutzt werden", sagt Wagner. Werksverkehr heißt, dass eine Firma Waren oder Produkte von einem Werk zum anderen umlagert. Fährt der Lastwagen für einen Kunden, seien maximal 40 Tonnen zugelassen. Trotzdem können mit dem Liner letztlich mehr Waren transportiert werden. "Zwei lange Lastwagen sind genau so viel wie drei normale." Es passen maximal 51 Paletten in den kompletten Zug, erklärt Wagner auf Nachfrage.
Neben einem kleinen Dieseltank tankt der Transporter vor allem LNG-Gas. Ein Flüssiggas mit Methananteil, das jedoch unter Kritikern als klimaschädlich gilt. Doch der Liner sei, so Wagner, mit 20 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer wesentlich effizienter als andere Laster. "Ein normaler Lkw verbraucht schnell das doppelte." Ein weiterer Höhepunkt: Das intelligente Getriebe. "Es analysiert die gefahrene Strecke und passt die Geschwindigkeit an Gewicht und Topografie an", sagt Wagner. Fährt der Fahrer zudem besonders sparsam, werde er von der Firma mit einer Umweltprämie belohnt.
Bald keine Giga-Liner mehr in Schweinfurt?
"Offiziell ist der Einsatz des Giga-Liners aber immer noch ein Feldversuch", sagt Wagner. Für den offenen Verkehr sei das Fahrzeug noch nicht zugelassen. Gut 400 000 Kilometer hat der Liner bereits hinter sich. Nach etwa einer Million Kilometer werde der geleaste Lastwagen gegen ein neues Modell getauscht. Im Landkreis Schweinfurt stelle der Lang-Lkw derzeit noch eine Besonderheit dar, da nur wenige Firmen ihn im Alltag verwenden und er hauptsächlich in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt, erklärt Wagner.
Ob die Lang-Lkw hierzulande einmal großflächig zum Einsatz kommen und ob die Firma ihren Liner in den nächsten Jahren weiter benutzen darf, hänge letztlich von der Entscheidung der Bundesregierung ab, sagt Wagner.
Das ist doch ein guter Anfang.
Tut etwas fürs Klima, hilft beim Problem Fahrermangel, stärkt den Staandort Deutschland und ist jetzt und sofort verfügbar.
Mit frommen Wünschen, unrealistischen Forderungen kommen wir nicht weiter.
Mit so einer Technologie schon.
Genau das soll verhindert werden da LKW-Transporte dem Klima mehr schaden.
Wenn mehr Güter mit der Bahn transportiert werden braucht man weniger LKW und somit weniger Fahrer.
Technische „Errungenschaften“ wie LNG für LKW und intelligentes Getriebe haben mit Giga-Linern überhaupt nichts zu tun sondern sind für alle LKW verfügbar.
Egal was Wagner sagt ist das Fahrzeug weniger flexibel da es nur ausgesuchte Strecken befahren darf.
Und warum sollte noch mehr Gütertransport auf der Straße uns weiterbringen?
Die Waren kommen mit dem Lastenrad,
Mit dem Elektrolaster,
Mit der ausgebauten Bahn,
Mit dem frommen Wunsch.
Moment, Lastenrad geht nicht. Elektrolaster können die Strecken nicht bedienen. Die Bahn kommt nicht und Ausbau dauert 30 Jahre weil der Hamster die Planung behindert.
Den benötigten Atomstrom kaufen wir im Ausland
Bleibt nur der fromme Wunsch.
Schön wäre mal ein umsetzbarer Vorschlag der realistisch ist.
Ausbau der Bahn beschleunigen.
Hamster schneller umsiedeln.
"Dass mit der Regelzulassung der Gigaliner es nicht weniger, sondern deutlich mehr Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen geben würde. Der Hintergrund ist, dass der Lkw-Transport durch die Einführung der Gigaliner viel, viel billiger werden würde und damit würden jede Menge Güter von der Schiene auf die Straße verlagert."
Prof. Dr. Herbert Sonntag an der TH Wildau
Prof. Dr. Gernot Liedtke an der TU Berlin
Falls Sie den Bericht gelesen hätten wüssten Sie dass Giga-Liner nur auf bestimmten Strecken fahren dürfen und nur für Langstrecken verwendet werden.
Das bedeutet dass sie trotz der Werbung auf dem Hänger für die Belieferung von Supermärkten gar nicht verwendet werden können.
Bei einer Vollsperrung auf der BAB bin ich schon mal 3 Stunden festgesessen, weil so ein LKW die Umleitung nicht nehmen konnte und 3 Stunden die Strasse blockierte.