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Gochsheim
Mega-Truck: Was den Giga-Liner von Pabst in Schweinfurt besonders macht
Die Firma Pabst Transporte hat ein besonderes Fahrzeug in ihrem Fuhrpark. Der Giga-Liner ist anders als herkömmliche Lastwagen. Warum er sich nicht nur in der Größe unterscheidet.
Der Giga-Liner des Transportunternehmens Papst Transport aus Gochsheim. Sergej Schreiner ist einer der wenigen Fahrer für diese speziellen Lastwagen.
Foto: Anand Anders | Der Giga-Liner des Transportunternehmens Papst Transport aus Gochsheim. Sergej Schreiner ist einer der wenigen Fahrer für diese speziellen Lastwagen.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Er ist um die 25 Meter lang, bringt bis zu 44 Tonnen auf die Wage und kostet um die 200 000 Euro: Der Giga-Liner der Spedition Pabst Transport aus Gochsheim ist einer der größten Lastwagen im Landkreis Schweinfurt und seit zwei Jahren rund um die Uhr im Einsatz – rund 1000 Kilometer am Tag.

Einer der wenigen Fahrer des 16-rädrigen Kolosses ist Sergej Schreiner. Der 49-Jährige fährt seit über 26 Jahren als Berufskraftfahrer täglich hunderte Kilometer durch die Republik. Als leidenschaftlicher Brummifahrer ist er einer von 485 Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern von Pabst und fährt als einer der wenigen seit fast zwei Jahren den 460 PS starken Truck. Wenn Schreiner Urlaub macht, übernehmen sogenannte Springer die Tour, da diese dauerhaft bedient werden muss. Der Lang-Lkw, wie das Fahrzeug offiziell heißt, ist der einzige seiner Art im Fuhrpark der Firma. Um ihn steuern zu dürfen, benötigt Fahrer oder Fahrerin neben dem herkömmlichen Lkw-Führerschein eine zusätzliche praktische Schulung. 

Herausfordernd, vorsichtig, stellenweise sogar etwas ängstlich seien die ersten Kilometer mit dem XXL-Truck gewesen, erinnert sich Schreiner an die Anfänge. "Ich wusste ja noch nicht, wie das Fahrzeug reagiert." Von der damaligen Zaghaftigkeit sei heute nichts mehr übrig, meint der erfahrene Berufskraftfahrer. Ihm mache es Spaß, auf der Piste unterwegs zu sein. Einen Bürojob könne er sich nicht vorstellen. 

Tag und Nacht im Einsatz

Spurassistent, Kameras und Sensoren verschaffen ihm den nötigen Überblick und sorgen für ein sicheres Gefühl beim Fahren und Rangieren, erklärt Schreiner. Auf dem Monitor in der Fahrerkabine bleibe nichts ungesehen. "Der Lang-Lkw fährt sich mittlerweile ganz normal." Auf zwei Routen ist der Liner Tag und Nacht im Dauereinsatz. Schreiner fährt dabei am liebsten die Tagestour, damit er abends wieder bei seiner Familie in Gochsheim seien kann. Von der A7 über die A3 auf die A81 hinunter bis zur Ausfahrt Möckmühl und zurück. Beladen mit Zeitschriften, Klamotten und Geschirr – alles Waren, die er seinem Kunden Kaufland dort hin liefert. 

Im Führerhaus des Giga-Liners bleibt nichts ungesehen. Auf den Monitoren sehen der Fahrer oder die Fahrerin auch, was sich hinter dem Fahrzeug abspielt.  
Foto: Anand Anders | Im Führerhaus des Giga-Liners bleibt nichts ungesehen. Auf den Monitoren sehen der Fahrer oder die Fahrerin auch, was sich hinter dem Fahrzeug abspielt.  

Der Lang-Lkw darf nur auf ausgewählten Strecken und auf Wunsch des jeweiligen Kunden fahren. "Umleitungen und Vollsperrungen zählen zu den größten Schwierigkeiten, die einem im Alltag als Giga-Fahrer begegnen", sagt Schreiner. Jede Gemeinde und jedes Bundesland bestimmt für sich, welche Strecken freigeben werden. Zudem seien nicht alle Autobahnen für die Sattelschlepper erlaubt. Neben der definierten Länge, dem Gewicht und den ausgewiesenen Strecken dürfe der Truck dort auch nur in Ausnahmefällen die linke Spur zum Überholen verwenden. Bahnübergänge seien ebenfalls tabu, sagt Schreiner.

Die Länge macht den Unterschied 

Doch was unterscheidet den XXL-Laster technisch von einem herkömmlichen Fernlastwagen? "Im Prinzip haben wir hier einen ganz normalen Motorwagen mit einem Sattelauflieger", erklärt Andreas Wagner, Pressesprecher der Firma Pabst Transport aus Schweinfurt. Der Unterschied zum kleinen Bruder: Der komplette Sattelzug des Giga-Liners ist rund sechseinhalb Meter länger. Es gäbe auch andere Kombinationen mit Sattelzug und Anhänger, die jedoch  unflexibler im Straßenverkehr seien. 

Sattelzugmaschine mit Sattelauflieger bringen eine Länge von 25,25 Meter zustande. Das Gewicht von 44 Tonnen verteilt sich auf sieben Achsen. Für einen Lang-Lkw gelten spezielle Auflagen. 
Foto: Anand Anders | Sattelzugmaschine mit Sattelauflieger bringen eine Länge von 25,25 Meter zustande. Das Gewicht von 44 Tonnen verteilt sich auf sieben Achsen. Für einen Lang-Lkw gelten spezielle Auflagen. 

"Länger geht nicht, länger dürfen wir nicht", sagt Wagner. Die Vorgaben seien genau von der EU normiert. Damit es das lange Gespann um Kurven und Kreisverkehre schafft, liegt der hintere Teil des Sattelaufliegers auf einer speziell angefertigten Anhängerkupplung, auch "Dolly" genannt auf. Der Wendekreis sei damit genauso groß wie der eines normalen Lastwagen, fügt Fahrer Schreiner hinzu. Stolze 46 000 Euro koste eine Dolly-Sonderanfertigung, mit der sich Kreisverkehre und Kurven, laut Fahrer, sogar noch besser nehmen lassen würden, als mit herkömmlichen 40-Tonnern. "Unsere Kombination ist die am meisten verbreitetste."

Kritiker des Mega-Trucks mahnen an, dass der Liner schlecht für die Umwelt sei und wegen seines Gewichts die Straßen stärker belaste, als herkömmliche Lastkraftwagen. 
Foto: Anand Anders | Kritiker des Mega-Trucks mahnen an, dass der Liner schlecht für die Umwelt sei und wegen seines Gewichts die Straßen stärker belaste, als herkömmliche Lastkraftwagen. 

Wagner schwört auf die Effizienz und Flexibilität des Fahrzeugs. "20 Prozent weniger Sprit, 20 Prozent weniger CO2 und 90 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu anderen Lastwagen", bilanziert er. Zudem sei der Personalbedarf geringer und der Liner schone – bei gleichbleibendem Gewicht – die Straße. "Ein normaler Lkw hat nur fünf Achsen. Wenn wir über eine Autobahnbrücke fahren, fahren wir mit einem normalen Lastwagen mit einer viel größeren Achslast." Durch die zusätzlichen Räder verringere sich auch der Bremsweg.

Kapazität von 51 Paletten

Die Maximalzulassung von Giga-Linern liege in Deutschland bei 44 Tonnen, "allerdings nur, wenn diese für den Werksverkehr genutzt werden", sagt Wagner. Werksverkehr heißt, dass eine Firma Waren oder Produkte von einem Werk zum anderen umlagert. Fährt der Lastwagen für einen Kunden, seien maximal 40 Tonnen zugelassen. Trotzdem können mit dem Liner letztlich mehr Waren transportiert werden. "Zwei lange Lastwagen sind genau so viel wie drei normale." Es passen maximal 51 Paletten in den kompletten Zug, erklärt Wagner auf Nachfrage.

Neben einem kleinen Dieseltank tankt der Transporter vor allem LNG-Gas. Ein Flüssiggas mit Methananteil, das jedoch unter Kritikern als klimaschädlich gilt. Doch der Liner sei, so Wagner, mit 20 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer wesentlich effizienter als andere Laster. "Ein normaler Lkw verbraucht schnell das doppelte." Ein weiterer Höhepunkt: Das intelligente Getriebe. "Es analysiert die gefahrene Strecke und passt die Geschwindigkeit an Gewicht und Topografie an", sagt Wagner. Fährt der Fahrer zudem besonders sparsam, werde er von der Firma mit einer Umweltprämie belohnt.

Bald keine Giga-Liner mehr in Schweinfurt?

"Offiziell ist der Einsatz des Giga-Liners aber immer noch ein Feldversuch", sagt Wagner. Für den offenen Verkehr sei das Fahrzeug noch nicht zugelassen. Gut 400 000 Kilometer hat der Liner bereits hinter sich. Nach etwa einer Million Kilometer werde der geleaste Lastwagen gegen ein neues Modell getauscht. Im Landkreis Schweinfurt stelle der Lang-Lkw derzeit noch eine Besonderheit dar, da nur wenige Firmen ihn im Alltag verwenden und er hauptsächlich in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt, erklärt Wagner. 

Das Liquid-Natural-Gas (LNG) ist in einem runden Spezialtank an der Seite des Fahrzeugs angebracht. Der Treibstoff wird zur Speicherung auf minus 160 Grad Celsius gekühlt. Dadurch ändert sich der Aggregatzustand von gasförmig zu flüssig.
Foto: Anand Anders | Das Liquid-Natural-Gas (LNG) ist in einem runden Spezialtank an der Seite des Fahrzeugs angebracht. Der Treibstoff wird zur Speicherung auf minus 160 Grad Celsius gekühlt.

Ob die Lang-Lkw hierzulande einmal großflächig zum Einsatz kommen und ob die Firma ihren Liner in den nächsten Jahren weiter benutzen darf, hänge letztlich von der Entscheidung der Bundesregierung ab, sagt Wagner. 

Pabst Transport GmbH & Co.

Die Firma Pabst Transport wurde 1953 von Hans Pabst gegründet und ist an 18 Standorten in ganz Deutschland vertreten. Bei dem Unternehmen arbeiten 705 Mitarbeiter in kaufmännischen und gewerblichen Berufen. Aktuell fahren rund 485 Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer Waren für  Kunden der Spedition aus. Rund 300 Fahrzeuge befinden sich täglich im Einsatz und werden zentral aus der Firmenzentrale in Gochsheim koordiniert. Der Jahresumsatz der Firma im Jahr 2020 betrug rund 74 Millionen Euro. Zirka 28 Prozent der Transporte von Pabst finden für den Geschäftsbereich Food/Non-Food statt. Ein bekannter Kunde ist der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland mit Sitz in Neckarsulm, für den auch der Lang-Lkw zum Einsatz kommt.
Quelle: Pabst Transport GmbH & Co.
 
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Ist Verkehrsvermeidung nicht der bessere Weg?
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  • gerhard.rausch@gmx.net
    "20 Prozent weniger Sprit, 20 Prozent weniger CO2 und 90 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu anderen Lastwagen"

    Das ist doch ein guter Anfang.
    Tut etwas fürs Klima, hilft beim Problem Fahrermangel, stärkt den Staandort Deutschland und ist jetzt und sofort verfügbar.

    Mit frommen Wünschen, unrealistischen Forderungen kommen wir nicht weiter.
    Mit so einer Technologie schon.
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  • deweka
    In dem man LKW-Transporte billiger macht bringt man mehr Transporte auf die Straße.
    Genau das soll verhindert werden da LKW-Transporte dem Klima mehr schaden.

    Wenn mehr Güter mit der Bahn transportiert werden braucht man weniger LKW und somit weniger Fahrer.

    Technische „Errungenschaften“ wie LNG für LKW und intelligentes Getriebe haben mit Giga-Linern überhaupt nichts zu tun sondern sind für alle LKW verfügbar.

    Egal was Wagner sagt ist das Fahrzeug weniger flexibel da es nur ausgesuchte Strecken befahren darf.

    Und warum sollte noch mehr Gütertransport auf der Straße uns weiterbringen?
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  • Funkenstern
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  • gerhard.rausch@gmx.net
    @deweka
    Die Waren kommen mit dem Lastenrad,
    Mit dem Elektrolaster,
    Mit der ausgebauten Bahn,
    Mit dem frommen Wunsch.

    Moment, Lastenrad geht nicht. Elektrolaster können die Strecken nicht bedienen. Die Bahn kommt nicht und Ausbau dauert 30 Jahre weil der Hamster die Planung behindert.
    Den benötigten Atomstrom kaufen wir im Ausland
    Bleibt nur der fromme Wunsch.

    Schön wäre mal ein umsetzbarer Vorschlag der realistisch ist.
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  • deweka
    Weiter mit 40 Tonner, schrittweise Umstellung auf umweltfreundlicher Antriebe.
    Ausbau der Bahn beschleunigen.
    Hamster schneller umsiedeln.
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  • petervolz
    Hans Pabst hatte in den 1930er Jahren eine Malzkaffeerösterei in Obereuerheim. Er kaufte sich einen 1,5t-Borgwart-Lkw, um die Milch zur Molkerei Trinklein nach SW zu transportieren. Nach dem Krieg übenahm Werner Pabst den Betrieb, kaufte sich weitere Lkw's und fuhr damit die Zuckerrüben nach Zeil. Um 1980 verlagerte Werner Pabst seinen Betrieb nach Gochsheim.
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  • deweka
    Eine bei der Technischen Hochschule Wildau und der Technischen Universität Berlin in Auftrag gegebene Studie bestätigt

    "Dass mit der Regelzulassung der Gigaliner es nicht weniger, sondern deutlich mehr Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen geben würde. Der Hintergrund ist, dass der Lkw-Transport durch die Einführung der Gigaliner viel, viel billiger werden würde und damit würden jede Menge Güter von der Schiene auf die Straße verlagert."

    Prof. Dr. Herbert Sonntag an der TH Wildau

    Prof. Dr. Gernot Liedtke an der TU Berlin
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  • flyarcus@gmx.de
    @dekewa…. Und wie sollen die Lebensmittel zu den Supermärkten kommen? Mensch, denk halt einmal nach….
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  • deweka
    Auf eigenen Wunsch gelöscht.
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  • burott
    Und ich dachte Güter gehören auf die Schiene, basta
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  • deweka
    Ich denke vielleicht mehr nach als viele andere Kommentatoren.

    Falls Sie den Bericht gelesen hätten wüssten Sie dass Giga-Liner nur auf bestimmten Strecken fahren dürfen und nur für Langstrecken verwendet werden.

    Das bedeutet dass sie trotz der Werbung auf dem Hänger für die Belieferung von Supermärkten gar nicht verwendet werden können.
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  • elkatvelo@t-online.de
    Die Länge des LKW ist schon problematisch, wenn es mal nicht nach Plan läuft.

    Bei einer Vollsperrung auf der BAB bin ich schon mal 3 Stunden festgesessen, weil so ein LKW die Umleitung nicht nehmen konnte und 3 Stunden die Strasse blockierte.
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  • schreiber_51
    Ich Dachte immer der Firmengründer hieß Werner Pabst
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