Die Corona-Pandemie hat das vergangene Jahr 2020 nahezu komplett überdeckt. Dies schlug sich auch in der breiten lokalen Berichterstattung zu diesem Themenfeld nieder. Es gab aber noch weitere Themen, die auf großes Interesse bei den Leserinnen und Lesern stießen. Wir haben die Zugriffzahlen im Onlinebereich auf mainpost.de aus dem Jahr 2020 ausgewertet und so die zehn im Internet meistgelesenen Artikel aus der Region Gerolzhofen ermittelt.
Platz 10: Handgranaten im Altmetall-Container am Gerolzhöfer Friedhof gefunden
Platz 10: Einen großen Polizeieinsatz gab es Mitte Juli im Gerolzhöfer Stadtgebiet. Ein Mann hatte eine Handgranate im Wertstoff-Container am hinteren Friedhofsparkplatz an der Kaplan-Jäger-Straße gefunden. Der Finder brachte den Fundgegenstand zur Dienststelle in der Dreimühlenstraße und wollte diesen dort abgeben. Nach einer ersten Einschätzung der Beamten vor Ort wurde, insbesondere auf Grund des unklaren Zustandes der Handgranate, das Gebäude geräumt sowie die davor verlaufenden Straßen weiträumig abgesperrt.
Bei einer Überprüfung des Containers im Bereich des Friedhofs konnten noch zwei weitere ähnliche Handgranaten gefunden werden, woraufhin auch der dortige Bereich abgesperrt wurde. Die drei Handgranaten konnte letztendlich gegen 14.30 Uhr durch Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes, die mit einem Hubschrauber aus München eingeflogen waren, in Augenschein genommen werden. Es handelte sich in allen Fällen um Übungsgranaten, von denen glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr ausging.
Platz 9: Die Drückjagden im Staatsforst im Steigerwald sorgen bei den Privatjägern für Ärger
Platz 9: Umweltthemen interessieren die Leserinnen und Leser neben den "Blaulicht-Berichten" besonders. So auch die Kritik von Privatjägern an einer Drückjagd, die am 9. Januar im Staatsforst rund um den Zabelstein im Steigerwald stattfand. "Ab Januar dürfen aus Tierschutzgründen keine Drückjagden mehr stattfinden", betonten Privatjäger. Jetzt sei nur noch die Einzel-Ansitzjagd angeraten. Das Staatliche Forstamt Ebrach und das Landratsamt sahen dies allerdings anders.
Die Gesetzeslage ist eindeutig: In der Jagdzeitenverordnung für den Freistaat Bayern ist geregelt, dass Schmalrehe, Kitze und Geißen bis zum 15. Januar geschossen werden dürfen. Die Beunruhigungsdauer während der Drückjagd in der vergangenen Woche habe für das Wild bei nur etwa zwei Stunden gelegen, teilte der Forstbetrieb Ebrach mit. Die Ansitzjagd hingegen werde wegen der inzwischen üppigen Waldverjüngung immer erfolgloser – und wegen der vielen Erholungssuchenden auch immer schwieriger. Wanderer, Spaziergänger, Fahrradfahrer, Mountainbiker und Pilzsammler seien überall im Wald unterwegs, von den frühen Morgenstunden bis in die Abenddämmerung. Der Forstbetrieb habe seine Jagdstrategien deshalb weitgehend auf effiziente Bewegungsjagden umgestellt.
Platz 8: In Falkenstein geht ein Dreiseithof in Flammen auf
Platz 8: Mitte Juni brannte ein alter fränkischer Dreiseithof in der Ortsmitte von Falkenstein, direkt unterhalb der kleinen Dorfkirche, komplett ab. Kurz vor 3 Uhr hatten Mitglieder der Feuerwehr das Feuer entdeckt und sofort mit der Brandbekämpfung begonnen, ehe die Verstärkung von weit über 100 Einsatzkräften eintraf.
Der Einsatz zog sich über Stunden bis zum Sonntagmittag hin, da immer wieder neue Feuer aufflackerten. Die Integrierte Leitstelle alarmierte deshalb bis in den Sonntagmorgen hinein mehrmals neue Wehren nach, die die erschöpften Einsatzkräfte ablösten. Im Einsatz war ein Großaufgebot aus Donnersdorf, Gerolzhofen, Haßfurt, Oberschwappach, Steinsfeld, Unterschwappach, Westheim, Eschenau, Dampfach, Werneck, Sulzheim, Stammheim, Michelau, Kleinrheinfeld, Altmannsdorf/Hundelshausen, Geldersheim, Grettstadt und Zeil sowie das Technische Hilfswerk aus Gerolzhofen und Schweinfurt. Der Rettungsdienst war vorsorglich mit zwei Rettungswagen und einem Notarzt eingesetzt.
Die Tatsache, dass das Wohnhaus und mehrere Nebengebäude auf dem Hof gleichzeitig in Flammen aufgingen, deutete von Anfang an auf Brandstiftung hin. Verdächtig ist der einzige Bewohner des Hofes, der – nachdem er unter Einsatz eines Polizeihubschraubers gesucht worden war – seit der Brandnacht in einem Bezirkskrankenhaus untergebracht ist.
Platz 7: Der Absturz eines Modellfliegers
Platz 7: Auf hohes Interesse stieß eine recht kurze Meldung über einen Feuerwehr-Einsatz Mitte Juli. Durch den Absturz eines 2000 Euro teuren Modellflugzeugs an einem Sonntagnachmittag war ein noch auf dem Halm stehendes Getreidefeld im Bereich der Blauen Marter an der Straße zwischen Gerolzhofen und Wiebelsberg in Brand geraten und teilweise vernichtet worden.
Beim Löschen stellte sich heraus, dass es sich bei dem abgestürzten Segler um ein Modell mit einem Lithium-Ionen-Akku handelte. Das grundsätzliche Problem bei Lithium-Ionen-Akkus, das in diesem aktuellen Fall auch zum Brand des Getreideackers führte: Die Batterien können durch eine physische Beschädigung einer einzelnen Zelle in einen nicht mehr zu stoppenden Zustand von Instabilität geraten: den so genannten "Thermal Runaway" (thermaler Kontrollverlust). In diesem gefährlichen Zustand explodieren nach und nach die einzelnen Zellen der Akkus und beschädigen durch die hohe Temperatur benachbarte Zellen, die dann nach einer gewissen Zeit ebenfalls explodieren. Diese Gefahr kann übrigens auch bei verunfallten oder brennenden Elektroautos auftreten und ist wohl auch der Grund, dass dieser Artikel über das Problem mit Lithium-Ionen-Akkus auf so großes überregionales Interesse stieß.
Platz 6: Ein privater Jäger hat den Staatsforst Ebrach wegen Wilderei angezeigt
Platz 6: Im nördlichen Steigerwald war es bei einer Drückjagd des Staatsforsts auf Rehe und Wildschweine zu einer gefährlichen Situation gekommen. Der Vorwurf: Mehrere vom Staatsforst geladene Jäger haben mit ihren Hunden den Staatswald verlassen und sind in ein benachbartes privates Jagdrevier eingedrungen. Dessen Pächter, der sich ebenfalls im Wald aufhielt, standen plötzlich im möglichen Schussfeld der Staatsforst-Jäger, behauptet er. Die Hunde hätten offensichtlich die Aufgabe gehabt, das Wild aus seinem Revier hinüber in das Staatsforst-Revier zu treiben. Der Mann schaltete die Polizei ein und stellte Strafanzeige wegen Wilderei.
Platz 5: Der Fendt-Feldtag fällt aus
Platz 5: Diese Absage interessierte Tausende: 2020 gab es keinen großen Feldtag von Saaten-Union und Fendt auf der Kolitzheimer Gemarkung. Man habe sich entschlossen, den nächsten Feldtag bei Wadenbrunn erst wieder im Jahr 2022 stattfinden zu lassen, teilte Karsten Köhler, Head of Marketing Events & Logistics bei der Agco GmbH (Fendt), der Gemeinde Kolitzheim mit. Zu der normalerweise alle zwei Jahre stattfindenden Fachmesse des Landtechnikherstellers Fendt und der Züchtergruppe Saaten-Union auf dem 90 Hektar großen Gelände des Schönborn'schen Hofguts Wadenbrunn beim Herleshof kommen regelmäßig über 50 000 Besucher aus dem In- und Ausland. Kein Wunder, dass auch die Meldung über die Absage so zahlreich geklickt wurde.
Platz 4: Nach einer Gas-Explosion brennt ein Wohnhaus lichterloh
Platz 4: Große Betroffenheit, aber auch eine beeindruckende Hilfsbereitschaft gab es im September zu beobachten, als in Dingolshausen in der Ziegeleistraße ein Zweifamilienhaus in Vollbrand stand. Gegen 20 Uhr ereignete sich im Erdgeschoss des Hauses, offenbar im Bereich der Küche, eine heftige Gasexplosion. Durch den Druck der Detonation wurde ein Stück Wand hinausgesprengt und es entwickelte sich ein Feuer, das nach und nach auf das gesamte Haus übergriff. Ursache für die Explosion dürfte der Gebrauch einer Gasflasche beim Kochen auf dem Gasherd gewesen sein.
Im Haus wohnten eine ältere Frau und ihr Sohn. Beide überstanden die Explosion laut Polizei glücklicherweise nahezu unverletzt. Das Haus wurde allerdings durch die Explosion und das Feuer komplett zerstört und musste inzwischen auch abgebrochen werden.
Im Einsatz waren 226 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Dingolshausen, Gerolzhofen, Werneck, Donnersdorf, Bischwind, Frankenwinheim, Lülsfeld, Michelau, Gochsheim, Sulzheim und Zeilitzheim sowie das Technische Hilfswerk aus Gerolzhofen und Schweinfurt. Zusätzlich zu Notarzt und Rettungswagen wurden auch die beiden Schnelleinsatzgruppen (SEG) für Transport und Verpflegung alarmiert.
Platz 3: Eine auffallend niedrig fliegende Boeing 777 sorgt für Aufmerksamkeit.
Platz 3: Ein Blick aus dem Fenster der Redaktion genügte, um im Juni eine auffallend tief über das Stadtgebiet fliegende Passagiermaschine zu entdecken. Es handelte sich um eine Maschine des Typs Boeing 777. Die "Triple Seven" ist ein zweistrahliges Großraum-Langstreckenflugzeug für 300 bis 550 Passagiere und damit das größte zweistrahlige Verkehrsflugzeug der Welt. Der Jet überflog Gerolzhofen in der niedrigen Höhe und landete zehn Minuten später auf dem Flughafen "Albrecht Dürer" in Nürnberg.
Was eigentlich nur als kleine Meldung aus der Lokalredaktion gedacht war, stieß im Internet auf außerordentlich hohe Resonanz mit zahlreichen Kommentierungen. Ein Umstand, der auch die Redaktion überraschte.
Platz 2: Der Ärger an der Waschstraße
Platz 2: Im Gegensatz zur Berichterstattung über die "Triple Seven" war der Bericht über die Nutzung von Waschstraße in Corona-Zeiten ein Klick-Bringer mit Ansage. Es geschah zu Beginn der Corona-Pandemie im März: Mehrere Autofahrer, die an den Waschanlagen im nördlichen Stadtgebiet von Gerolzhofen gerade ihr Auto wuschen beziehungsweise noch in der Warteschlange standen, bekamen von der örtlichen Polizei Ordnungswidrigkeitsanzeigen. Der Grund: Autowaschanlagen dürfen zwar weiterhin geöffnet bleiben, allerdings ist die Nutzung der Autowaschanlage nur für Gewerbetreibende im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit erlaubt. Privates Autowaschen hingegen ist während der Corona-Ausgangsbeschränkung derzeit kein triftiger Grund, seine Wohnung zu verlassen.
Platz 1: Ischgl und das Corona-Virus
Platz 1: Unangefochtener Spitzenreiter im Online-Ranking für 2020 – und dies mit weitem Abstand auf Platz zwei – ist der Bericht über die Urlaubergruppe aus der Region gewesen, die im März im österreichischen Ischgl zum Ski-Fahren war. Tausende feierten dort am Abend noch in den unterschiedlichsten Lokalitäten, obwohl bei einigen Beschäftigten in der Gastronomie bereits Corona-Fälle aufgetreten waren. Drei Tage, bevor die Skifahrer-Gruppe aus dem Landkreis Schweinfurt überhaupt dort eintraf, hatte die Regierung von Island schon den Wintersportort als Corona-Risikogebiet deklariert. Von den Touristen in Ischgl wusste aber niemand etwas davon. "Jetzt ist klar, dass die dort Geschäfte gemacht haben auf Kosten unserer Gesundheit", kritisierte einer aus der Urlaubergruppe. Er hatte sich in Ischgl mit Corona infiziert.
Was wird in 30 Jahren von der (einstigen) Qualität der MP übrigbleiben? Bei dem Gedanken kriegt man jetzt schon Bauchweh.