Es liegt vor der Haustür und ist trotzdem nicht greifbar: Doch jetzt stehen die Zeichen gut, dass die Gemeinde Geldersheim vorzeitig ein Stück der Konversionsfläche am westlichen Rand des Conn-Barracks-Geländes erwerben kann, um dort einen neuen Bauhof zu errichten. "Wir warten auf ein Angebot der Bima", bestätigt Bürgermeister Thomas Hemmerich entsprechende Kaufverhandlungen mit der Eigentümerin des Areals, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Das sind gute Nachrichten für Geldersheim. Seit Jahren sucht die Gemeinde nach einer Lösung für ihren Bauhof. Die ehemalige alte Hofstelle mitten im Dorf erfüllt längst nicht mehr die Anforderungen eines zeitgemäßen Bauhofs und ist behördlicherseits nur noch geduldet. Klar ist deshalb schon lange, dass der Bauhof an der jetzigen Stelle keine Zukunft haben wird. Doch wo könnte ein Neubau entstehen? Der Flächennutzungsplan sieht keine Möglichkeiten mehr vor, Flächen für einen Bauhof auszuweisen. Diese scheitern am Lärmschutz und an Umweltauflagen.
Da liegt es nahe, den Blick über den Zaun zu werfen, auf das Konversionsgelände, das sich zum Großteil auf Geldersheimer Gemarkung erstreckt und das zu einem Gewerbepark entwickelt werden soll. Als idealen Standort für den Gemeindebauhof hat man eine 1,8 Hektar große Fläche am westlichen Rand des Conn-Barracks-Geländes ausgemacht, direkt hinter dem sogenannten Geldersheimer Tor. Das Areal hat zwei Vorteile: Es liegt zentral und die Zufahrt ist erschlossen. Von hier aus würde sich sowohl das Dorf als auch ein künftiger Gewerbepark in den Conn Barracks gut bedienen lassen. Und groß genug ist es auch, um den Bauhof bei Bedarf erweitern zu können.
Auch der Motorpool wurde aus der Konversionsfläche herausgelöst
Bislang hatte die Gemeinde Geldersheim keinen Zugriff auf dieses Filetstück, weil die Bima als Eigentümerin des Konversionsgeländes den Verkauf nur als Ganzes vorgesehen hat. Eine Ausnahme hatte sie lediglich beim ehemaligen Motorpool der US Army gemacht. Dieser liegt auf der anderen Seite der B 303 und konnte schon 2017 von der Gemeinde Niederwerrn für die Ansiedlung der auf Autotechnik spezialisierten Tochter Autoliv des schwedisch-amerikanischen Weltkonzerns Vioneer erworben werden. Der Verkauf des großen Rests der Konversionsfläche aber soll mit dem dafür gegründeten Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Conn-Barracks abgewickelt werden, in dem der Landkreis Schweinfurt, die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie die Stadt Schweinfurt zusammenarbeiten.
Der Zweckverband hat sich das Ziel gesetzt, eine gemeinsame und interkommunale Planung, Erschließung und Vermarktung der Liegenschaft Conn-Barracks zu ermöglichen. Auf dem rund 203 Hektar Fläche umfassenden Areal soll ein Gewerbe- und Industriepark mit mindestens 100 Hektar Gewerbefläche geschaffen werden.
Mit Blick auf das gut erschlossene Konversionsgelände und den geplanten Gewerbepark dort hat Geldersheim in den vergangenen Jahren keine neuen Bauflächen ausgewiesen. Inzwischen aber ist es sieben Jahre her, dass die US Army Schweinfurt verlassen hat, und die zivile Nachnutzung der Conn-Barracks ist noch immer nicht in Sicht. Rechtlich hat der Zweckverband für den Erwerb des Areals zwar alles Notwendige auf den Weg gebracht. Doch um in Kaufpreisverhandlungen einsteigen zu können, müssen unter anderem auf der 200 Hektar großen Fläche erst noch Kampfmittelsondierungen erfolgen.
Auch die Zukunft des Ankerzentrums muss geklärt sein. Die Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaats Bayern für Asylbewerber belegt 17 Hektar der Konversionsfläche, in der der Gewerbepark geplant ist. Und sie blockiert die Zufahrt zur B 303, die für die gewerbliche Nutzung des Areals benötigt wird.
Geldersheim aber braucht eine Lösung für seinen Bauhof. Mit dem Einverständnis der anderen Mitglieder des Zweckverbands hat Bürgermeister Hemmerich deshalb im Sommer vergangenen Jahres erste Gespräche mit der Bima aufgenommen, vorzeitig Konversionsgelände für den geplanten Neubau des Bauhof zu erwerben. Die waren fruchtbar. Denn Hemmerich rechnet damit, dass die Bima schon in den nächsten Wochen ein Angebot vorlegen wird.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt die Bima entsprechende Verhandlungen mit der Gemeinde Geldersheim. Aktuell werde der Verkehrswert für die angefragte Fläche ermittelt.
Kommunen haben ein Erstzugriffsrecht
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ist bei der Veräußerung von Liegenschaften an die Vorgaben der Bundeshaushaltsordnung gebunden, wonach Grundstücke nur zu ihrem vollen Wert verkauft werden dürfen. Das heißt: Kommunen können im Rahmen der sogenannten Erstzugriffsoption Liegenschaften ohne Bieterverfahren erwerben, aber nur zu dem gutachterlich ermittelten Verkehrswert. Voraussetzung ist außerdem, dass die Kommunen die Liegenschaften unmittelbar zur Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe benötigen. Für die Fläche, die Geldersheim erwerben möchte, trifft dies mit der Nutzung für einen Bauhof zu.
Bleibt noch die Frage der Altlasten. Laut Bima haben die Kampfmittel- und Altlastenuntersuchungen, die der Bund üblicherweise vor dem Verkauf einer Liegenschaft durchzuführen hat, "soweit möglich bereits stattgefunden". Der Kaufvertrag könne geschlossen werden, sobald das Verkehrswertgutachten vorliege und Einvernehmen mit der Gemeinde Geldersheim über die Vertragsinhalte erzielt worden sei.