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Schweinfurt
Energie vom eigenen Dach oder Balkon: Mausert sich Schweinfurt zur Vorzeigestadt in Sachen Photovoltaik?
In 18 Monaten hat sich die Zahl der kleineren und mittleren Photovoltaikanlagen – von der Balkonsolar- bis zur Dachanlage – fast verdoppelt. Wer hier investiert.
Der Neubau der staatlichen Berufsschule Dr. Georg-Schäfer ist großzügig mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet.
Foto: Anand Anders | Der Neubau der staatlichen Berufsschule Dr. Georg-Schäfer ist großzügig mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:49 Uhr

Der Zuwachs ist "gigantisch". Manfred Röder von der Lokalen Agenda 2030 ist begeistert. Die Agenda hat sich auch den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Photovoltaik in der Stadt, auf die Fahnen geschrieben. Und der scheint immer mehr Fahrt aufzunehmen; allerdings vor allem in einem Bereich.

Im März 2021 ist Schweinfurt beim Wattbewerb der Städte angetreten. Dabei geht es darum, die Stadt zu finden und als Sieger zu küren, die den meisten Zuwachs an Anlagen und erzeugter Leistung aus Photovoltaikanlagen aufweisen kann. Der Wattbewerb läuft noch. Schweinfurt liegt auf Platz 70 von 100 Städten vergleichbarer Größe.

Und das hat seinen Grund. Denn der Zuwachs bei der Gesamtleistung in Kilowatt Peak (kWp) ist mit 17 Prozent in nunmehr eineinhalb Jahren in Schweinfurt nicht gerade gigantisch. Eher dürftig, da ginge weit mehr, sagt Manfred Röder. Ein Blick hinter die Zahlen erklärt, warum.

Wie sich die Zahlen bei den Photovoltaik-Großanlagen in Schweinfurt entwickelt haben

So ist Schweinfurt schon mit einer im Städtevergleich relativ hohen Leistung 2021 in den Wattbewerb gestartet: mit über 22.900 Kilowatt Peak. Das hängt vor allem an den großen Anlagen in Schweinfurt, darunter die Parkplatzüberdachung von ZF, der bald noch eine zweite große Anlage folgen soll, weiß Röder. Allerdings: Bei den Großanlagen hat sich wenig getan, wie ein Blick in das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur zeigt. Nur 16 solcher Anlagen mit einer Leistung von über 30 Kilowatt Peak kamen zwischen dem 2. März 2021 und dem 7. November 2022 dazu.

Große Anlagen, die Industrie und Gewerbe installiert haben. Zehn Prozent mehr Leistung stellen sie im Vergleich zum Stichtag 2. März 2021. Aktuell bringen es diese Photovoltaik-Großanlagen in Schweinfurt auf eine Gesamtleistung von 20.684 Kilowatt Peak. Da ginge weit mehr, meint Manfred Röder. Industrie und Gewerbe müssten überzeugt werden. "Man kann nur appellieren, auch an die Politik."

Freut sich über das steigende Interesse bei den Privathaushalten: Manfred Röder, Sprecher bei der Lokalen Agenda 2030.
Foto: Anand Anders | Freut sich über das steigende Interesse bei den Privathaushalten: Manfred Röder, Sprecher bei der Lokalen Agenda 2030.

Dass sich die Investition in Photovoltaik lohne, dass jeder etwas beitragen können und müsse, das haben offenbar vor allem die Privaten begriffen. Denn: bei den Photovoltaik-Anlagen bis zu einer Leistung von 30 Kilowatt Peak ist der Zuwachs weit höher. Um 52 Prozent stieg die Zahl der kleinen, mittleren und etwas größeren Photovoltaikanlagen auf mittlerweile 738, um 47 Prozent ihre Gesamtleistung.

Balkonsolaranlagen oder Photovoltaik auf dem Hausdach: Wo es die meisten Zuwächse gibt

Ein Blick in die Details. Bei den Anlagen mit bis zu 10 Kilowatt Peak (kWp) gibt es einen Zuwachs von 51 Prozent, das sind 195 Anlagen mehr als im März 2021. Enthalten sind darin sowohl ganz kleine Anlagen wie Balkonsolaranlagen als auch kleinere bis mittlere Photovoltaik-Dachanlagen. Insgesamt hat ihre Leistung in eineinhalb Jahren um 1065 kWp zugenommen, das sind 46 Prozent mehr als im März 2021. 

Ähnlich der Zuwachs bei den etwas größeren Anlagen zwischen 10 und 30 Kilowatt Peak: In dem Bereich gibt es ein Plus von 56 Anlagen (54 Prozent mehr), die Leistung stieg um 941 kWp und damit um 49 Prozent.

Warum setzen immer mehr Schweinfurterinnen und Schweinfurter auf Erneuerbare?

Was ist der Auslöser dafür, dass viele Schweinfurterinnen und Schweinfurter verstärkt auf die Energie vom eigenen Balkon, vor allem aber vom eigenen Dach setzen? Gründe dafür gibt es einige, meint Manfred Röder: Da sei zum einen der Zeitgeist. Viele hätten erkannt, dass es für Umwelt und Klima wichtig ist, die erneuerbaren Energien breit auszubauen. Da sei zum anderen die Erkenntnis, dass es sich auch finanziell rentiert.

Schließlich unterstütze die öffentliche Förderung die Entwicklung. Hilfreich sei dabei auch das Projekt der Stadt, die ihren Fördertopf von 50.000 Euro auf 100.000 Euro für 2022 erhöht hatte. Für nächstes Jahr will die Stadt die Summe noch einmal verdoppeln, wie vor kurzem bekannt geworden ist.

Photovoltaik-Anlagen wie auf diesem Symbolbild sind immer gefragter. Auch auf Schweinfurts Dächern hat sich in dieser Hinsicht in den vergangenen eineinhalb Jahren einiges bewegt.
Foto: Marijan Murat/dpa | Photovoltaik-Anlagen wie auf diesem Symbolbild sind immer gefragter. Auch auf Schweinfurts Dächern hat sich in dieser Hinsicht in den vergangenen eineinhalb Jahren einiges bewegt.

Wann die nächste Sammelbestellung für Balkonsolaranlagen in Schweinfurt ansteht

Und dann spiele auch noch die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg mit hinein, die Angst vor Energieengpässen, der Wunsch, unabhängig zu werden. Nicht zuletzt rechnet Röder deshalb damit, dass sich die Zahl der Photovoltaik-Anlagen weiter steigern wird. Aktuell gibt es 846 Anlagen im Stadtgebiet mit einer Gesamtleistung von 26.934 kWp, im März 2022 waren es noch 579 mit einer Gesamtleistung von 22.981 Kilowatt Peak.

Über die Aktion der Lokalen Agenda zum Wattbewerb wurden laut Röder etwas über 200 Balkonsolaranlagen an Privatleute vermittelt. Noch sind nicht alle bei den Abnehmerinnen und Abnehmern angekommen. Die Branche kämpft mit Lieferproblemen, auch bei den Kleingeräten. Die nächste Sammelbestellung ist für Anfang 2023 geplant, so Röder.

Wer Fragen hat oder Informationen möchte, kann sich via E-Mail melden: wattbewerb.sw@gmail.com

 
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