In der vergangenen Woche, am Donnerstag, 9. Januar, fand im Staatsforst rund um den Zabelstein (Lkr. Schweinfurt) eine Drückjagd statt. Dies empört den langjährigen Leiter des Hegerings Gerolzhofen, Toni Zembsch: "Ab Januar dürfen aus Tierschutzgründen keine Drückjagden mehr stattfinden", betont der Jäger. Jetzt sei nur noch die Einzel-Ansitzjagd angeraten. Das Staatliche Forstamt Ebrach und das Landratsamt sehen dies allerdings anders.
Im Forstbetrieb Ebrach fänden Jahr für Jahr bis etwa Mitte Dezember bis zu 18 größere Drückjagden statt, hat Zembsch beobachtet. Weitere kleinere Drückjagden würden bis in den Januar hinein abgehalten. Dann seien hunderte "Erfüllungsgehilfen und Event-Jäger-Schützen ohne Verantwortung" dabei. Die vom Staatsforst eingeladenen Schützen würden aus allen Teilen Deutschlands sowie aus dem Ausland, beispielsweise aus Schweden, Dänemark, Schweiz oder Österreich, kommen. Dies hat Zembsch anhand der Autokennzeichen vor Ort recherchiert.
"Reine Schädlingsbekämpfung"
Bei Drückjagden im Wald treiben Helfer mit freilaufenden Hunden großräumig das Wild aus den Einständen heraus hin zu den wartenden Schützen. Ziel sei es, binnen kurzer Zeit so viele Rehe wie möglich zu töten. Es handele sich quasi um eine reine Schädlingsbekämpfung mit dem Motto „Zahl vor Wahl“, beklagt Zembsch. Der Verbiss von jungen Pflanzen soll dadurch reduziert werden. "Doch durch die erhebliche Beunruhigung des gesamten Wildes im Revier wird im Winter häufig das Gegenteil erreicht."
Während der Winterruhe fänden bemerkenswerte anatomische und physiologische Veränderungen beim Rehwild statt, erklärt Zembsch. Der Stoffwechsel und die Aktivität sind eingeschränkt, Atem- und Herzschlagfrequenz sowie Körpertemperatur werden abgesenkt. Manche Organe werden sogar verkleinert. "Das hat die Natur so vorgesehen, um im Winter das karge Nahrungsangebot zu kompensieren." Wenn Rehwild in Winterruhe durch eine Drückjagd gestört werde, habe dies erhebliche Folgen – sowohl für die Tiere als auch für den Waldbesitzer.
Nach einer panischen Flucht verschlechtere sich die Energiebilanz eines Rehs dramatisch. Dies müsse durch zusätzliche Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden. Im Gegensatz zur Einzel-Ansitzjagd sorge also eine Drückjagd auf Rehe trotz der Dezimierung der Tiere sogar für einen drastisch steigenden Verbiss-Schaden im Wald, behauptet Zembsch.
Drückjagd nur bis Weihnachten?
Der streitbare Privatjäger zitiert auch aus Fachliteratur, wo sich Experten ebenfalls mit den Auswirkungen von Drückjagden beschäftigen. Störungen von Wildtieren seien im Winter unbedingt zu vermeiden, denn nur dann könnten sie die durch Evolution erworbenen Fähigkeiten zum Energiesparen in vollem Umfang einsetzen, schreibt beispielsweise Prof. Dr. Walter Arnold vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Die Regulation des Wildbestandes sollte spätestens bis Weihnachten erledigt sein, denn die unausweichliche Folge einer später erfolgenden Bejagung sei ein erhöhter Nahrungsbedarf und damit ein erhöhter Verbissdruck auf die Waldvegetation. "Wer das Wild im Winter durch den Wald scheucht, muss sich über Wildschäden nicht wundern", schreibt der Professor in der Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern.
Jagdzeit bis 15. Januar
Die Gesetzeslage indes ist eindeutig. In der Jagdzeitenverordnung für den Freistaat Bayern ist geregelt, dass Schmalrehe, Kitze und Geißen bis zum 15. Januar geschossen werden dürfen. Bei der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Schweinfurt mag man deshalb der Argumentation von Toni Zembsch auch nicht folgen. "Die Bejagung darf bis zu diesem Zeitpunkt auch im Rahmen einer Drückjagd erfolgen", stellt Uta Baumann, Pressesprecherin des Landratsamts, auf Anfrage klar.
Auch Ulrich Mergner, der Leiter des Staatlichen Forstbetriebs in Ebrach, will der Argumentationskette von Toni Zembsch bezüglich der Rehe in Winterruhe nicht folgen. Die beanstandete Drückjagd habe bei milden Temperaturen von fast zehn Grad stattgefunden. Es gebe keinen harten Frost und es liege kein Schnee. Aufgrund der warmen Witterung könne das Rehwild überall im Wald noch üppig-grüne Brombeerblätter als Nahrung aufnehmen. "Angesichts der Klimaerwärmung gibt es überhaupt keine Notzeit für das Wild", stellt Mergner klar. Die Beunruhigungsdauer während der Drückjagd in der vergangenen Woche habe außerdem bei nur etwa zwei Stunden gelegen. "Die im Herbst angelegten Fettreserven werden wegen der kurzen Dauer der Bewegungsjagd praktisch nicht reduziert", betont der Forstamtsleiter.
Ansitzjagd schwierig und uneffektiv
Der Anteil des Wildes, welches auf dem Einzelansitz erlegt werde, sei hingegen gering und bewege sich bei nur zehn bis 20 Prozent, teilt Ulrich Mergner mit. Die Ansitzjagd werde wegen der inzwischen üppigen Waldverjüngung immer erfolgloser. Und: die Einzeljagd, gerade am Zabelstein, sei wegen der vielen Erholungssuchenden besonders schwierig. Wanderer, Spaziergänger, Fahrradfahrer, Mountainbiker und Pilzsammler seien überall im Wald unterwegs, von den frühen Morgenstunden bis in die Abenddämmerung. "Der Forstbetrieb hat seine Jagdstrategien deshalb weitgehend auf effiziente Bewegungsjagden umgestellt. Diese werden zwei- bis dreimal pro Jahr durchgeführt."
Die Strategie des Forstbetriebs mit kurzfristigen Bewegungsjagden und langen Phasen der Jagdruhe werde bereits seit 15 Jahren umgesetzt. Die Waldverjüngung habe seitdem nachweislich zugenommen. Alle im Wald vorkommenden Baumarten verjüngten sich auf ganzer Waldfläche. "Das ist die existenzielle Voraussetzung für uns und nachfolgende Generationen, weil nur der gemischte Wald seine Funktionen als Klimawald in der Zukunft erfüllen kann", so Mergner.
Beim BUND (Chefs sind Förster) gehören nur die "Bäume" zum Ökosystem, dort darf mit Hubschrauber gespritzt werden. Dass Insekten sterben u. Vögel verhungern, dies stört niemand.
ich bin ja nicht gerade ein "Waldläufer aber doch überrascht, dass es in unseren Wäldern so viele vierbeinige "Staats-feinde gibt, die den Steigerwald kahl fressen.
In nur zwei Stunden so viele Rehe wie nur möglich zu "ernten, lässt schier sprachlos
werden. Nahezu jeden Tag liest man von Wildunfällen in der Region, die diese Tier-
gatttung auch dezimieren. Vor ein paar Jahren kam ich zufällig einer Bekannten zu Hilfe, die bei Neuses am Sand mit einen Reh kollidiert war. Das Tier rannte jedoch weiter sagte sie. Im tiefen Graben neben der Unfallstelle lagen drei verluderte Reh-
kadaver. Offenbar Opfer nächtlicher Zusammenstösse eines Wildwechsels. Blaue oder rote Wild-Reflektoren gab es da keine an den Leitpfählen. Mir taten die Tiere leid; aber die Heger und Schützer haben einen Schiessprügel samt Pulver und Blei. Räumen in 2 Stunden den Wald frei. Wgen ein paar Zweigchen, die im nächsten Sommer dran sind. Wegen den Klimawandel eh vertrocknen. Aha..."Jagdgäste !
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management