zurück
Schweinfurt
Chinesische E-Autos in Schweinfurt bauen? OB soll sich um Werk von Xpeng bemühen
Der chinesische Autohersteller sucht aktiv nach einem neuen Weg in Europa. Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka mahnt zur Eile.
Ein Elektroauto lädt auf diesem Symbolbild an einer neuen Schnellladesäule. Die Schweinfurter Grünen haben nun den Oberbürgermeister aufgefordert, sich beim chinesischen Elektroautohersteller Xpeng für dessen geplantes neues Werk in Europa zu bewerben.
Foto: Julian Stratenschulte | Ein Elektroauto lädt auf diesem Symbolbild an einer neuen Schnellladesäule. Die Schweinfurter Grünen haben nun den Oberbürgermeister aufgefordert, sich beim chinesischen Elektroautohersteller Xpeng für dessen ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.09.2024 02:28 Uhr

Auf den ersten Blick klingt der Antrag abenteuerlich, und der Name ist ein Zungenbrecher: Die Grünen-Fraktion im Schweinfurter Stadtrat mit Sprecher Holger Laschka forderte in einem Eilantrag Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) dazu auf, sich um eine Ansiedelung des geplanten neuen Werkes des chinesischen Elektroauto-Herstellers Xpeng in Europa zu bemühen.

Derzeit hat Schweinfurt nach dem Weggang von Thomas Herrmann nach Würzburg Anfang Juli keine Leitung der städtischen Wirtschaftsförderung. Erst Ende September wird der Stadtrat entscheiden, wie es mit der Wirtschaftsförderung weitergeht und wann eine entsprechende Leitungsstelle ausgeschrieben wird. Bis dahin ist vor allem der Wirtschaftsreferent gefragt, und das ist der Oberbürgermeister in Personalunion. Er solle sich, so Laschka, "vordringlich und persönlich um das Projekt kümmern".

Der Antrag der Grünen passierte den Ferienausschuss einstimmig und stieß auch auf Wohlwollen bei Sebastian Remelé. Er werde das Anliegen aufnehmen und sich kümmern, so der OB, der aber auch darauf verwies, dass die Stadt selbst für ein großes Produktionswerk, dessen Rahmenbedingungen man nicht kenne, wohl keine Flächen habe. Gleichwohl stehe man mit der geplanten Gewerbefläche in den Conn Barracks mit knapp 200 Hektar in den Startlöchern, dort könne er sich eine solche Ansiedelung sehr gut vorstellen, so der OB.

Volkswagen hat in eine Beteiligung an dem Unternehmen investiert

Holger Laschka hatte darauf verwiesen, dass zu Beginn dieser Woche der chinesische Elektroauto-Bauer im Rahmen seiner Bilanzpressekonferenz erklärt habe, man suche aktiv nach einem Produktionsstandort in Europa. Die Firma wurde 2014 gegründet von ehemaligen Führungskräften der Guangzhou Automobile Group. Im vergangenen Jahr beteiligte sich der Volkswagen Konzern mit 700 Millionen Dollar und erwarb fünf Prozent der Anteile. Es wurden eine umfangreiche Partnerschaft und die gemeinsame Entwicklung zweier Elektroautos der Mittelklasse vereinbart, die bereits 2026 Marktreife haben sollen, wie in Fachmagazinen zu lesen ist.

"Es wäre eine gute Chance, Schweinfurt vorwärtszubringen", betonte Holger Laschka mit dem Verweis, dass gerade die Betriebe der Großindustrie, die für die Automobilindustrie als Zulieferer arbeiten, in den vergangenen Jahren bewiesen hätten, dass sie mit der Transformation zur Elektromobilität umgehen könnten.

Seinen Informationen nach, so Laschka, der Pressesprecher beim schwedischen Wälzlagerhersteller SKF ist, "wollen derzeit viele chinesische Firmen neue Standorte in Europa und Deutschland eröffnen, um den drohenden EU-Strafzöllen zu entgehen". Ein ähnliches Vorgehen könne man auch bei deutschen Herstellern sehen, die zum Beispiel in den USA direkt produzierten.

"Es wäre eine gute Chance, Schweinfurt vorwärtszubringen."
Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka.

Laschka findet, "mit einer erfolgreichen Ansiedelung von Xpeng kann man den aktuellen regionalen Strukturproblemen im industriellen Bereich in Schweinfurt begegnen". Zumal es ein großes Potenzial gut ausgebildeter Facharbeiterinnen und Facharbeiter gebe und dazu die Technische Hochschule mit ihren Ingenieurs-Studiengängen. Laschka erklärte, aus seiner Sicht sei "Eile geboten, denn die Chinesen werden schnell handeln".

Wenn der Zweckverband Conn Barracks die ehemalige US-Kaserne von der Bundesimmobilienanstalt gekauft hat, wäre eine Ansiedelung wie die von Xpeng mit einem Werk auf der gut 200 Hektar großen Fläche eine Option.
Foto: Anand Anders | Wenn der Zweckverband Conn Barracks die ehemalige US-Kaserne von der Bundesimmobilienanstalt gekauft hat, wäre eine Ansiedelung wie die von Xpeng mit einem Werk auf der gut 200 Hektar großen Fläche eine Option.

Schweinfurter Grüne bitten Wirtschaftsminister Robert Habeck um Unterstützung

Seinen Vorschlag, mit "Invest in Bavaria" vom bayerischen Wirtschaftsministerium zusammenzuarbeiten und über die Grünen das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit Wirtschaftsminister Robert Habeck einzubinden, übernimmt der OB. Laschka hat auch schon an seinen Parteifreund geschrieben, mit der Bitte um "Unterstützung und aktive Begleitung des Vorhabens der Stadt Schweinfurt, eine Produktionsstätte von Xpeng hier anzusiedeln".

Bewerbungen für Produktionsstandorte von weltweit agierenden Unternehmen hatte es in der Region Schweinfurt schon zuvor gegeben. Vor einigen Jahren suchte BMW einen neuen Standort für ein Werk, das schließlich in Leipzig gebaut wurde. Auch für den Intel-Standort für eine Mikrochip-Fabrik, die auf Initiative der Ampel-Regierung in Deutschland mit mehreren tausend Arbeitsplätzen in Magdeburg entsteht, hatte sich der Zweckverband Conn Barracks beworben.

Der chinesische Konzern hat nach eigenen Angaben derzeit knapp 16.000 Mitarbeitende, sein Deutschland-Sitz ist in München. Der Jahresumsatz 2022 betrug 3,9 Milliarden Dollar, laut Fachkreisen sollen durch den börsennotierten Konzern vergangenes Jahr 141.601 Fahrzeuge verkauft worden sein. Laut dem Verband der Automobilindustrie wurde im vergangenen Jahr alleine in China mit 7,3 Millionen Einheiten jedes zweite Elektroauto weltweit verkauft. Mit 700.200 Zulassungen von Elektroautos ist Deutschland nach wie vor der drittgrößte Markt weltweit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Geldersheim
Oliver Schikora
Autofirmen
Bundesministerium für Wirtschaft
Chinesische Konzerne
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Elektroautos
Grünen-Fraktion
Instagram-Inhalte
Robert Habeck
Sebastian Remelé
Stadt Schweinfurt
Verband der Automobilindustrie
Volkswagen AG
Wirtschaft in Schweinfurt
Zulieferunternehmen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Edith Kram
    Wie sich ausländische Firmen an deutsches Arbeitsrecht halten hat man in der Vergangenheit immer wieder zu hören bekommen.

    Und wer denkt, dadurch wie es billiger, darf sich gerne mal auf der Webseite www.nio.com/de_DE umsehen.
    Günstiges Auto, wenn man zufällig einen Akku zuhause herumstehen hat........

    Und wo bleibt wieder mal das "Grüne Gewissen"?
    Noch mehr Flächenversiegelung für's neue Werk, wo kommen die Batterien her und auf welchem Wege entstehen die Bauteile?

    Deutschland sollte den "Energie-Geiern" endlich das Handwerk legen und zudem die Lohn-Nebenkosten senken. Dazu noch einen staatlichen Deckel auf die ausufendern Gehälter für "Führungskräfte ohne Haftung und Verantwortung" und noch höhere Zölle für Einfuhren aus Ländern mit bekannten Menschenrechtsverletzungen.

    Billiger Strom, günstige Produktionskosten - dann geht's auch ohne China selbst mit Schweinfurt wieder aufwärts.

    Gerhard Fleischmann
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Norbert Meyer
    Bei grünen Vorschlägen immer genau das Gegenteil machen, damit ist man immer am Besten
    gefahren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Das ist ja eine altbekannte Strategie der konservierenden Parteien.
    Und dabei ist es sogar grundsätzlich egal, ob Vorschläge sinnvoll sind oder nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sabine Götz
    Unterfranken ist doch eh schon die trockenste Ecke Bayerns. Falls es zum Werk käme, herrje der Wasserverbrauch. Einmal bitte den Main umleiten?

    Zudem die Größe der Fahrzeuge. Mittelklasse-Wägen? Wirklich?? Die werden dann 45.000€+x kosten und keiner kann die sich wirklich leisten.
    Anstelle dass man kleine E-Flitzer wie den Twizy baut, bei denen sich der E-Antrieb auch wirklich lohnt - Nein. Lieber größer, schwerer, teurer.
    E-Fahrzeuge machen nur dann Sinn, wenn sie in Städten und stadtnahem Umland genutzt werden (Twizy z.B. 80km Reichweite langt total für SW-Schwebheim/SW-Werneck).

    ...aber wer weiß, vielleicht finden ja die Mitarbeiterinnen des St. Josef ja im geplanten Werk eine neue Stelle *Ironie Off*
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Magda Hartmann
    XPENG wird niemals in Deutschland fertigen, dafür sind die Löhne viel zu hoch.
    Die werden sich ähnlich wie BYD auf Ungarn, Rumänien oder Bulgarien konzentrieren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    BYD produziert noch keine PKW in Europa und ob das Bauprojekt in Ungarn schon begonnen hat ist ungewiss.

    https://www.electrive.net/2024/02/06/byd-plant-eroeffnung-seiner-ungarischen-e-auto-fabrik-binnen-drei-jahren/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Wer vor ca. 15 Jahren in China unterwegs war und stundenlang und kilometerweit staunend an Baukränen vorbei fuhr konnte sehen, dass ein wirtschaftlicher Gigant entsteht. Dabei ein mulmiges Gefühl, weil es sich um eine Diktatur handelt. Dieser sehr effizienten Dampfwalze hat die soziale Marktwirtschaft leider wenig entgegen zu setzen. Ein Drama, wenn bei uns 2 Windräder gebaut werden sollen. Riesenaufschrei! In China wurden für den 3-Schluchten Staudamm ca. 1,8 Mio. Bürger umgesiedelt (siehe Wikipedia) also die Einwohnerzahl Thüringens. Sicher, alles ungerecht und undemokratisch. Nur es nützt dem deutschen Autobauer wenig, wenn chinesische Wettbewerber Vorteile u.a. durch billigen Strom haben und VW & Co. preislich die Ecke drängen. Was nun? Als 90-Jähriger würde ich mir keine Gedanken machen. Als 30-Jähriger würde ich die Dinge beobachten und mir Gedanken über Auswanderung machen. Bin kein Hellseher. Vielleicht kommt es auch anders. Hoffentlich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Spiegel
    Was soll man davon halten? Selbst, wenn Xpeng nach SW kommt, ist nicht klar wie lange. In China gibt es aktuell noch 100 E-Auto Hersteller. 2019 waren es noch 500. Ob Xpeng überlebt ist nicht garantiert. Auch andere werden sich um Xpeng bemühen, wahrscheinlich die VW-Standorte die demnächst geschlossen werden. Hoffentlich lassen sich sie sich nicht gegeneinander ausspielen indem jetzt ein Subventionswettlauf entsteht. Grundsätzlich möchte ich nicht, dass die Diktatoren aus China in Europa immer mehr Einfluss gewinnen. Bevor aber die Fabrik in Wolfsburg gebaut wird, wäre ich lieber für Schweinfurt. Thema Datenschutz. In Deutschland tragen die Grünen ihn wie eine Monstranz vor sich her. Bei einer chinesischen Firma, die auf Druck des Geheimdiensts alle Daten rausrücken muss spielt Datenschutz keine Rolle. Thema Gewerkschaften. Werden sich die Chinesen an deutsche Gesetze bzw. Verträge halten? Ja, zumindest eine Zeitlang, siehe Hongkong.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Das ist schon interessant. VW ächtzt unter eigener Inkompetenz, angeblich zu hohen Lohnkosten sowie chinesischer Konkurrenz und will Werke schließen. Gleichzeitig will aber der VW Partner Xpeng ein Werk in Deutschland bauen.
    Schon allein um das VW Management zu ärgern wäre es sinnvoll die Ansiedlung von Xpeng in Schweinfurt zu unterstützen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Fuchs
    Oh je, Remelé soll's managen.
    Da muss man den Jäger wieder zum Jagen tragen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Da könnten ja die Vorstände von ZF und SKF den Jäger tragen, mag er sich auch strampelnd und schreiend wehren.
    Ein Anruf von Oliver Blume könnte aber ausreichen, dass die Träger den Herrn Remelé fallen lassen würden.
    Schwierig, schwierig!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten