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Würzburg/Schweinfurt
Angst vor Kriminellen: Mehrere Banken in Unterfranken sperren nachts den Zugang zu ihren Geldautomaten
Weil die Gefahr von Automatensprengungen zunimmt, schließen manche Banken und Sparkassen in der Region zeitweise ihre Räume. Doch es gibt noch ein Problem.
Massiver Schaden: Unterfränkische Banken fürchten offenbar in zunehmendem Maß die Sprengung ihrer Geldautomaten durch Kriminelle, so wie hier 2020 in Kist bei Würzburg. Hinzu kommt Vandalismus in den SB-Räumen.
Foto: Archivbild: Berthold Diem | Massiver Schaden: Unterfränkische Banken fürchten offenbar in zunehmendem Maß die Sprengung ihrer Geldautomaten durch Kriminelle, so wie hier 2020 in Kist bei Würzburg. Hinzu kommt Vandalismus in den SB-Räumen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:18 Uhr

Die Gefahr von Automatensprengungen zwingt Banken in der Region zunehmend zur Vorsicht. Was die Kundschaft zu spüren bekommt: Stellenweise sperren Banken nachts die Zugänge zu SB-Räumen mit Geldautomaten. Auch Vandalismus spielt eine Rolle.

Wie eine Umfrage dieser Redaktion unter Sparkassen und Banken in Mainfranken zeigt, sind die Nerven angespannt. Antworten auf wichtige Fragen.

Welche Banken reagieren auf Vandalismus und Sprengungen?

Die Sparkasse Mainfranken, die im Raum Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart 97 Standorte mit Geldautomaten hat, sperrte in den vergangenen Monaten ihre Räume in der Domstraße in Würzburg von 23 bis 6 Uhr. Grund: Es habe dort "massive Probleme mit Ruhestörung, Vandalismus und Verunreinigungen" gegeben, teilte Sprecher Stefan Hebig mit. Zeitweise sei auch tagsüber ein Wachdienst eingesetzt worden, um für Ordnung zu sorgen. Aktuell sind die Räume nachts wieder geöffnet.

Mit solchen Plakaten weist derzeit die Sparkasse Mainfranken in ihrer Filiale im Würzburger Stadtteil Zellerau darauf hin, dass der Zugang zu den Geldautomaten nachts nicht möglich ist.
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Mit solchen Plakaten weist derzeit die Sparkasse Mainfranken in ihrer Filiale im Würzburger Stadtteil Zellerau darauf hin, dass der Zugang zu den Geldautomaten nachts nicht möglich ist.

Im Würzburger Stadtteil Zellerau bleibt der Vorraum der Sparkasse in der Frankfurter Straße dagegen weiterhin geschlossen. Seit Mai ist er wegen "erhöhten Vandalismusschäden" von 23 bis 6 Uhr nicht mehr für die Kundschaft zugänglich. Ähnlich gehen die Sparkasse in Schweinfurt und die VR-Banken vor.

Weniger der Vandalismus, sondern mehr die Gefahr von Automatensprengungen treibt die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge um. Sie hat sich laut Michael Voh, Leiter des Vorstandsstabs der Sparkasse, dazu entschlossen, die Selbstbedienungsfoyers täglich von 0 bis 5 Uhr zu schließen. Dies solle dazu beitragen, Kriminelle von Sprengungen abzuhalten.

Dass solche Verbrechen ein größeres Problem darstellen als Vandalismus, davon ist auch der Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön, Markus Merz, überzeugt. Wenn sich eine Filiale entschließe, die Räume zu schließen, dann "in der Regel von 23 bis 6 Uhr". Dies sei "eine der wirksamsten Maßnahmen gegen Sprengungen", so der VR-Bankchef. Deshalb werde sie seit "sechs bis zwölf Monaten" angewandt.

Die Sparkasse Bad Kissingen hat nach eigenen Angaben keine ihrer 15 SB-Räume nachts geschlossen. Die Sparkasse in Bad Neustadt machte gegenüber dieser Redaktion keine Angaben.

Wie sensibel sind die Banken beim Thema Automatensprengung?

Sehr. Einige von ihnen geben sich auf Anfrage zugeknöpft. So hat die Commerzbank mit Filialen unter anderem in Würzburg, Schweinfurt und Bad Kissingen ihr Sicherheitskonzept erweitert, wie eine Sprecherin erklärte. "Dazu gehört auch, dass wir SB-Zonen nachts geschlossen halten." Doch darüber hinaus gebe man "bei der Kommunikation der Schließungszeiten" aus Sicherheitsgründen keine weiteren Informationen.

Noch weniger gibt die Sparda-Bank-Nürnberg preis, die Außenstellen in Würzburg und Schweinfurt hat. Man beantworte "grundsätzlich keine Fragen zu unserer sicherheitsrelevanten Infrastruktur", teilte Sprecher Frank Büttner mit.

Wie viele Fälle von Vandalismus und Kriminalität in Banken gab es zuletzt?

Seit Jahren sorgen Kriminelle bundesweit für Aufsehen, indem sie Automaten von Banken sprengen, um an das Bargeld zu kommen. Mit fast 500 Fällen in Deutschland hatte es 2022 dem Bundesinnenministerium zufolge so viele versuchte oder vollendete Automatensprengungen gegeben wie noch nie. Gegenüber 2012 habe sich diese Zahl verzehnfacht.

In Bayern verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr gut 30 solcher Fälle. In Unterfranken schwankte die Zahl dieser Delikte laut Polizei zwischen sechs im Jahr 2020 und bislang drei in diesem Jahr. Dabei handle es sich mitunter auch um Sprengungen von Geldautomaten, die außerhalb von Bankräumen aufgestellt waren.

Abgesehen von der Gefahr für Leib und Leben richten die Sprengungen meistens großen Schaden an. So wurde im September 2020 durch eine Automatensprengung gleich das ganze Gebäude einer Bank in Kist erheblich demoliert. Etwa ein Jahr später wäre bei einem ähnlich Fall in Castell  fast die Bankfiliale in Flammen aufgegangen. Zuletzt flog in Rüdenhausen (beide Lkr. Kitzingen) ein Geldautomat in die Luft. Die Täter schlugen bislang meistens nachts zu.

Was Sachbeschädigung in Bankräumen angeht, gebe es eine große Dunkelziffer, sagte Sprecherin Ines Heckner vom Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage. Denn oft räumten die Angestellten den Unrat selbst weg, ohne sich bei der Polizei zu melden. So sind bei den Ordnungshütern im vergangenen Jahr 16 Fälle von Sachbeschädigung in Banken der Region aktenkundig geworden.

Nachtschließungen der SB-Räume: Wie kommt die Kundschaft an ihr Geld?

Um auch in der Nacht Bargeld abheben zu können, empfiehlt die Commerzbank, die Automaten anderer in der "Cash Group" angeschlossenen Banken zu nutzen. Mitunter könnten Commerzbank-Kundinnen und -Kunden auch in Shell-Tankstellen Geld abheben. Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge verweist unter anderem auf einen Geldautomaten im Firmenkundenzentrum Jägersbrunnen in Schweinfurt.

Bei den VR-Banken sei zwischen 23 und 6 Uhr die Relevanz gering, weil es dann an den 312 Automaten in Unterfranken "kaum Geldabhebungen" gebe, teilt der Vorstandssprecher der VR-Bank Main-Rhön Markus Merz mit.

Wie sind Polizei und Behörden eingebunden?

Während mutwillige Verschmutzung und Beschädigung von SB-Bankräumen "ein altbekanntes, jahrzehntelanges Ärgernis" sei, stellen Automatensprengungen nach Ansicht von VR-Banker Merz "ein erheblich größeres Risiko" dar. Deswegen "lassen die unterfränkischen Banken derzeit nichts unversucht, um mit umfassenden Präventionsmaßnahmen die Täter abzuschrecken".

Um Vorkehrungen gegen kriminelle Handlungen treffen zu können, "stehen wir mit der Polizei im permanenten Austauch", so Merz. So habe es im Frühjahr einen Austausch beider Seiten zu Gefahren von Automatensprengungen und Call-Center-Betrug gegeben.

Michael Voh von der Sparkasse in Bad Kissingen ergänzt, dass sich diverse Geldhäuser vor geraumer Zeit unter anderem mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundeskriminalamt auf Vorkehrungen gegen Automatensprengungen geeinigt hätten.

 
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Kommentare
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  • Hilmar Ullrich
    Selbstverständlich werden Färbesysteme auch in Deutschland und auch von regionalen Banken in Unterfranken längst eingesetzt. Schade, dass darüber in dem Artikel nicht berichtet wird.
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  • Holger Köhler
    Ich frage mich schon lange, warum es in Deutschland nicht - wie zum Beispiel in den Niederlanden - möglich ist, Geldscheine bei einer Sprengung durch Farbe unbrauchbar zu machen. Damit würde doch die Attraktivität einer Sprengung sinken und diese größtenteils vermieden werden.
    Es bleibt mir ein Rätsel, wieso diese Prävention in Deutschland ausbleibt. Oder verdienen die Banken selbst etwa zu gut an den entsprechenden Versicherungsleistungen?
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