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Schweinfurt
Fachkräftemangel und immer neue Aufgaben: Wie viel Personal braucht Schweinfurts Stadtverwaltung?
Die Personalkosten sind im Schweinfurter Haushalt traditionell der höchste Posten. Doch sind überhaupt alle Stellen besetzt?
Im Schweinfurter Rathaus gibt es für die Stadtverwaltung derzeit 1008 Planstellen. Der Konzern Stadt Schweinfurt mit den Tochterunternehmen hat über 4000 Mitarbeitende.
Foto: Stefan Pfister | Im Schweinfurter Rathaus gibt es für die Stadtverwaltung derzeit 1008 Planstellen. Der Konzern Stadt Schweinfurt mit den Tochterunternehmen hat über 4000 Mitarbeitende.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

Als Betroffener dürfte man sich in der Schweinfurter Stadtverwaltung sicher das eine oder andere Mal fragen, warum im Stadtrat die Notwendigkeit für mehr Stellen und Fachkräfte in der Verwaltung das eine oder andere Mal angezweifelt und diskutiert wird: Die Akten stapeln sich, die Arbeit wird immer mehr. Das hat viele Gründe, unter anderem, dass es die deutschen Kommunen sind, die die neuen Ideen der Bundesregierung und der CSU-Freie-Wähler-Koalition in der Münchner Staatskanzlei umsetzen müssen.

"Die Aufgaben einer Kommunalverwaltung sind durch stetige Rechtsänderungen einem permanenten Wandel unterworfen", erklärt die Schweinfurter Personalamtsleiterin Sabine Schröder. Der Wandel hat zahlreiche Gründe, hängt auch mit von Bürgern eingeforderten verbesserten Rahmenbedingungen bei den Themen Sicherheit, Digitalisierung, Umweltschutz und Infrastruktur zusammen. Doch kann eine Stadt wie Schweinfurt das überhaupt leisten, zumal auch sie sich schwertut, genügend Fachkräfte zu finden?

Das Thema Personal war bei den Haushaltsberatungen eines der am intensivsten diskutierten. Die Verwaltung hatte nämlich eine Erhöhung der Zahl der Planstellen um 21,5 Stellen beantragt – für verschiedene Abteilungen, von der Wirtschaftsförderung über IT- und E-Government bis zum Hochbauamt oder das Stadtjugendamt. Geschätzte Mehrkosten mit allen Nebenkosten: rund zwei Millionen Euro.

Organisationsgutachten weisen die Notwendigkeit für mehr Stellen nach

Zugrunde liegen verschiedene Organisationsgutachten für unterschiedliche Abteilungen in der Verwaltung, die seit 2020 erstellt wurden. Zwischen 2014 und dem Plan für 2024 gibt es eine Stellenmehrung an Planstellen von rund 202 auf jetzt 1008. Alleine in den vergangenen zwei Jahren wurden 45 neue Planstellen geschaffen, wie CSU-Stadtrat Klaus Rehberger vorrechnete. Doch er sorgt sich, wie auch FDP-Kollege Georg Wiederer, dass die Personalkosten für den städtischen Haushalt dauerhaft aus dem Ruder laufen.

Eine wichtige Antwort für das Verständnis des komplexen Systems Schweinfurter Stadtverwaltung findet sich im Verhältnis zwischen den geschaffenen Planstellen für Angestellte und Beamte und den tatsächlich besetzten Stellen. Für 2024 sind derzeit 1008 Planstellen angesetzt, 832 für tariflich Beschäftigte und 176 für Beamte. 21,5 Stellen will die Verwaltung in verschiedenen Bereichen zusätzlich schaffen; 14 Stellen werden in anderen gestrichen. Bleibt nur ein Plus von 6,5 Planstellen im Vergleich zu 2023.

In der Schweinfurter Stadtverwaltung sind bei weitem nicht alle Stellen besetzt

Tatsächlich besetzt waren von den Planstellen für tariflich Beschäftigte aber mit Stichtag 30. Juni 2023 nur 772,5, was an normaler Fluktuation und Elternzeit liegt. Bei den Beamten waren 138 von 145,5 Stellen besetzt. Sprich: Es arbeiten tatsächlich deutlich weniger Menschen in der Verwaltung als der Stellenplan es als wünschenswert ausweist. Führt der Stadtrat also eine Scheindebatte?

Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) verweist seit Jahren darauf, dass aus seiner Sicht die größte Herausforderung der Arbeits- und Fachkräftemangel aufgrund der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge Mitte der 1960er Jahre sein wird. Schon jetzt wird immer wieder im Stadtrat berichtet, dass es bei Stellenausschreibungen keine Bewerber gab. Viel verspricht man sich innerhalb der Verwaltung von zwei neuen Prozessmanagern im OB-Büro sowie der Digitalisierung. Der OB betont: "Es ist ein Fehler zu glauben, dass dort, wo Aufgaben dazu kommen, an anderer Stelle Aufgaben spiegelbildlich wegfallen."

CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk, selbst Geschäftsleiter der Gemeinde Euerbach, drückte seine Sorge darüber aus, dass der Fachkräftemangel dafür sorgt, dass Behörden an bestimmten Tagen geschlossen blieben und es länger dauere, bis Anträge geprüft und abgearbeitet seien. "Es bedeutet, dass womöglich in verschiedenen Ämtern nicht in dem Tempo gearbeitet werden kann, wie man es gewohnt ist", verdeutlichte der OB, der auch an den Stadtrat appellierte, zu hohe Erwartungen nicht noch mit überzogenen Forderungen zu verstärken.

 
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