
Es ist das erste Mal, dass überhaupt zu hören ist, was Kai K., Kopf der umstrittenen Gemeinschaft "Go&Change", zu den Vorwürfen gegen ihn gesagt hat. Während er im Gerichtssaal des Landgerichts Schweinfurt weiter schweigt, erzählt der Leiter der Ermittlungen der Kriminalpolizei von K.s Vernehmung im Juli 2023 in der JVA Würzburg: Ja, es habe eine On-off-Beziehung zwischen K. und der 30-Jährigen und auch Geschlechtsverkehr zur mutmaßlichen Tatzeit gegeben.
Aber daran, dass er die Frau – wie es ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft – bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und vergewaltigt haben soll, um ihr angebliche Dämonen auszutreiben, will sich Kai K. nicht mehr erinnern.
Ermittler berichtet von wirrer Vernehmung des "Go&Change"-Gurus in der JVA Würzburg
"Was auffällig war", schildert der Polizeibeamte am Freitag vor Gericht, "in jedem zweiten, dritten Satz fiel das Wort 'Drogen'". Auch von "Blackouts" habe K. mehrfach gesprochen. Insgesamt beschreibt der Ermittler K.s Vernehmung in der JVA als "wirr" – nicht nur, was die zeitliche Abfolge der Ereignisse um den 17. Mai 2023 angeht.
So habe K. von einem "verschwommenen Raum", einem "Miteinander und Aneinander" gesprochen. Und davon, dass er, als die Frau das Kloster nach der mutmaßlichen Tat verlassen habe, mit Felix Krolle – hinter K. die Nummer zwei bei "Go&Change" – durch die Gegend gefahren sei. Sie hätten "Dämonen gesucht".
Handy des Angeklagten Kai K. fehlte bei Festnahme
Währenddessen durchsuchte die Polizei das frühere Kloster in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt), traf K. dort allerdings nicht an, um ihn festzunehmen. Stattdessen erreichte der Leiter der Ermittlungen K. auf seinem Handy. "Er hat sich dann mit seinem Anwalt in der Polizeiinspektion Gerolzhofen gestellt", so der Polizist weiter. Von K.s Handy fehlte jedoch jede Spur.
Der Polizist beschreibt auch, wie K. gewirkt habe: bei seiner Festnahme "von sich eingenommen", später dann "aufgelöst, zitternd und weinerlich", bei der Vernehmung im Gefängnis im Juli schließlich "klar", aber "verunsichert".
Der heute 42-Jährige habe nach Auffassung des Polizisten nicht gewusst, was er sagen soll – was ihm möglicherweise schade oder nicht. Er habe die mutmaßlich Geschädigte dabei nicht schlecht gemacht, habe sie aber als "psychisch auffällig" und "nicht richtig ins System des Klosters passend" beschrieben.
Polizei hält Schilderungen der Betroffenen von den Vorgängen bei "Go&Change" für glaubhaft
Unterdessen berichten an den Verhandlungstagen am Donnerstag und Freitag weitere Beamte im Zeugenstand über ihren Erstkontakt mit der Frau in der Uniklinik Würzburg. Sie habe ruhig gewirkt, gefasst. "Ich habe in keiner Sekunde an irgendeiner Aussage gezweifelt", sagt einer. Die Schilderungen seien glaubhaft und authentisch gewesen, auch wenn es "für einen Polizisten eine 'strange' Geschichte" sei. Die Umstände seien schwer nachvollziehbar, "wenn man sich in dem Umfeld nicht auskennt", sagt ein anderer.
Als es darum gegangen sei, welche Konsequenzen ihre Aussage für Kai K. haben werde, sei die Frau den Tränen nahe gewesen, berichtet eine Polizistin. Ursprünglich habe die 30-Jährige die Polizei gar nicht verständigen wollen und dies erst auf Anraten hin getan.
Ein anderer Beamter, der die Frau nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus vernommen hat, sagt, sie habe "keinerlei Belastungseifer" gezeigt. Vielmehr habe sie darum gebeten, dass man Kai K., der "an einer Psychose" leide, "gut behandelt".
Bilder der Polizei zeigen im Gericht in Schweinfurt die Verletzungen der Frau
Auf Bildern der jungen Frau, die die Polizei im Krankenhaus von ihr angefertigt hatte und die vor Gericht gezeigt werden, sind ihre Verletzungen deutlich zu erkennen: starke Schwellungen im Gesicht, Hämatome am Hals, Bissspuren am Bein und am Oberkörper.
Gegenüber eines Beamten soll Felix Krolle ausgesagt haben, es sei denkbar, dass die Frau sich die Verletzungen selbst zugefügt habe oder durch andere absichtlich habe zufügen lassen. Anhaltspunkte dafür, dass diese Version der Wahrheit entspricht, gibt es nach Aussagen der Ermittler nicht.
Schilderungen der Polizisten decken sich mit Aussagen der Nebenklägerin
Kai K. steht bereits seit Mitte Februar vor Gericht. Ende März hat die Frau im Zeugenstand bereits ihre Sicht auf die angeklagten Taten geschildert. Eindringlich berichtete sie von den gewalttätigen Übergriffen, zu denen es im ehemaligen Kloster und einer nahegelegenen Wohnung gekommen sein soll.
Die Schilderungen der Frau decken sich weitestgehend mit den Aussagen der Polizistinnen und Polizisten vor Gericht in dieser Woche. Es sei um satanische Kreise gegangen, in denen die Frau angeblich verkehren würde, soll sie in den Vernehmungen mit der Polizei angegeben haben. Um Kinder, die sie angeblich gefoltert habe, um Kai K.s Sohn, den sie angeblich habe töten wollen.
Polizist berichtet von weiterer verletzter Frau aus dem "Go&Change"-Umfeld
K. habe ihr immer wieder "Geständnisse entlocken" wollen. All das habe sie aber nur gesagt, um weiterer Gewalt – sie berichtete von zahlreichen Schlägen und Tritten an mehreren Tagen – entgehen zu können. Nur aus Angst, die Situation könnte eskalieren, habe sie den Geschlechtsverkehr zugelassen. Dabei sei es auch zu massiver körperlicher Gewalt gekommen.
Bei ihrer Aussage Ende März berichtete die 30-jährige Frau auch von mutmaßlichen Übergriffen auf die Ex-Partnerin von Kai K., gleichzeitig Mutter seines Sohnes. Auch aus ihr habe er im Mai 2023 "Geständnisse rausgeprügelt", erzählte die 30-Jährige. Unter anderem sei es darum gegangen, dass die beiden Frauen gemeinsam Kinder gefoltert haben sollen. Angezeigt hat die Ex-Partnerin die mutmaßlichen Schläge nicht.
Ein Polizeibeamter, der die ehemalige Lebensgefährtin von Kai K. nach dessen Festnahme aufsuchte, berichtet jedoch von Anhaltspunkten, dass es zu körperlicher Gewalt gekommen ist. Die Frau habe "für jeden erkennbare Schwellungen im Gesicht" gehabt. Angaben zur Sache habe sie aber verweigert. Ihre Aussage vor Gericht steht noch aus.
Der Prozess wird am 12. April fortgesetzt.
??
Das passt ganz gut zu den Zuständen des Kai K. Und nein, mit dem im Ex-Kloster gefundenem Marihuana bekommt man das nicht hin.
Im übrigen sehe ich auch nicht so ganz, welche Rolle es spielen sollte für den Prozess, es sei denn der Angeklagte würde versuchen über Schuldunfähigkeit ein milderes Urteil zu erwirken. Das ginge mit einem Drogencocktail (das Dorgenproblem wurde ja wohl bereits zugegeben, allerdings fehlen mir da Angaben zu der Art der Drogen) natürlich leichter als mit Kiffen.
Falsch ist jedoch gewiß, dass man das mit Marihuana nicht "hinbekommt", das lässt sich nachlesen:
Bei hochpotenten Hybridsorten und Dauerkonsum bzw. eingenommen in hoher Dosierung mit Lebensmitteln, kann bei durchaus eine latente Psychose ausgelöst werden.