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Fuchsstadt
Campen auf privaten Stellplätzen im Raum Schweinfurt: Eine Nacht in Fuchsstadt
Die Autorin übernachtete auf Stellplätzen, die sie über die App Alpacacamping gefunden hat. Ihr dritter Ausflug führte sie in die Nähe des Ellertshäuser Sees.
Charlotte Wahler auf einem Stellplatz in Fuchsstadt in der Nähe des Ellertshäuser Sees. Diesen hat sie über eine Handy-App gefunden.
Foto: Anand Anders | Charlotte Wahler auf einem Stellplatz in Fuchsstadt in der Nähe des Ellertshäuser Sees. Diesen hat sie über eine Handy-App gefunden.
Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 11.08.2024 02:34 Uhr

Wer mit einem Wohnmobil oder einem zum Camper umgebauten Auto unterwegs ist, darf nicht einfach überall parken und seine Stühle ins Freie stellen: Er benötigt die Genehmigung des Grundstückbesitzers. Eine Firma aus Oberschwarzach ermöglicht Campern, solche privaten Flächen zu finden. Unsere Autorin Charlotte Wahler hat sich über die App "alpacacamping" drei Wohnmobilstellplätze gesucht und berichtet nachfolgend über ihre Erfahrungen. Heute ist sie in Fuchsstadt.

Der Ellertshäuser See – die kostbare Perle im Norden des Schweinfurter Lands! Dieser See war schon oft meine Rettung in heißen Sommermonaten, wenn nur das Schwimmen noch geholfen hat. Diesmal übernachte ich sogar hier in der Nähe, auf dem Stellplatz in Fuchsstadt, einem Gemeindeteil des Marktes Stadtlauringen.

Abkühlung im Ellertshäuser See: Charlotte Wahler übernachtete in der Nähe auf einem kleinen Wohnmobil-Stellplatz. 
Foto: Anand Anders | Abkühlung im Ellertshäuser See: Charlotte Wahler übernachtete in der Nähe auf einem kleinen Wohnmobil-Stellplatz. 

Das Navi setzt mich ab an einer Wiese, die ich nur anhand des Fotos auf der Webseite von Alpacacamping als Stellplatz identifizieren kann. Kein Hinweisschild ist zu sehen. Der Platz kostet dafür nur 12,10 Euro pro Nacht.

Direkt an einem kleinen Weiher gelegen, überfallen mich sofort die Stechmücken, sodass ich die Flucht ergreife und zum See fahre, zehn Minuten mit dem Fahrrad, herrlich. Eine Dusche gibt es dort auch.

Sitzplätze am Weiher und ein Grill vorhanden

Auf dem Rückweg entdecke ich ein italienisches Feinkostgeschäft in dem 150-Seelen-Dorf. Ansonsten bietet der Stellplatz himmlische Ruhe, ein paar verwitterte Sitzplätze am Weiher, immerhin einen Grill, und die Wiese ist auch sehr schön und hochgewachsen, sodass es einem fast leid tut, mit dem Auto darauf herumzufahren.

Charlotte Wahler an dem kleinen Weiher am Stellplatz. 
Foto: Anand Anders | Charlotte Wahler an dem kleinen Weiher am Stellplatz. 

Ich habe in den Weiten des Internets eine Wasserwaage fürs Handy gefunden, die mir hilft, eine waagerechte Liegefläche im Auto zu schaffen. An eine lange Lesenacht im Auto ist heute nicht zu denken, schade. Ich habe von Elke Heidenreich, die gerade ein wunderbares Buch über das Altern veröffentlicht hat, einen anderen Titel dabei: Ihr glücklichen Augen, lautet er, und es sind darin kurze Geschichten von ihren Reisen durch die Welt. Ein Stück Zeitgeschichte, das einem Kurt Tucholsky oder einem Erich Kästner in nichts nachsteht. Heute aber muss ich ein Moskitonetz-Provisorium herstellen, das ist langwierig, aber erfolggekrönt: Die Biester lassen mich in Ruhe und die Nacht ist gerettet.

Die Ruhe am Weiher bietet Zeit zum Philosophieren

Nach dem Frühstück am Weiher in Gesellschaft von hübschen Teichmummeln und Spatzen, die sich Wasserläufer zum Verzehr holen, habe ich noch ein bisschen Zeit zum Philosophieren. Was die glücklichen Augen alles sehen können, selbst wenn sie nur ein wenig in der näheren Umgebung herumblicken: die Sanftheit der fränkischen Landschaft, klare Badeseen, blühende Wiesen und ja, nicht nur das Sehen, auch das Hören wird deutlicher in der Stille der Natur.

Was die Vögel so zwitschern oder andere Tiere so brummen, schnarren oder knurren, das verstehen wir Menschen ja schon manchmal. Aber die Bäume? Wälder? Am Waldrand können wir das Flüstern der Bäume hören, mit der Übersetzung hapert es leider noch etwas. Wie es ist, möglichst geräuschlos inmitten eines menschenleeren Seestücks zu schwimmen, eingerahmt von Wald, mögen alle Wasserbegeisterte selbst herausfinden. Welch ein Luxus, gleich am Morgen in den See zu gleiten, bei Sonne und sanftem Wind.

Das Wasser, ja. Als Camperin haushalte ich mit dem kostbaren Nass ganz anders als Zuhause. Hier draußen lerne ich, mich mit ein paar Handvoll Wasser zu waschen, mein Frühstücksgeschirr ohne Spülmittel zu reinigen und die Möglichkeit zum Duschen ökologisch zu nutzen. Ich hoffe, dass ich etwas von diesem sparsamen Gebrauch mit nach Hause an den Wasserhahn nehmen kann.

Was sich für mich beim Campen als praktikabel erwiesen hat

Um Spaß beim Campen zu haben, ist ein Verlassen der eigenen Komfortzone wahrscheinlich notwendig. Wer will schon den Ballast des Alltags mit sich herumschleppen, Töpfe für dies und das, Maschinchen für dies und jenes? Nebenbei erweist sich das Campen wunderbar als Gehirntraining: Wo habe ich dies oder das verstaut? Wie löse ich dieses oder jenes Problem?

Beim ersten Campen habe ich beispielsweise festgestellt, dass meine "Möbel" alle zu hoch gebaut waren, also musste ich alles noch einmal absägen, zum Glück bin ich mit einer Schreinermeisterin befreundet. Über die Lüftung des Campers in der Nacht muss ich mir noch ein paar Gedanken machen. Eine Ablagefläche beziehungsweise einen "Schrank" für die Kleidung muss ich mir auch noch erfinden, wer lebt schon gern aus Koffern?

So sieht die Umgebung aus: Ein Hinweisschild, dass hier das Campen legal ist, gibt es nicht.
Foto: Anand Anders | So sieht die Umgebung aus: Ein Hinweisschild, dass hier das Campen legal ist, gibt es nicht.

Meine Gürteltasche erweist sich, um die Kopfstütze gebunden, als sehr praktikables Nachttischchen, in dem ich alles Wichtige griffbereit habe. Magneten und Nähzeug haben sich als unverzichtbar für das Leben im Wohnmobil erwiesen, gerade, wenn es so winzig ist wie meines. Und ich gestehe, ein Handbesen mit Schäufelchen war eine meiner ersten Anschaffungen.

Es ist wunderbar, ohne riesiges Wohnmobil zu verreisen

Für Menschen über 160 Zentimeter Körpergröße kann ich diese Form des Reisens jedoch nur bedingt empfehlen, denn beim Sitzen ans Autodach zu stoßen, erweist sich auf Dauer als unbequem. Andererseits ist es wunderbar, ohne ein riesiges Wohnmobil bequem verreisen zu können. Und es fördert die Beweglichkeit ungemein, das Schlafzimmer in eine Küche, in ein Wohn- oder Badezimmer zu verwandeln. Oder in eine Fahrradgarage.

Wie wunderbar, eine Lebensphase auch außerhalb der Jugendjahre genießen zu können, in der das Ausprobieren an erster Stelle steht. Neues lernen, die Welt neu entdecken, in der Nähe, in der Ferne, zu Wasser und zu Lande. Ich glaube, ich muss mir demnächst auch noch einen Schreibtisch in den Minicamper bauen.

 
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