
Ein paar Klicks oder ein Anruf, und schon wird man von A nach B befördert. Klingt nach einem Traum, wird zum 1. September aber im östlichen Landkreis Rhön-Grabfeld Realität. Mit Callheinz startet das Bedarfsangebot im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Mit dem neuen Angebot eines sogenannten On-Demand-Verkehrs ab September wird auch der Stadtbus in Bad Königshofen eingestellt, wie Bürgermeister Thomas Helbling bei einem Pressegespräch erklärt. Er freut sich über Callheinz, mit dem die Bürgerinnen und Bürger nun bedarfsgerecht auf Abruf ihren Bus bestellen und so flexibel unterwegs sein können. Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter sieht "eindeutig eine Verbesserung für die Bevölkerung" mit diesem Angebot.
Der Gesamtaufwand des Projekts, das auf vier Jahre ausgelegt ist, betrage in jedem Jahr 700.000 Euro, wie Julia Katzenberger, Koordinatorin für ÖPNV-Projekte am Landratsamt, erklärt. Getragen werden die Kosten über verschiedene Finanzierungsquellen. Ein Teil werde beispielsweise über Fahrteinnahmen refinanziert, zudem gebe es eine staatliche Förderung. Übrig bleiben jährliche Kosten von ungefähr 250.000 Euro, die der Landkreis tragen müsse. Katzenberger betont aber, dass die Kosten deutlich unter denjenigen des klassischen Linienverkehrs liegen würden.
Aber wie funktioniert das Angebot Callheinz mit den kleinen Shuttlebusse genau? Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengetragen.
Was ist Callheinz genau?
Der neue Mobilitätsservice Callheinz ist für alle Bürgerinnen und Bürger des östlichen Landkreises nutzbar. Der On-Demand-Verkehr erfolgt nicht nach einem festen Fahrplan. Stattdessen werden Fahrten entweder kurzfristig oder bis zu 31 Tage im Voraus durch die Bürgerinnen und Bürger angemeldet. Im Einsatz werden zwei Shuttles mit bis zu sechs Sitzplätzen sein, die bei steigender Nachfrage um ein Fahrzeug ergänzt werden können.

Ist Callheinz barrierefrei nutzbar?
Eines der Callheinz-Fahrzeuge ist mit einer Rollstuhlrampe ausgestattet, wie der Landkreis mitteilt. Sollte Bedarf für dieses behindertengerechte Fahrzeug bestehen, müsse das bereits bei der Buchung angegeben werden.
Wie buche ich eine Fahrt mit Callheinz?
Fahrten mit Callheinz können auf zwei Wegen gebucht werden: entweder per App, die im App-Store von Apple und dem Google Play-Store zum Download zur Verfügung steht, oder telefonisch über die Hotline 0800 4560011. Bei der Buchung müssen die Start- sowie die Zielhaltestelle angegeben werden.
Alle Fahrgäste, die ihre Fahrt per App buchen, können das Fahrzeug ab 10 Minuten vor der Ankunft auf einer Karte live verfolgen. Damit könnten laut Landratsamt unnötige Wartezeiten künftig vermieden werden.
Von wann bis wann ist dieser Bedarfsverkehr unterwegs?
Der On-Demand-Verkehr kann an Werktagen von 6 bis 22 Uhr sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 9 bis 22 Uhr genutzt werden.
Welche Gemeinden liegen im Gebiet des Pilotprojekts?
Aktuell erstreckt sich das Callheinz-Einzugsgebiet zum Projektstart über die Gemeinden Aubstadt, Herbstadt, Großbardorf, Sulzfeld im Grabfeld, Sulzdorf an der Lederhecke, Trappstadt sowie die Stadt Bad Königshofen.

Wie viele "Callheinz"-Haltepunkte gibt es?
Im Grabfeld gibt es insgesamt 115 Haltestellen, die von Callheinz angefahren und bedient werden. Diese sind alle mit einem besonderen Callheinz-Schild markiert. Außerdem sind die Haltestellen über die App sowie im Internet unter callheinz.de zu finden. Über die Haltestellen kann beliebig zu anderen Callheinz-Haltestellen gefahren werden. Es kann also ins nächste Dorf, aber auch zum Busbahnhof nach Bad Königshofen gefahren werden, um den nächsten Anschlussbus zu erreichen.
Was kostet eine Fahrt mit Callheinz? Und wie kann ich die Fahrt bezahlen?
Grundsätzlich gilt der reguläre ÖPNV-Tarif der Verkehrsgemeinschaft Rhön-Grabfeld. Die Fahrten können entweder direkt in der App oder bar beim Fahrpersonal bezahlt werden. Genutzt werden können aber auch Sondertarife wie das Seniorenticket 65+ (365 Euro pro Jahr), das Deutschland-Ticket (49-Euro-Ticket) und das ermäßigte Deutschlandticket für Azubis, Studierende und Freiwilligendienstleistende (29 Euro im Monat). Die Tickets werden ohne Aufpreis anerkannt.
Wird das Pilotprojekt auf weitere Bereiche ausgedehnt?
Langfristig soll Callheinz in der gesamten Region ausgeweitet werden, so das Landratsamt. Mit dem Projekt lege der Landkreis Rhön-Grabfeld den Grundstein für die Umstellung auf On-Demand-Verkehre im ÖPNV.
Neben dem Landkreis Rhön-Grabfeld ist Callheinz bisher auch schon in den Landkreisen Schweinfurt und Kitzingen eingeführt. Gemeinsam mit den dortigen Projektverantwortlichen und dem Nahverkehr Mainfranken (NVM) wurde eine Dispositionssoftware, ein Callcenter und eine Marketing-Kampagne organisiert.
Wenn ich hier in Haßfurt aus Schwimmbadnähe bzw. in Nähe des Neubaugebietes Osterfeld z. B. zum Krankenhaus (seit kurzem werden Parkgebühren verlangt) oder zur Zulassungsstelle/Führerscheinstelle möchte ist das per ÖPNV für mich ein Unding. Und das in einer Kreisstadt?
Die einzige Chance, wenn nicht mit eigenen fahrbarem Untersatz oder Fahrrad bzw. Fuß ist hier ein Taxi zu nehmen – wenn man eines bekommt?
Callheinz wäre für mich hier die optimale Lösung. Ob sie kommen wird - keine Ahnung ...
Wir hier liegen mit dem ÖPNV nach einer aktuellen Studie bundesweit auf dem vorletzten Platz.
Allerdings dürfte keiner der am schlechtesten mit ÖPNV versorgten Landkreise soll zu denen mit der geringsten Bevölkerungsdichte gehören. Ist eine gute oder schlechte ÖPNV-Anbindung das Ergebnis von guter oder schlechter Verkehrspolitik?
Liebe Entscheidungsträger, zur Arbeit, zu Sitzungen, etc. mal per ÖPNV?