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Mainberg
Das Schloss Mainberg und seine Bewohner: 8 Dinge, die Geschichten aus der Geschichte erzählen
Unter dem Titel "Gefunden, gekauft, geschenkt" zeigt der Förderverein Schloss-Inventar.  Thomas Horling hat eine Zeitreise zusammengestellt: von Kunst bis Kitsch.
Der Förderverein Schloss Mainberg zeigt noch bis 5. Januar eine Ausstellung mit Schloss-Inventar. Möbel, Kunst, Ausstattungsgegenstände und Kitsch stehen für die Bewohner und die Geschichte des Schlosses. 
Foto: Anand Anders | Der Förderverein Schloss Mainberg zeigt noch bis 5. Januar eine Ausstellung mit Schloss-Inventar. Möbel, Kunst, Ausstattungsgegenstände und Kitsch stehen für die Bewohner und die Geschichte des Schlosses. 
Thomas Horling
 |  aktualisiert: 19.12.2024 02:36 Uhr

Schloss Mainberg erhalten, es wieder zugänglich machen, deutlich machen, welche Bedeutung das Schloss für die Region hatte und wieder haben kann: Das sind die Ziele des 2018 gegründeten Förderverein Schloss Mainberg. Ein Schritt dazu ist die Ausstellung "Gefunden, gekauft, geschenkt", die bis 5. Januar in der Burggasse 17 im Zürch in Schweinfurt zu sehen ist.

Mit viel Energie, Spürsinn und Unterstützung ist eine Ausstellung mit Objekten, Möbeln und Kunstgegenständen entstanden. Historiker Thomas Horling, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, hat die Ausstellung mit Daniela Harbeck-Barthel konzipiert. Er hat acht Dinge ausgewählt und erzählt ihre Geschichte.  

1. Baluster der Elinor von Opel

Diese Baluster zeugen vom Scheidungskrieg zwischen Elinor von Opel und Willy Sachs. 
Foto: Anand Anders | Diese Baluster zeugen vom Scheidungskrieg zwischen Elinor von Opel und Willy Sachs. 

Baluster sind Teil einer Balustrade. In unserem Fall handelt es sich um niedrige, kunstvoll gedrechselte Säulen aus Eichenholz, die von männlichen und weiblichen Köpfen im Stil der italienischen Renaissance bekrönt werden, auf denen der Handlauf auflag. Als Willy Sachs 1925 die 17-jährige Elinor von Opel heiratete, standen vor allem die befreundeten Väter hinter dieser Verbindung. Der Brautvater finanzierte die kostbare Innenausstattung der Wohnung des jungen Paares im ersten Stock von Schloss Mainberg.

Elf Jahre später endete die Ehe 1936 in einem Rosenkrieg. Elinor setzte im Scheidungsverfahren durch, dass die von ihrem Vater finanzierte Ausstattung ausgebaut wurde: „Alles, was mit mir nach Mainberg kam, verläßt Mainberg mit mir“. Die 2001 verstorbene Elinor von Opel behielt das Mainberger Inventar fast ein Leben lang. Die Baluster schenkte sie ihrem Privatsekretär, von dem sie der Förderverein im Januar 2019 als Grundstein für die Sammlung erwarb. Wo genau die Baluster eingebaut waren, ist nicht bekannt.  

2. Mainberg im Christo-Stil, eine Grafik von Heinz A. Böhm  

Heinz A. Böhm schuf diese Grafik von Schloss Mainberg. 
Foto: Anand Anders | Heinz A. Böhm schuf diese Grafik von Schloss Mainberg. 

Der Schweinfurter Künstler Heinz A. Böhm (1947- 2020) ist seiner Heimatstadt vor allem durch seine Karikaturen populär. Im Jahr 2018 schuf er ein Schloss-Mainberg-Triptychon. Die ausgestellte Grafik „Mainberg im Christo-Stil“ (Leihgabe von Dr. Hubert Redelberger) ist Teil davon. Sie ist inspiriert von der spektakulären Verhüllung des Berliner Reichstags durch das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude im Jahr 1995. Die beiden anderen Teile zeigen das Schloss in Kombination mit dem Franken-Rechen und als überdimensionierte Werbetafel. Heinz A. Böhm übertrug dem Förderverein die Rechte an diesen Grafiken, die es als Postkartenset in der Ausstellung zu kaufen gibt. 

3. Fassboden mit einem Porträt von Ernst Sachs

Der Fassboden mit dem Porträt von Ernst Sachs ist weit gereist.  
Foto: Anand Anders | Der Fassboden mit dem Porträt von Ernst Sachs ist weit gereist.  

Die kunstvoll gestalteten Schauseiten zweier Weinfässer wurden 1934 von der Fassfabrik Kupfer in der Schweinfurter Friedhofstraße gefertigt. Anlass war die „Heimatschau“ des örtlichen Handels und Gewerbes. Gewidmet wurden sie dem damals bereits verstorbenen Geheimrat Ernst Sachs und seinem Sohn, Konsul Willy Sachs. Aus Platzgründen wird in der Ausstellung nur der Fassboden mit dem Porträt von Ernst Sachs gezeigt. Nach dessen als viel zu früh empfundenen Tod 1932 inszenierte die Firma einen regelrechten Kult um den Patriarchen. Man überbot sich mit Huldigungen. Dies dokumentiert auch die Umschrift: „Mit Stolz die Nachwelt auf ihn schaut / der ein so großes Werk gebaut“.

Als die Stadt Schweinfurt 1961 das Schloss aus der Insolvenzmasse des Glatzenkönigs Wilhelm Heger erwarb, befanden sich die beiden Fassböden noch vor Ort. OB Georg Wichtermann bot sie dem Gründerenkel Ernst Wilhelm Sachs an, der sie in seiner Villa in Ischia aufstellte. Auf Vermittlung von Peter Sachs kamen sie im Oktober 2024 zurück nach Schweinfurt.

4. Der Schreibtisch eines Herrenzimmers

Dieser Schreibtisch hat wahrscheinlich Willy Sachs gehört. Das Möbelstück ist eine Schenkung der Familie Rose (Jesteburg bei Bremen). 
Foto: Anand Anders | Dieser Schreibtisch hat wahrscheinlich Willy Sachs gehört. Das Möbelstück ist eine Schenkung der Familie Rose (Jesteburg bei Bremen). 

Nach mündlicher Überlieferung waren Möbel der Familie Sachs während des 2. Weltkriegs im Gasthof Hesselbach in Sulzthal bei Bad Kissingen ausgelagert. In der sogenannten „Eremitage“ außerhalb von Sulzthal wohnte ab 1944 der F&S-Direktor Lesage, der Teile eines Herrenzimmers 1946 an die Wirtin verkaufte. Willy Sachs war mit dieser persönlich bekannt. Von 1938 bis 1945 verbrachten Sachs-Arbeiter im Rahmen eines KdF-Programms einwöchige Erholungsurlaube im Gasthof. Das Herrenzimmer bestand neben dem Schreibtisch noch aus einem Schrank, einem runden Tisch, einem Spieltisch aus Eiche, einem Rauchertisch, drei Sesseln und einer Couch. Deren Verbleib ist unbekannt.

Die Herkunft des Herrenzimmers aus Mainberg ist nicht zweifelsfrei gesichert. Es scheint jedoch plausibel, dass es Teil des von Willy Sachs nach 1936 angeschafften Mobiliars gewesen ist. Elinor von Opel hatte bei ihrem Auszug die gesamte Inneneinrichtung mitgenommen.

5. Barocke Papstfigur aus der Sammlung Sattler

Diese Papstfigur gehörte zur Sammlung Sattler. 
Foto: Anand Anders | Diese Papstfigur gehörte zur Sammlung Sattler. 

Die im Versteigerungskatalog von 1901 unter Nr. 605 abgebildete sowie beschrieben Papstfigur aus Holz ist in die Barockzeit zu datieren. Etwaige Zweifel an der Herkunft beseitigt ein Klebezettel auf der Rückseite mit der Aufschrift „Schloß Meinberg b. Schweinfurt“. Trotz der neuen Fassung und des falsch ergänzten Bischofsstabes bildet diese Figur einen wichtigen Mosaikstein zur Rekonstruktion der einstigen Sammlung Sattler. Dank eines Hinweises von Stadtrat Peter Hofmann entdeckte der Förderverein diese Figur auf eBay. 

6. Porzellanservice mit dem Monogramm „ES“

Mit dem Monogramm von Ernst Sachs ist dieses Tafelservice geschmückt. 
Foto: Anand Anders | Mit dem Monogramm von Ernst Sachs ist dieses Tafelservice geschmückt. 

Das Geschirrservice „Empire glatt“ der Firma C. M. Hutschenreuther, mit dem Monogramm „ES“ (Ernst Sachs), wurde wohl um 1920 produziert. Erhalten sind 280 Teile: Essteller, Suppenteller, Kuchenteller, Obstteller, Unterteller, Saucieren, Beilagenschiffchen, Gemüseschüsseln, Gemüseplatten, Fleischplatten, Fischplatten und Suppenterrinen mit Deckeln.

Im Hutschenreuther-Werk in Hohenberg an der Eger waren hoch qualifizierte Arbeiter damit betraut, das weiße, glasierte Porzellan mit dunkelblauen, unter einer Glasur liegenden, von Goldlinien gerahmten Kobaltbändern zu verzieren. Das von Hand aufgetragene Goldmonogramm, Goldlinien und Goldbänder, Vollgoldknäufe und teilvergoldete Henkel rundeten die Dekoration ab. Das repräsentative und alle Eventualitäten eines großen Haushaltes berücksichtigende Service, eine Schenkung von Eleonore Sachs, könnte im Rahmen einer musealen Nutzung von Schloss Mainberg zur Inszenierung einer festlichen Tafel im Roten Saal dienen.

7. Porträt des Franz Stephan Sartorius

Dieses Porträt von Franz Stephan Sartorius erwarb der Förderverein2023 im Wiener Kunsthandel.
Foto: Anand Anders | Dieses Porträt von Franz Stephan Sartorius erwarb der Förderverein2023 im Wiener Kunsthandel.

Das prunkvoll gerahmte Pastellporträt zeigt den letzten Würzburger Amtskeller auf Schloss Mainberg, Franz Stephan Sartorius (1754–1821), der sich dem Würzburger Maler Matthäus J. Menna 1814 in seiner Galauniform präsentierte. Sartorius stammte gebürtig aus Würzburg. Von 1794 bis 1804 war er Mainberger „Amtskeller und Forstmeister“, im Anschluss daran bis 1821 Landrichter (Landrat) von Bischofsheim v. d. Rhön. „Amtskeller“ ist der Titel des höchsten bürgerlichen Beamten an der Spitze eine hochstiftischen Amtes. Sartorius wohnte im Schloss und war Vertreter des adeligen Oberamtmanns, der zu Füßen des Schlosses im modernen, 1708/10 von Joseph Greising erbauten Amtshaus wohnte.

8. Senftöpfchen „Schloss Mainberg“

Dieses Senftöpfchen, eine Schenkung von Chris und Volker Schmitt aus Mainberg, steht für Mainberg-Nippes.  
Foto: Anand Anders | Dieses Senftöpfchen, eine Schenkung von Chris und Volker Schmitt aus Mainberg, steht für Mainberg-Nippes.  

Bedeutende Bauwerke, man denke nur an Neuschwanstein, dienen nicht selten als Motiv zur Verzierung von Andenken, Erinnerungstücken und Gebrauchsgegenständen minderer Qualität. Auch das Schloss wurde vielfach als Motiv für Reklamemarken, Sammelbilder und Bierdeckel oder zur Dekoration von Tellern, Schüsseln, Aschenbechern, Krügen, Weingläsern, Einkaufstaschen und Lesezeichen verwendet. Beispielhaft für zum Teil skurrilen Mainberg-Nippes steht dieses Senftöpfchen in Form einer Miniatur-Kloschüssel mit hölzernem Klodeckel, der seitlich zwei Schüsselchen für Salz und Pfeffer beigefügt sind.

Die Ausstellung des Fördervereins "Gefunden, gekauft, geschenkt", ist bis 5. Januar in der Burggasse 17 zu sehen. Die Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Schloss Mainberg: Der Förderverein zeigt noch bis Januar eine Ausstellung mit Schloss-Inventar.  
Foto: Patty Varasano | Schloss Mainberg: Der Förderverein zeigt noch bis Januar eine Ausstellung mit Schloss-Inventar.  

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