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Kreis Schweinfurt
Erfolgreiches Ruftaxi: Callheinz schwärmt 130 Mal am Tag aus und soll ab August im ganzen Kreis fahren
Der Nahverkehrsverbund in der Region Schweinfurt lässt weiter auf sich warten. Weswegen das Landratsamt das Pilotprojekt Callheinz feiert.
Den Pilotversuch mit dem Ruftaxi im südlichen Landkreis Schweinfurt bewertet das Landratsamt positiv. Das System soll ab August im gesamten Kreis eingeführt werden.
Foto: Michael Endres | Den Pilotversuch mit dem Ruftaxi im südlichen Landkreis Schweinfurt bewertet das Landratsamt positiv. Das System soll ab August im gesamten Kreis eingeführt werden.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

Im Öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Schweinfurt läuft es nicht rund. Der Beitritt zum mainfränkischen Nahverkehrsverbund ist auf 2025 verschoben, das Deutschland-Ticket bereitet der Verwaltung viel Aufwand und auch die Werntalbahn wird für den allgemeinen Personenverkehr nicht wieder aktiviert. Daher hat Nahverkehrsbeauftragter Michael Graber  bei seinem Rechenschaftsbericht vor dem Kreistagsausschuss für Kreisentwicklung ein ganz anderes Projekt in den Vordergrund geschoben: Callheinz.

Was ist Callheinz?

"Callheinz nimmt dich mit, wenn sonst kein Bus fährt." Es ist ein Konzept, damit Menschen in ländlichen Gegenden, an denen keine Buslinie vorbeiführt oder nur wenige Fahrten existieren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu können. Telefonisch oder per App kann man den Kleinbus für eine bestimmte Uhrzeit und für ein bestimmtes Ziel buchen (bis zu 31 Tage im Voraus) und wird an einem definierten Haltepunkt abgeholt. Quasi eine Taxifahrt zum Nahverkehrstarif.

Wo und wann fährt Callheinz?

Es handelt sich um ein Pilotprojekt im Raum Gerolzhofen und im nördlichen Landkreis Kitzingen. Er fährt ohne feste Linienbindung zwischen Untereuerheim und Wüstenfelden sowie zwischen Köhler und Neuhausen in Ost-West-Ausrichtung. Er steuert 81 spezielle Haltepunkte sowie die 66 regulären Bushaltestellen an. Callheinz ist verfügbar von 5 bis 23 Uhr (unter der Woche) bzw. 7 bis 21 Uhr (Sams-, Sonn- und Feiertage).

Was kostet Callheinz und wie kann man bezahlen?

Der Preis ist nach der Entfernung gestaffelt. Das günstigste Ticket kostet 2,40 Euro. Wer ein Deutschland-Ticket hat, fährt damit kostenlos. Besitzerinnen und Besitzer von Monats- und ähnlichen Karten zahlen eine sogenannte Anerkennungspauschale von einem Euro. Kinder bis 14 Jahren zahlen etwa die Hälfte. Bezahlt werden kann digital bei der Buchung oder bar bei der Fahrerin oder dem Fahrer.

Wie stark wird Callheinz genutzt?

Nach der Anlaufzeit nach der Einführung im Mai 2023 hat sich die monatliche Nachfrage eingependelt: zwischen 3500 und 4000 Fahrgäste nutzen den Dienst, der dabei zwischen 3000 und 3260 Fahrten absolviert. Jeden Tag wird Callheinz 130 Mal angefordert, an Wochenendtagen 50 Mal. Gefragt sind Fahrten vor allem am Nachmittag; am häufigsten ist Callheinz freitags unterwegs. Am beliebtesten sind Fahrten von und nach Gerolzhofen. Das Landratsamt spricht von einem Erfolg, weil "Callheinz genau den Sinn ergibt, den wir wollen: Lücken im ÖPNV schließen" (Graber). Es gibt aber auch einen kleinen Wermutstropfen: Die hohe Zahl von Buchungen verringert die Möglichkeit, spontan einen Kleinbus anzufordern, der in diesem Fall in etwa 30 Minuten kommen soll.

Was ist mit dem Rest des Landkreises?

Callheinz soll künftig auch im gesamten Landkreis Schweinfurt fahren. Dafür wird die Fahrzeugflotte von vier auf elf Exemplare erhöht. Geplant ist die Umsetzung für den 1. August 2024.

Wie ist die Anbindung an Nachbarkreise?

Das Pilotprojekt findet Beachtung: Der Landkreis Rhön-Grabfeld hat sich Callheinz 2023 angeschlossen; deswegen erwartet man eine gute Verknüpfung, wenn der komplette Landkreis Schweinfurt eingebunden ist. Auch eine Anbindung nach Hofheim soll entstehen. Der Kreis Main-Spessart mit dem nahen Arnstein scheidet aus, weil sich der Landkreis nach einem anderen System des Bedarfsverkehrs umschaut. Zurückhaltend bis ablehnend äußerte sich Graber zu einem Anschluss von Rauhenebrach und erst recht von Ebrach, weil Letzteres außerhalb des Regierungsbezirks liegt. Grundsätzlich argumentiert der Nahverkehrsexperte: Je länger die Fahrten für Callheinz sind, umso weniger sind die Busse verfügbar und umso mehr Kosten fallen an.

Wieviel lässt sich der Landkreis Schweinfurt das Projekt kosten?

Logischerweise kann dieses Angebot nicht kostendeckend betrieben werden. Den Pilotversuch im Raum Gerolzhofen subventionierte der Landkreis Schweinfurt im vergangenen Jahr mit 193.000 Euro. Da von Jahr zu Jahr die staatliche Förderung sinkt, steigen die Kosten bis 2026 auf 339.000 Euro. Ab 2028 gibt es gar keine Förderung mehr; dann rechnet der Kreiskämmerer mit Ausgaben von 1,1 Millionen Euro pro Jahr.

 
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