
Bei einer großen Drückjagd der Bayerischen Staatsforsten ist es Anfang Dezember 2019 im nördlichen Steigerwald zu einer gefährlichen Situation gekommen. Mehrere vom Staatsforst geladene Jäger haben mit ihren Hunden den Staatswald verlassen und sind in ein benachbartes privates Jagdrevier eingedrungen. Dessen Pächter, die sich ebenfalls im Wald aufhielten, standen plötzlich im möglichen Schussfeld der Staatsforst-Jäger. Jetzt wurde die Polizei eingeschaltet.
Man hört es am Telefon seiner Stimme an, wie sehr sich Harald Bott über den Vorfall aufregt, der sich am 6. Dezember in seinem Jagdrevier Hundelshausen/Altmannsdorf/Neuhof (Lkr. Schweinfurt) ereignet hat. Der Knetzgauer hat das rund 450 Hektar große Revier zusammen mit Harald Heim aus Sand/Main gepachtet. "Es ist von drei Seiten vom Staatsforst umgeben", berichtet Bott.
Frei laufende Hunde
Am 6. Dezember hatten die Bayerischen Staatsforsten zu einer großen Drückjagd auf Rehe und Wildschweine unterhalb des Zabelsteins geladen. Auch Harald Bott befand sich mit Helfern in seinem Revier, als plötzlich mehrere frei laufende Hunde "aus der Mitte meines Reviers heraus" auf ihn zu liefen. Die Hunde hätten offensichtlich die Aufgabe gehabt, das Wild aus seinem Revier hinüber in das Staatsforst-Revier zu treiben, berichtet Bott.
Plötzlich seien auch noch mehrere bewaffnete Personen aufgetaucht, die als so genannte Durchgeh-Schützen durch sein Revier gestapft seien. "Die sind von hinten auf uns aufgelaufen", sagt Hobbyjäger Harald Bott, der sein Geld als Polizeibeamter verdient. Man habe mitten im möglichen Schussfeld dieser bewaffneten Männer gestanden. "Wir waren in absoluter Lebensgefahr." Bott machte sofort durch Rufen auf sich aufmerksam und warnte die fremden Jäger. Dann stellte er die Männer zur Rede und schoss zur Beweissicherung mit seinem Handy mehrere Fotos, ehe er sie seines Reviers verwies.
"Unglücklicher Verlauf"
Anschließend habe er sofort über sein Handy Kontakt mit Petra Diener aufgenommen, der Revierleiterin des benachbarten Staatswald-Reviers. "Sie hat mein Gespräch aber einfach weggedrückt, kaum dass ich zu reden begonnen hatte." Erst mehrere Stunden später habe sich Diener wieder bei ihm gemeldet, um sich "für den unglücklichen Verlauf der Jagd zu entschuldigen". Angeblich habe sie Probleme mit dem Empfang ihres Handy gehabt. "Ich frage mich aber, warum es Stunden gedauert hat, bis sie zurückgerufen hat", sagt Bott.
"Unglücklicher Verlauf der Jagd" – dies könnte ja bedeuten, dass die vom Staatsforst geladenen und deswegen möglicherweise ortsunkundigen Jäger aus Versehen und Unwissenheit in das private Jagdrevier geraten sind. Derlei Erklärungsversuche lässt Harald Bott nicht gelten. Die Reviergrenze sei eindeutig durch eine Forststraße gekennzeichnet.
Strafanzeige wegen Wilderei
Der Jäger geht vielmehr davon aus, dass die Verletzung der Reviergrenze absichtlich passiert ist. Der Forstbetrieb habe in der Vergangenheit nämlich schon mehrfach den Antrag gestellt, das Revier von Bott und Heim mit überjagen zu dürfen. Dies sei aber jedesmal von den Grundholden der örtlichen Jagdgenossenschaft mit ihrem Vorsitzenden Elmar Gather abgelehnt worden. Denn schließlich pachte ein Jäger ein Revier, um dort selbst zur Jagd gehen zu können, sagt Harald Bott. "Wir zahlen aber nicht mehrere Tausend Euro für ein leer geschossenes Revier."
Die jüngsten Vorgänge im Steigerwald will Harald Bott nicht auf sich beruhen lassen. Bei seinen Berufskollegen bei der Polizeiinspektion Gerolzhofen hat er Strafanzeige wegen Wilderei gestellt. Es könnte sogar ein besonders schwerer Fall von Wilderei nach Paragraf 292 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs vorliegen, meint er, weil die Tat von mehreren mit Schusswaffen ausgerüsteten Beteiligten gemeinschaftlich begangen wurde. Er werde den Fall auch schriftlich der Oberen Jagdbehörde an der Regierung von Unterfranken melden. Und auch die zuständige Ministerin Michaela Kaniber als Vertreterin der Obersten Jagdbehörde werde Post von ihm bekommen.
Keine Auskunft vom Forstbetrieb
Der Leiter des Forstbetriebs Ebrach, Ulrich Mergner, will von der seitens der Redaktion angebotenen Möglichkeit, zu den Vorkommnissen Stellung zu beziehen, keinen Gebrauch machen. Weil der Jagdnachbar die Angelegenheit zur Anzeige gebracht habe, so Mergner, handele es sich um ein Laufendes Verfahren.
Die Untere Jagdbehörde am Landratsamt Schweinfurt weiß von den Ereignissen im Wald bei Hundelshausen. "Uns ist der Vorfall bekannt", bestätigt Uta Baumann, die Pressesprecherin des Landratsamtes. Die Jagdpächter des Gemeinschaftsjagdreviers hätten Strafanzeige gegen den benachbarten Forstbetrieb Ebrach wegen Jagdwilderei gestellt. "Für Strafanzeigen sind wir nicht zuständig." Es bleibe abzuwarten, was die polizeilichen Ermittlungen ergeben und welche Folgerungen die Staatsanwaltschaft daraus zieht.
Dass bei einer Drückjagd im Staatsforst eingeladene Jagdgäste in benachbarte Reviere gelangen, ist in der Vergangenheit schon mehrfach passiert. Dann hieß es beispielsweise, die ortsfremden Jäger hätten die Karten falsch interpretiert und sich deshalb beim Jagdgebiet getäuscht. "In etwa zweieinhalb Stunden sind mindestens viermal deutlich mit Leibchen gezeichnete verschiedenartige Jagdhunde von Seiten des Forstbetriebes weit in mein Revier eingedrungen. Dies ist auch ein rechtlicher Verstoß, denn die Hunde haben fremdes Jagdrevier überjagt", schrieb bereits 2010 ein Privatjäger aus Gerolzhofen in einem Leserbrief an die Main-Post.
Kritik an Drückjagden
Privatjäger Bott stört sich grundsätzlich an den großen Drückjagden im Staatswald. "Dies hat mit Jagdkultur nichts mehr zu tun", beklagt er und spricht von einem "konsequenten Feldzug gegen das Rehwild". Der Staatsforst werde wohl nicht ruhen, bis auch das letzte Reh tot sei. "In Deutschland setzt man sich ein für das Überleben der Tiger in Indien – und gleichzeitig wird hier vor der Haustür unser heimisches Rehwild ausgerottet."
Der ehemalige Pächter des Jagdreviers, der inzwischen verstorbene Erich Meidel, hatte schon 2017 darauf hingewiesen, dass es in den Privatrevieren im nördlichen Steigerwald wegen der gleich nebenan im Staatswald deutlich dezimierten Bestände nicht einmal annähernd möglich sei, die von der Jagdbehörde vorgegebenen Abschusszahlen zu erfüllen. Harald Bott hat nun im Revier extra Wildkameras aufgehängt und war selbst wochenlang angesessen, ohne auch nur ein einziges Reh zu sehen. "Es ist alles leer."
Dieser Vorfall ereignete sich an einer der zahlreichen Reviergrenzen zwischen dem Forstbetreib Ebrach und einem der Nachbarreviere – so also kann das dort auch ablaufen.
Die in dem Artikel dargestellte Eskalation und der Vorwurf der Wilderei erscheinen mir recht kurios.
Eine bedauerliche Eskalation -und schade, daß sich die Main Post dafür einspannen läßt! Das hilft weder der Jagd noch dem seriösen Journalismus.
Eine Gefahr für Herrn Bott und seinen Kollegen wie er es beschrieben hat bestand dabei meiner Meinung nach überhaupt nicht. Ein „Durchgehschütze“ trägt seine Waffe ausschließlich ungeladen bei sich, diese wird nur geladen und benutzt, wenn „krank geschossenes“ Wild erlöst werden muss.
Der Vorfall hätte anders geklärt werden können...
Viel Halbwissen! Schon mal was von Bogenreinheit bei Jagdhunden gehört?Grenzverletzungen als Kavaliersdelikt hinzustellen kann nur von einem Menschen kommen der auf jagdlichem Gebiet gar keine Ahnung hat.Um dem illegalen Treiben bayerischer Staatsförster ein Ende zu bereiten muß man sich im Revier aufhalten.Solche Meinungen wie Sie vertreten können nur vonPersonen kommen die ihren Jagdschein im 3-Wochenkurs oder wie beim Forstbetrieb üblich als Semesterschein während der “Ausbildung“erlangt haben! Daß Gefahr vor allem für die staatlichen Durchgehschützen bestand( mit ihrem Erscheinen im privaten Revier war ja nicht zu rechnen) scheint für Sie unerheblich zu sein.Ihre „Größe“ scheint mir eher in der Theorie als in der Praxis zu liegen!Schlimm wenn man es mit solchen Waffenbesitzkarten-Trägern zu tun hat!!
Wenn der bayerische Staatsforst im Steigerwald eine Drückjagd plant, wird das Vorhaben auch mit den angrenzenden Revierpächtern abgesprochen.
Vieles im Artikel bestätigt dieses auch.
Warum sitzt er auch genau an diesem Tag, mit seinen „Helfern“, auf unterschiedlichen Hochsitzen entlang der Staatsgrenze an ?! Für mich ganz klar, er wollte vom Staat in sein Revier wechselndes Wild abgreifen.
Jagdhunde sind unentbehrlich auf solchen Jagden. Sie stöbern das Wild auf und bringen es in Bewegung.
Der Revierpächter kritisiert, dass Jagdhunde in sein Revier „eingedrungen“ sind.
Jeder von uns sollte sich im Klaren darüber sein, dass Hunde keine Reviergrenzen kennen.
Wir hatten noch nie soviel gesunde Naturverjüngung in den bayerischen Wäldern wie heute. Wir haben aber auch noch nie so viele unfähigen Forstbeamte wie heute.Dieser elitäre Haufen muß irgendeinmal einsehen,daß die während ihrer Dienstzeit gepflanzten Bäume nicht gegen Ende ihrer Dienstzeit geschlagen werden können.Die abwertenden,geradezu Hass erfüllten Äußerungen gegenüber der privaten Jägerschaft bestätigen nur aus welchem miesen Stall der Stänkerer kommt.
Also haben wir eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe in Verbindung mit der Benutzung von gefährlichen Werkzeugen und Konfliktpotential durch Interessen der Bevölkerung. Eine hoheitliche Aufgabe, vergleichbar mit der Polizei!
Und dafür soll also die Lösung eine private Jägerschaft sein, politisch fragwürdig, mit obskuren Traditionen, die dem heutigen Stand der Wissenschaft auch oft widersprechen, ohne nennenswerte staatliche Kontrolle, unter Verantwortung eines mächtigen und autarken Verbandes.
Das ist doch ein Knaller!
Gruß
Sie behaupten hier doch nicht ernsthaft, dass Herr Dr. Sperber Rehwild bekämpft hat.
Auf der anderen Seite habe ich gehört, dass Herr Dr. Sperber Zählungen durchgeführt hat und die Zahlen mal Drei genommen hat.
Also könnte es stimmen, dass Herr Dr. Sperber die Rehe niedergeschossen hat!
Hm, gerade dieser Herr will uns jetzt glaubhaft vermitteln, dass nur die Natur für sich selbst sorgen kann.
?
Gruß
Schade, dass bei Ihnen Geschwätztes und Gehörtes so hoch im Kurs steht. Aber Dr. Sperbers erfolgreicher Einsatz um die Menge der Rehe zu dezimieren wurde sogar vom Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL in einem Artikel gewürdigt. Klar ist Sperber auch ein Schlitzohr, weil er´s anders (erfolgreich anders!) gemacht hat und weil er Euch euer Holz weggenommen hat und deswegen hasst Ihr ihn alle so! Er hat Euch gezeigt, dass es nicht stimmt, was Euch euere Lokalpolitiker vorgegaukelt haben, dass der Staatswald ganz bestimmt immer Eurer bleibt, sondern, dass der Staatswald eigenständig ist und zu höheren Zwecken bestimmt ist als Pilze und Holz für die Anrainerdörfer. Er hat sich mit der Oberforstdirektion in Würzburg angelegt und hat gesiegt, weil er den Schneid und die Intelligenz dazu hatte und weil er sich mit wichtigen Leuten aus Politik und Gesellschaft zu vernetzen verstand. Dagegen sehr Ihr alle ziemlich alt aus mit euerem kleinkarierten Dorftratsch.