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Schweinfurt
"Erschreckend ist, mit welcher Skrupellosigkeit die Täter vorgehen": Was tun Schweinfurter Banken gegen Automatensprenger?
Sprengungen von Geldautomaten scheinen sich in der Region zu häufen. Hiesige Banken beobachten das zunehmend mit Sorge. Welche Sicherheitsmaßnahmen sie treffen.
Innerhalb weniger Wochen ist es gleich in mehreren Bankfilialen in der Region Main-Rhön zu Einbrüchen und Sprengungen gekommen. Wie reagieren hiesige Banken auf die Entwicklung?
Foto: Désirée Schneider | Innerhalb weniger Wochen ist es gleich in mehreren Bankfilialen in der Region Main-Rhön zu Einbrüchen und Sprengungen gekommen. Wie reagieren hiesige Banken auf die Entwicklung?
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 07.03.2024 02:54 Uhr

In den vergangenen Wochen haben in der Region Main-Rhön gleich mehrere Einbrüche in Banken und Sprengungen von Geldautomaten für Aufsehen gesorgt. Nachdem sich Anfang Februar Unbekannte Zutritt in die Sparkassen-Filiale in Unterspiesheim verschafft hatten, war eine Woche später die VR-Bank Gerolzhofen in Donnersdorf Ziel eines Einbruchs geworden.

Kurz darauf erwischte es die Sparkassen-Filialen in Bad Königshofen und Stadtlauringen. In beiden Fällen sprengten Unbekannte in der Nacht Geldautomaten in den Selbstbedienungsfoyers. Eine Praktik, die in der Region längst keinen Seltenheitswert mehr genießt, wie die Meldestatistik des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) zeigt. Während 2022 in Unterfranken keine einzige Automatensprengung registriert wurde, waren es 2023 sechs.

Für das laufende Jahr sind die Sprengungen in Stadtlauringen und Bad Königshofen bislang die einzigen unterfränkischen Fälle, bestätigt das LKA auf Nachfrage dieser Redaktion. Bayernweit seien es bereits fünf. Ob die Sprengungen von derselben Bande verübt wurden, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, heißt es aus dem LKA.

Banken in der Region beobachten Situation mit Sorge

Klar ist jedoch: Automatensprengungen stellen hiesige Banken zunehmend vor Herausforderungen. "Selbstverständlich betrachten wir die Situation mit großer Sorge, vor allem die Gefahren für Leib und Leben, insbesondere wenn die Sprengungen unkontrolliert und ohne Rücksicht auf Verluste stattfinden", sagt Markus Merz, Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön eG.

"Erschreckend ist, mit welcher Skrupellosigkeit die Täter vorgehen", sagt auch Thomas Engert, Pressesprecher der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, wenige Tage nach den Sprengungen in Stadtlauringen, die auch das über der Filiale liegende Wohnhaus gefährdet hatten. Viele Banken verschärfen deshalb bereits ihre Sicherheitsvorkehrungen, bestätigt unter anderem die Sparda-Bank auf Nachfrage.

So seien etwa mittlerweile die meisten Geldautomaten mit einem Tintenfärbesystem ausgestattet. "Bei einer Sprengung oder einem Diebstahlversuch werden die Geldscheine durch die Aktivierung der Farbpatronen unbrauchbar", erklärt Postbank-Sprecher, Hartmut Schlegel.

Nachtverschluss, Farbpatronen und Vernebelungstechnik

Eine weitere vom Bundeskriminalamt empfohlene Präventionsmaßnahme ist der sogenannte Nachtverschluss, bei dem die Selbstbedienungsfoyers der Banken zwischen null und fünf Uhr geschlossen bleiben. Auch davon machen viele Filialen in der Region Gebrauch; wenn auch zum Teil nur situationsbezogen. "Da dies aber immer mit einer Einschränkung des Kundenservice einhergeht, versuchen wir ausgewogen zu handeln, wobei die Sicherheit immer Vorrang hat", sagt Schlegel.

Eine weitverbreitete Sicherheitsmaßnahme an Geldautomaten ist ein Farbsystem, das Banknoten im Fall einer Sprengung einfärbt und damit unbrauchbar macht.
Foto: Michael Mößlein | Eine weitverbreitete Sicherheitsmaßnahme an Geldautomaten ist ein Farbsystem, das Banknoten im Fall einer Sprengung einfärbt und damit unbrauchbar macht.

Neben Farbpatronen und dem Nachtverschluss kämen bei einigen Banken aber mitunter auch ausgefallenere Maßnahmen zum Einsatz. Darunter zum Beispiel eine Vernebelungstechnik, bei der Foyers so dicht vernebelt werden, dass Kriminelle kaum Chancen haben, Sprengladungen an den Automaten zu platzieren. Genauere Angaben zu den eingesetzten Techniken möchten die Banken aus Sicherheitsgründen aber nicht machen.

Das gilt auch für Maßnahmen, die gerade getestet werden, wie sprengsichere SB-Pavillons. Denn das Thema Sicherheit ist für Banken ein ständiges Rennen gegen die Zeit. Die ernüchternde Diagnose: "Es scheint derzeit so, dass tatsächlich kaum wirklich wirksame Methoden existieren, die die Täter zu 100 Prozent abschrecken", sagt VR-Bank-Sprecher Merz. "Eher wirkt es wie ein 'Hase und Igel'-Szenario, bei dem uns die Täter mit der unglaublichen kriminellen Energie immer einen Schritt voraus sind", sagt er.

Führt Bedrohung durch Sprengungen zum Abbau von Automaten?

Dabei bedeute die fortschreitende Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen für die Banken vor allem eines: immense Kosten. Die Konsequenz: Einige Banken denken bereits über den Abbau eines Teils ihrer Automaten nach. "Es kann sich keine Bank leisten, einen Geldautomaten mit wesentlich höheren Kosten als Erträgen, oder Nutzungsfrequenzen, über einen längeren Zeitraum zu betreiben", sagt Merz.

Nach Corona und in Zeiten des bargeldlosen Bezahlens befänden sich schon jetzt viele Automaten am Rande der kostendeckenden Wirtschaftlichkeit. Die hohen Kosten für immer weitere Sicherheitsmaßnahmen verschärfen das Problem zusätzlich. Gerade für wenig frequentierte Automaten auf dem Land könnte das zum Problem werden.

Auch beim Landeskriminalamt scheint man das Bild vom "Hase und Igel"-Szenario nach den jüngsten Vorfällen zu teilen. "Durch die stetigen Verbesserungen zur Sicherung von Geldausgabeautomaten konnte auch eine Veränderung im Täterverhalten festgestellt werden. So lassen die Geldausgabeautomatensprengungen in jüngster Vergangenheit den Einsatz stärker wirkender Explosivstoffe vermuten", sagt Ludwig Waldinger, stellvertretender Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bayerischen Landeskriminalamtes. Ein Teufelskreis.

 
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