Der EDV-Schulungsraum im ersten Stock des Landratsamtes am Schillerplatz ist im Moment nicht wiederzuerkennen. Seit 13. März ist dort die Telefonzentrale für das Bürgertelefon, Trennwände, vier Computer und vier Telefone pro Tischreihe. Bis zu elf Mitarbeiter beantworten die Fragen der Bürger, 300 bis 400 Telefonate gibt es im Durchschnitt pro Tag.
Michaela Berthel leitet das Team und ist sehr zufrieden, wie es im Moment läuft. Zumal das positive Feedback der Bürger sie bestärkt. Der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Mathias Gehrig, erzählt die Geschichte, wie ihn ein Corona-Patient während des Telefonats lobte, er sei so freundlich und das bei all dem Stress. Das freute Gehrig, "aber es ist Teil unseres Jobs, auch wenn wir die selbe Frage zum 20. Mal gestellt bekommen, müssen wir immer noch freundlich sein."
Landratsamt ist auch Katastrophenschutzbehörde
Michaela Berthel arbeitet normalerweise im Landratsamt als Kassenleiterin. Im Team sind Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen des Landratsamtes, der Kfz-Zulassungsstelle, der Stadt und aus dem Gesundheitsamt, die vor allem medizinische Fragen kompetent beantworten können. Das Thema Bürgertelefon in einer Notsituation ist für Berthel und ihre Kollegen kein neues, sie haben vor einiger Zeit schon eine spezielle Ausbildung dafür gemacht, da das Landratsamt auch Katastrophenschutzbehörde ist. Auch bei anderen Ereignissen, zum Beispiel schweren Überschwemmungen oder anderen Unglücken, kann es nötig sein, dass ein Bürgertelefon gebraucht wird, um die Fragen der Bevölkerung zu beantworten.
Das Bürgertelefon des Gesundheitsamts ist Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr unter der 09721 55 745 erreichbar. Bis zu 400 Anrufe gibt es am Tag. Herausfordernd ist vor allem, immer die aktuellsten Informationen der Ministerien in München weitergeben zu können. Als die Ausgangsbeschränkungen am Wochenende der Kommunalwahl erlassen wurden, schnellten auch die telefonischen Nachfragen nach oben.
Für Michaela Berthel ist es wichtig, entsprechend fundiert antworten oder an die richtigen Stellen verweisen zu können. "Am Anfang wollten viele Menschen wissen, was das Coronavirus ist, welche Symptome, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie an diesem oder jenem Ort gewesen sind", erzählt sie. Es sei teilweise sehr viel zu tun gewesen, "das erste Wochenende mit der Ausgangssperre war schon hart, wir waren mit elf Mitarbeitern am Telefon."
Fragen der Bürger decken breites Spektrum ab
In den folgenden Tagen änderten sich dann die Fragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen standen mehr im Mittelpunkt, zum Beispiel Verdienstausfall und Kurzarbeit. Natürlich auch: "Was darf ich während der Ausgangsbeschränkungen und was nicht?" Dabei durchaus detailliert wie etwa "Darf man umziehen, darf man am Baggersee radeln, darf man Stand-up-Paddeling machen?"
Berthels Hauptaufgabe ist die Koordination. Die Mitarbeiter am Telefon haben alle Computer vor sich, auf denen sie schnell die entsprechend aktuellste Information zu einem Thema abrufen können. Wichtig zu wissen ist, dass das Bürgertelefon in aller erster Linie für allgemeine gesundheitliche und hygienische Anfragen dient. Bei Fragen zur Ausgangsbeschränkung, zu Wirtschaftshilfen und sozialen Themen bittet das Team darum, sich zuerst auf den Internetseiten des Landratsamts oder der Stadt beziehungsweise des Freistaats Bayern kundig zu machen. Viele Fragen können auf diesen Seiten bereits geklärt werden.
Ergebnisse von Coronavirus-Tests gibt es grundsätzlich nicht am Bürgertelefon
Wichtig zu wissen: Es werden keine Testergebnisse an Patienten, die auf das Coronavirus getestet wurden, bekannt gegeben. Das machen Gesundheitsamt oder Kassenärztliche Vereinigung immer im direkten Gespräch selbst. Grundsätzlich finden laut Landratsamt-Pressemitteilung derzeit Corona-Testungen in zweierlei Weise statt: Zum einen Testungen über die Kassenärztliche Vereinigung in Bayern (KVB), die vorher über die entsprechende Telefonnummer 116 117, die Hausärzte oder das Gesundheitsamt veranlasst wurden. Diese Testergebnisse werden – selbst wenn sie durch das Gesundheitsamt veranlasst wurden – ausschließlich durch die KVB beziehungsweise die Hausärzte mitgeteilt oder können über die Telefonnummer 116 117 abgefragt werden. Die KVB informiert bei diesem Testweg die Gesundheitsämter nur bei positiven Testergebnissen, so das Landratsamt.
Zum anderen besteht seit 20. März als zweite Möglichkeit die gemeinsame Teststelle von Stadt und Landkreis Schweinfurt. Die Teststelle ist ausschließlich für Personen geöffnet, die vom Gesundheitsamt dorthin verwiesen wurden. Die positiven Ergebnisse dieser Testungen werden nach Vorliegen durch das Gesundheitsamt den betroffenen Personen unverzüglich, negative Ergebnisse aufgrund der hohen Belastung mit einem zeitlichen Versatz, mitgeteilt.
Bei beiden Testwegen, so das Landratsamt, "wird vom Abstrich bis zum Ergebnis von einer Dauer von drei bis fünf Tagen ausgegangen. Aufgrund der Vielzahl der Proben und der daraus resultierenden hohen Belastung der Labore kann sich jedoch das Vorliegen eines Ergebnisses durchaus bis zu einer Woche hinziehen."
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